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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Reichweite, das war allgemein bekannt.
    Nachdem sie alles Nötige besprochen hatten, wischte die Bedienung Yakos Hand von der Hüfte und rief so laut, dass es noch drei Tisch weiter zu hören war: »Da müsst Ihr euch wohl eine andere suchen, junger Herr! Oder wiederkommen, wenn Ihr etwas spendabler geworden seid!«
    Yako nippte an ihrem Becher, während Unke davoneilte. Der fruchtige Wein, der ihr die Kehle befeuchtete, war um Längen besser als der, der an die Betrunkenen ausgeschenkt wurde. Trotzdem wollte er ihr nicht richtig munden. Vermutlich lag das an den drei Tölpeln, die Unkes Abgang beobachtet hatten und daraufhin nicht mit anzüglichen Bemerkungen über bemäntelte Geizhälse sparten.
    Yako beschloss, dem ein Ende zu bereiten, bevor andere Gäste auf dieses lautstarke Gespött aufmerksam wurden. Im Ernstfall hätte sie den dreien in Windeseile alle Knochen im Leib gebrochen, doch die Gefahr, dass ihre Kapuze bei einer Rauferei vom Kopf rutschte, war einfach zu groß, und niemand durfte erfahren, wer sie in Wirklichkeit war.
    Betont lässig setzte sie den Becher ab und sah unter dem Kapuzenrand hinweg zu den Störenfrieden. Ihr Gesicht lag weiterhin im Schatten, nur ihre Blickrichtung verriet, dass sie die Spötter fixierte.
    »Oh, da wird wohl jemand wütend?«, frotzelte der Wortführer der Gruppe, die dem Zungenschlag nach aus der Gegend um Obuk stammte.
    Anstatt auf die Provokation einzugehen, öffnete Yako den Mund und spannte einige Stimmbänder an, die nur dem Volk der Phaa zur Verfügung standen. Sie brachte sie nur ganz leicht zum Schwingen, gerade so weit, dass dabei ein heller Ton entstand, der sich an der Schwelle zum Hörbaren bewegte und den sie dem schmerbäuchigen Trottel mitten ins Gesicht schleuderte.
    Dem Obuker verging umgehend das Grinsen.
    Einen Moment lang wirkte er völlig verwirrt, dann zuckte er schmerzerfüllt zusammen. Tiefe Falten furchten ihm die Stirn, während ihm ein feiner Blutfaden aus der Nase rann.
    »Verdammt noch eins!«, riefen seine überraschten Freunde. Und: »Was ist los mit dir?«
    Der Bauer, der nur eine kleine Kostprobe ihres Kriegsgeschreis zu spüren bekommen hatte, war zu keiner Antwort fähig. Von rasenden Kopfschmerzen geplagt, presste er einen Handballen gegen das betreffende Nasenloch und wollte auch schon beim Anblick des eigenen Blutes hysterisch werden.
    Die bierselige Lust, andere zu foppen und zu drangsalieren, war der Gruppe schlagartig vergangen.
    Schweigend rückten seine Kameraden zusammen und wagten nicht mehr, in Yakos Richtung zu sehen, aus Furcht, dass ihnen ein ähnliches Schicksal widerfahren könnte. Obwohl sich keine direkte Verbindung zwischen dem Kapuzenträger und der Schmerzattacke herstellen ließ, ahnten sie wohl, dass in einer Residenzstadt wie Greifenstein Magie etwas Allgegenwärtiges war, und fürchteten nun zu Recht, sich über den Falschen lustig gemacht zu haben.
    Zufrieden nahm Yako den Becher wieder auf und verfolgte neugierig, wie Unke zu Werke ging. Die Schankmaid hatte sich Unterstützung bei einer Zunftschwester geholt. Beide hielten schäumende Humpen in den Händen, die sie den Fagonern unaufgefordert auf den Tisch stellten.
    Ihre Freigiebigkeit löste große Freude aus. Nur der Rotwangige schmollte noch vor sich hin. Aber nachdem sich Unkes Zunftschwester auf seinen Schoß gesetzt hatte, war auch er wieder besänftigt.
    Unke turtelte mit dem Sichelbart, der zuerst nicht richtig wusste, wie ihm geschah. Obwohl es ihn nicht zu stören schien, dass sie in seinen krausen Haaren wühlte und ihn neckend um Ohren, Nase und Bart strich, schüttelte er immer wieder entschieden den Kopf. Doch als ihm Unke dann etwas ins Ohr flüsterte, leuchteten seine Augen auf. Vermutlich stellte sie gerade ein Schäferstündchen in Aussicht, für das sie keinen roten Heller verlangte. Anstatt deshalb misstrauisch zu werden, willigte er erfreut ein. Yako wusste das Lächeln, mit dem er nun sprach, zu deuten – sie hatte es schon oft genug bei Freiern gesehen.
    Rasch machte sie sich auf den Weg, stellte ihren Weinbecher im Vorübergehen auf dem Tresen ab und öffnete eine Seitentür, die Gäste eigentlich nur in Begleitung von Schankmaiden betreten durften. Dabu hielt sie trotzdem nicht zurück. Ehe sonst jemand begriff, was gerade geschah, verschwand sie bereits in einem steilen Treppenaufgang, der in das darüberliegende Stockwerk führte.
    Rasch eilte sie die schmalen Stufen empor und gelangte auf einen engen Flur, von dem zahlreiche

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