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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ganz und gar nicht beängstigt. Sie inspizierten das Fahrzeug ungezwungen und bewundernd. Das gab ihm den Mut, sich aufzusetzen und seine Situation genauer in Augenschein zu nehmen.
    Der Anblick der Zügel ließ ihn begreifen. Im Maul der gigantischen Schlange war keine Kandare. Diese kompakte Masse Muskel war keinesfalls dadurch dirigierbar, daß man an ihrem Mund zog. Statt dessen waren die Zügel mit den beiden Ohröffnungen verbunden, die sich direkt hinter den Augen befanden.
    Talea ging zum Kopf der Schlange und sammelte die Zügel ein. Sie ruckte kurz und hart und rief ein Wort. Das Reptil, das zweimal so dick war wie Jon-Tom hoch, drehte sich herum und legte den Kopf gehorsam auf den Boden. Rote Augen starrten ausdruckslos nach vorn.
    Jon-Tom hatte sich aufgerappelt und ließ sich von einem überschwenglichen Mudge mitziehen. »Na dann komm, Kumpel! Du bist mir aber 'n verdammt guter 'Exer! Tut mir leid, daß ich mich über dich lustig gemacht 'abe.«
    »Vergiß es!« Kopfschüttelnd befreite er sich aus seiner geistigen Lähmung und ließ sich zu der großen Schlange führen. Sie war mindestens zwölf Meter lang, obwohl ihr immenser Umfang sie kürzer erscheinen ließ. Auf dem Rücken waren vier Sättel befestigt, allerdings nicht mit um den Bauch laufenden Gurten wie bei einem Pferd, sondern? durch eine absonderliche Saugvorrichtung, die die Sitze dicht an die glatten Schuppen preßte.
    Als er sich ein wenig beruhigt hatte, mußte er zugeben, daß die Schlange mit ihren roten, blauen und orangefarbenen Bändern, die, einander abwechselnd, den ganzen Körper umliefen, recht nett anzusehen war. Das war also das ›Fahrzeug‹ , das sein Lied hierher ›gebannt‹ hatte. Die Magie hatte funktioniert, allerdings in die Begriffe dieser Welt übersetzt. Offensichtlich waren seine Fähigkeiten nicht so mächtig, daß die magischen Kräfte seine Wünsche wortwörtlich umsetzten.
    »Ist sie giftig?« war die erste Frage, die ihm einfiel.
    Mudge stieß sein hohes tschilpendes Otterlachen aus und drängte Jon-Tom zu einem der hinteren Sättel. »Gott, du bist 'n komischer Kerl, Kumpel!« Talea hatte bereits die Führungsposition eingenommen. Sie wartete ungeduldig darauf, daß ihre Begleiter aufsaßen.
    »Das is 'ne L'boreanische Reitschlange, und wogegen, frage ich dich, sollte sie sich mit Gift verteidigen müssen? Außer gegen einen ihrer Verwandten, und ihre Zähne sind wirklich groß genug, um diese gelegentlichen Familienstreitigkeiten durchzuste'en.«
    »Wovon zum Teufel, lebt etwas so Großes?«
    »Oh, andere Echsen 'auptsächlich. Alle großen nichtintelligenten Pflanzenfresser, die sie in der Wildnis finden kann.«
    »Trotzdem sind einige von ihnen zum Reiten abgerichtet?« Mudge schüttelte den Kopf über diesen offensichtlichen Witz.
    »Na, was glaubst du wohl, wof ü r die ' i er sind ? « E r rüttelte lautstark an einem Ledersattel. Die Steigbügel waren ein wenig zu hoch für ihn, aber starke Arme zogen ihn so weit hoch, bis er die Füße hineinstecken konnte.
    »Na, dann klettere an Bord, Kumpel, und reite!«
    Jon-Tom ging zum letzten der Sättel. Er stellte einen Fuß in den Steigbügel, packte den Sattelknauf und zog sich hoch. Sein linker Fuß stieß gegen die Flanke des Wesens, das von der Berührung keine Notiz nahm. Es war, als würde man gegen eine Stahlschiene treten.
    Als er oben war, konnte er über Mudges Schulter das Leuchtfeuer von Taleas Haar sehen. Sie stieß ein leises Zischen aus. Die Schlange setzte sich gehorsam in Bewegung, Jon-Tom umfaßte den wie eine große Öse geschwungenen Griffknauf, um sich festen Halt zu verschaffen.
    Die Bewegung war anders als alles, was er je mitgemacht hatte; sie kam ihm unglaublich sanft vor. Sie erinnerte ihn an den Schritt der Echsen, die ihren Wagen gezogen hatten; nur daß die Schlange, da sie keine Beine hatte, ein noch glatteres, weicheres Reiten ermöglichte. Technisch gesehen hatte sie überhaupt keine Gangart.
    Es gab kein Schütteln und kein Stoßen. Die Schlange glitt wie öl über Höcker und Geröllbrocken. Nach einigen Minuten vibrationslosen Reitens fühlte Jon-Tom sich sicher und ließ den Griff los. Er entspannte sich und genoß die vorbeiziehende Waldlandschaft. Es war verblüffend, wie der Geist sich entspannen konnte, wenn einem die Füße nicht mehr weh taten.
    Er vergewisserte sich, daß ihm die Duar sicher vor dem Bauch und der Kampfstab ebenso sicher am Rücken hing; dann setzte er sich zurück und erfreute sich an dem Ritt.

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