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Bannsänger

Bannsänger

Titel: Bannsänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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auf.
    Einmal ertappte er sich dabei, wie er leise Worte sang, und neben der Schlange bildete sich etwas Grünes. Verdammt, so ging das nicht! Um völlig sicherzugehen, mußte er etwas ohne Text nehmen.
    Er änderte das Spiel der Finger auf den Saiten. Besser, dachte er. Dann bemerkte er, daß Mudge ihn anstarrte.
    »Stimmt was nicht?«
    »Was zur 'ölle tust du da, Jon-Tom?«
    »Das ist eine Bach-Fuge. Ein ziemlich bekanntes Stück in meiner Welt.
    »Zur 'ölle damit, Kumpel! Ich bezie'e mich nich auf deine Musik. Ich bezie'e mich auf deine Begleiter.«
    Seine Stimme klang sonderbar gedämpft, nicht richtig beunruhigt und nicht richtig entspannt. Jon-Tom blickte nach rechts... und mußte sich am Sattelgriff festhalten, um nicht hinunter zufallen.

X
    Er starrte direkt auf einen gewaltigen Schwarm von Nichts. Das hieß, es schien vielmehr, als sei dort eindeutig etwas vorhanden. Hunderte von Etwassen, genaugenommen. Aber wenn er sie ansah, wenn er sie ansehen wollte, waren sie nicht da.
    Sie hatten sich nach links bewegt. Er wandte sich ihnen zu, und noch während er das tat, hatten sie sich irgendwo anders hin bewegt.
    »Über dir, Kumpel... glaube ich.« Jon-Toms Kopf flog nach hinten, gerade rechtzeitig, um die Abwesenheit von Was immer es auch gewesen sein mochte zu erspähen. Sie bewegten sich hinter einen großen Gingkobaum, wo er sie nicht sehen konnte, weil sie ihre Position zu einer Stelle links von ihm verlagert hatten, wo sie nicht mehr waren und...
    Ihm wurde schwindlig.
    Es war, als würde er ein visuelles Echo jagen. Immer wieder quälte er seine überreizten Netzhäute: Er drehte sich um, und da waren nur die Schatten von Geistern.
    »Ich sehe überhaupt nichts. Immer nur fast, aber nie wirklich.«
    »Natürlich.« Mudge grinste jetzt. »Genau wie ich – wir se'en sie, wenn sie nich mehr da sind.«
    »Aber du hast sie doch gerade eben angesehen«, sagte Jon- Tom, der sich jetzt sehr albern vorkam, weil er wußte, daß da eindeutig etwas in ihrer Nähe im Wald war. »Du hast mir gesagt, daß ich da hinsehen sollte, wo sie waren.«
    »Du 'ast 'alb recht, Kumpel. Ich 'abe dir gesagt, wo du 'inse'en solltest, aber nich, daß sie da waren. Man kann nur se'en, wo sie gewesen sind, nich, wo sie sich befinden.« Er kratzte sich am Ohr, während er über die Schulter nach hinten blickte. »Es klappt nie. Man kann sie nie se'en, aber die Leute, die das Glück 'aben, sie einmal fast zu se'en, versuchen es immer wieder. Da!« Er zeigte brüsk nach rechts. Jon-Toms Kopf ruckte so heftig heru m , daß sich ein Nerv i m Nacken verkra m pfte; der Sc h m erz ließ ihn zusammenzucken. Nachbilder sichtbarer ›Fußspuren‹ bildeten sich in seinem Gehirn.
    »Sie sind überall um uns 'erum«, meinte Mudge.
    »'Auptsächlich um dich.«
    »Was? Wer?« Sein Gehirn begann sich so zu verdrehen wie seine Sehnerven. Es war schlimm genug, etwas nicht sehen zu können, von dem man wußte, daß es da war. Schlimmer noch war es, nicht zu versuchen, sich vorzustellen, was sie waren. Oder nicht waren. Es war wie bei Magneten: Man konnte die abstoßenden Pole dicht aneinander heranbringen, aber im letzt möglichen Augenblick glitten sie auseinander.
    »Gnietschies.«
    Jon-Tom drehte sich ruckhaft nach links. Wieder ging sein Blick ins Leere. Er war sicher, daß er seine Augen nur einen halben Zentimeter weiter bewegen mußte, um, was immer dort war, klar im Sichtfeld zu haben. »Was zum Teufel sind Gnietschies?«
    »Ach nee, du meinst, do wo du 'erkommst, gibt's sie nich?«
    »Da, wo ich herkomme, gibt's viel von dem nicht, woran du gewöhnt bist, Mudge.«
    »Ich dachte immer...« Der Otter hob die Achseln. »Die Gnietschies sind überall um uns. Zu bestimmten Zeiten sind sie sichtbarer als zu anderen – oder weniger unsichtbar, sollte man vielleicht sagen. Millionen und Abermillionen.«
    »Millionen? Warum kann ich dann nicht einen einzigen sehen?«
    Mudge warf die Arme hoch. »Na, das is 'ne gute Frage, wa?
    Ich weiß es nich. Niemand weiß es. Nich mal Clodsahamp, würde ich wetten. Und was sie sind – das is 'n anderes 'übsches Rätsel. Eine der besten Beschreibungen, die ich über sie ge'ört 'abe, is, daß sie die Dinge sind, die man. gese'en 'at, wenn man den Kopf dreht, und es is nichts da, aber man is sicher, daß da irgendwas war. Gnietschies sind das, was man fast im Augenwinkel sieht, und wenn man den Kopf dreht, um 'nen Blick draufzuwerfen, is es nich mehr da. Sie sind die Fast- Gewesenen, die Nahe-Das, die

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