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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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neben ihn. Barakuda drehte ihm eine Zigarette, da der Konstrukteur sich auf diesen Konstrukti onszweig nicht verstand.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte Barakuda leise.
    »Eine sehr interessante Beschäftigung«, meinte Gerames. Er spie Tabakfäden aus. »Worüber?«
    »Über den Antrieb des Boots.«
    »Darüber habe ich auch nachgedacht, aber ich komme zu keinem Schluß. Eine Übertragung von den Pedalen auf die Schraube bringt in keinem Fall etwas, das Fahrt machen könnte. Selbst wenn dieser Schiffer in der Kabine geheimnisvolle Flaschenzug-Varianten versteckt hat. Unmöglich. Aber er will nichts sagen?«
    »Nur, daß wir keinen Lärm machen sollen«, sagte Barakuda leise. Er seufzte. »Daß Sie mit Ihrem Manuskript auf Huasiringa sitzen, während ich gerade Informationen über Pasdan suche, ist der erste irrsinnige Zufall. Dies hier kann, wenn ich mich nicht irre, der zweite sein.«
    »Was meinen Sie?«
    Barakuda warf die Zigarette über Bord. »Wir sind hier am Äquator. Fast jedenfalls. Auf einigen Inseln jenseits des Polarkreises, gute neuntausend Kilometer nördlich, gibt es seltsame Geschichten, die hier unten unbekannt sind. Ich bin dort oben gewesen; ist es ein irrsinniger Zufall oder nicht, daß ich, vielleicht der einzige Mensch, der überhaupt im Binnenmeer diese Geschichten kennt, nun auf diesem Boot sitze?«
    Gerames feixte. »Sie drücken sich allzu deutlich aus, gu ter Mann.«
    »Es heißt in diesen Geschichten«, sagte Barakuda verträumt, »daß eine merkwürdige Sorte seßhafter Geschöpfe in einer bestimmten Gegend des Nordens existiert; diese Tiere sind schreckhaft und lärmempfindlich. Der Sage nach fahren ihre Seelen nach dem Tod in Steine, und diese Steine erben die Lärmempfindlichkeit. Legendäre Piraten der Nordmeere verwenden die Steine angeblich als, hm, Schiffsantriebe, indem sie sie anschreien. {4} Haben Sie das Knirschen im Heckraum gehört?«
    Gerames kicherte. »Sie wollen mir doch nicht einreden, daß Sie an magische Steine mit schreckhaften Seelchen glauben? Und selbst wenn – wie sollen die aus dem hohen Norden hierhergekommen sein?«
    Barakuda lächelte müde. »Ich bin zu lange auf Shilgat, um nicht mit allem zu rechnen, und nicht lange genug, um alles zu kennen.«
    Gerames gab glucksende Geräusche von sich. »Magische Steine. So was.«
    »Geben Sie mir einen Grund an, aus dem man auf diesem Boot nur leise spricht. Und einen für die Bewegung der Heckschraube.«
    Gerames fuchtelte mit den Händen im Dunkel. »Egal, was weiß ich. Jedenfalls keine magischen Steine.«
    »Sie sind der Fachmann für Antriebe und Gleiter. Können Sie an etwas denken, das Stille und Bewegung erklärt? Und die Pedale?«
    Gerames grinste. »Fragen Sie doch einfach den Alten. Wie heißt er?«
    Barakuda nickte. »Forsal«, sagte er.
    Er ging zum Achterdeck; Gerames folgte ihm neugierig. Dante winkte Forsal, das Steuer Ang’har zu übergeben und herunterzukommen. Forsal warf seinem Maat einen schiefen Blick zu, gönnte den gleichen auch seiner Frau und kam dann herab. Ang’har übernahm das Ruder.
    Barakuda lauschte einen Moment lang dem Knirschen aus dem Heckraum; auf dem Achterdeck saß Leyso und strampelte.
    »Wie machst du das eigentlich«, fragte Barakuda leise, »daß in Häfen, wo viel Lärm ist, die Rogilseelen nicht dau ernd durchdrehen?«
    Forsal starrte ihn an; im Zwielicht der Bordlaternen traten seine Augen weißlich aus den Höhlen. Sein Mund öffnete sich und blieb ein paar Atemzüge lang offen.
    »Was … wieso …«, stammelte er.
    Barakuda wiederholte die Frage. Forsal schwieg eine Weile; schließlich raffte er sich zusammen.
    »Nun ja, da du es weißt …«, murmelte er.
    Er trat zur Tür des Heckraums und sperrte sie mit einem kleinen Schlüssel auf, den er unter seinem Hemd an einem Faden trug. Barakuda und Gerames folgten ihm in den Raum; der Konstrukteur brachte eine der Laternen mit.
    Lange standen sie da und starrten. Der Treibriemen kam aus der Holzdecke und endete in einer Schlaufe, die eine Achse trieb. Auf dieser Achse saß ein großer grüner Stein, dessen Durchmesser mehr als einen Meter betrug. Der Stein war an den Kanten mit Zähnen versehen und scheibenförmig; er drehte sich rasend schnell um die Achse. Die Zähne griffen in die eines Metallrads, das wiederum die Welle der Heckschraube trieb.
    »Wenn man«, flüsterte Forsal bleich, »sie nicht anschreit, sprengt die Seele den Stein erst viel später. Der Stein dreht sich auch weiter, wenn man ihn mit den Pedalen und

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