Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
war.
In Biyang gab es keinen Residenten des Gouvernements; Barakuda hatte den Ort nur selten besucht. Er erkundigte sich nach einem alten Mann aus der Gilde der Feinmetaller und erfuhr, er sei gestorben.
»Ist das wichtig?« fragte Gerames. Sie saßen auf der Terrasse einer kleinen Schänke und starrten auf den breiten, quirlenden Nebenfluß.
Barakuda blies über die heiße Brühe und schlürfte vorsichtig. »Halb«, gab er zurück. »Er war der einzige, den ich hier kannte. Also auch der einzige, der mich kannte. Falls es Probleme gäbe – wir sind, so ohne Gleiter und Funkgeräte, nur zwei reisende Cadhrassi. Das heißt, ich kann hier nicht als Amtsträger aus dem Isthmus Dinge in Gang bringen.«
Sie verließen die Taverne und gingen zu den Flößerschuppen, die dort, wo die beiden Nebenflüsse zusammenkamen, auf einer aufgeschütteten Halbinsel lagen. Barakuda befragte einige der Leute mit Hilfe von Münzen und erfuhr von einem, Leichen seien aus den Bergen angetrieben, ein geklemmt zwischen Stämmen. Ein anderer Mann behaupte te, Jägerinnen der Banyashil unter ihrer Fürstin Tremughati seien durch die Bergwälder gezogen, um Jagd auf Banditen und angeblich auch Jungfrauen aus Pasdan zu machen; man habe Lärm wie von Cadhrassiwaffen gehört.
Auf dem Heimweg zur Flußtaverne berichtete Dante in Stichworten von den Kämpfen in den Golzain-Höhlen. Ge rames erkundigte sich, wer eigentlich diese mysteriöse Fürstin Tremughati sei.
Dante seufzte. »Wenn ich das genau wüßte … Sie ist sicherlich die klügste Frau des ganzen Planeten; außerdem die schönste. Ich habe dir ja schon unser Problem geschildert – mit zehn Gleitern, der Korvette und ihren beiden Beibooten können wir nicht den ganzen Nordkontinent überwachen. Es sind immerhin knappe fünfzig Millionen Quadratkilometer. Für uns verlieren sich zehntausend Banditen mit Gewehren in den Steppen, Wüsten und Gebirgen; für die Banyashil stellen sie ein massives Problem dar, weil sie die Handelswege unterbrechen und Dörfer überfallen.«
Gerames nickte und trat im Vorübergehen nach einer wel ken Blume, deren giftiggelber Kopf über den Weg hing. »Ihr würdet, wenn ihr könntet, jeden einzelnen Banditen entwaffnen und vor Gericht stellen, denke ich mir. An Stelle der Shil hätte ich das wohl auch selbst in die Hand genommen.«
»Es geht schneller … Außerdem sind das laut Shilgat-Abkommen interne Angelegenheiten der Shil, in die sich das Gouvernement nicht zu mischen hat. Wir mischen uns in diesem Fall nur ein, weil es um Feuerwaffen geht, die via Cadhras eingeschmuggelt worden sind. Und weil die Räu berbosse Cadhrassi sind.«
Gerames kicherte. »Trotzdem ist die gründlichere Lösung der Shil vorzuziehen. Hinterher müßt ihr die Waffen allerdings bei den Nomaden einsammeln.«
Barakuda hob die Schultern. »Das ist keine Schwierigkeit. Sobald die Sache erledigt ist, haben sie keinen Bedarf mehr dafür; sie finden sie langweilig. Es ist viel interessan ter, Bären mit dem Dolch zu erlegen. Aber es gibt da noch ande re Dinge …«
Gerames wartete. Sie erreichten den Stadtkern wieder und gingen auf der Uferstraße nach Norden. In der Abenddämmerung herrschte lebhafter Betrieb im Hafen. Flußfischer machten ihre Boote für die Nachtfahrt fertig.
»Als Freund der Shil«, sagte Dante schließlich, »teile ich viele ihrer Ansichten zu diesem Thema. Als Amtsträger muß ich die radikale Lösung mißbilligen. Aber da ist noch mehr, worüber Gortahork und Tremughati nicht reden; ihr eigentliches Ziel scheint ein anderes zu sein, und ich habe den Verdacht, es geht um oder auch gegen Pasdan. Wenn ich wüßte, was sie wissen, wären wir vielleicht weiter. Außerdem ist da noch der alte Saravyi, der seit sechzig Jahren über den Planeten wacht und etwa die Hälfte aller lockeren Redensarten erfunden hat, die man bei den Shil hört. Auch er treibt seltsame Spiele und schweigt sich aus.«
Gerames bat um nähere Auskünfte über den alten Mann. Beim Abendessen in der Taverne, das aus mehreren Sorten gebratener Flußfische, Fladenbrot, P’aodhubutter und Amaranthbier bestand, berichtete Barakuda über seinen Ritt und die Erlebnisse mit Saravyi.
»Die Fürsten werden gewählt und haben meistens nichts miteinander zu tun«, sagte er zum Schluß. »Tremughati und Gortahork sind auch in dieser Beziehung Ausnahmen; Fürst und Fürstin kennen einander normalerweise nicht einmal. Saravyi wäre Gortahorks Vorgänger gewesen – Quatsch: Wenn er die Wahl
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