Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
schwieg und sah irritiert drein.
»Aber«, fuhr Barakuda grimmig fort, »er kann nicht seinen Gürtel öffnen, o Handelsherr. Glaubst du nicht auch, o Gonwan von Biyang, daß ein Gürtel mit fünftausend Foldar zu schwer wiegt für einen Schwimmer, der die Arme nicht bewegen kann?«
Gonwan stieß einen Fluch aus. Mirekhi sagte sanft: »Ein gutes Ende. Er hat mehr Männer getötet, als ich bei Drei-Bleiche-Schwestern befehligte. Und er wollte immer reich sterben.«
6. Kapitel
Auf dem Landefeld von Cadhras stand eine kostbare, diskusförmige Jacht mit verzierten Erkern und sehr viel Chrom. Gerames runzelte die Brauen.
»Das sieht wie eine alte Freundin aus«, murmelte er. »Eh, Barakuda, was ist das beste Hotel an der Bucht?«
»Das Vistamari . Warum?«
»Ach, Quartier …«
Gerames verschwand mit einem Kopfnicken. Dante verabschiedete sich von den anderen, nachdem sie Gonwan und Mirekhi in eine sichere Arrestzelle gesteckt hatten. Er wanderte langsam, müde und nachdenklich zum Palais, wo er der Gouverneurin einen knappen Bericht erstattete. Erörterungen des Plans und des künftigen Vorgehens verschoben sie auf später. Lydia Hsiang war beherrscht wie immer, und die Begegnung, mit ihren unausgesprochenen und unmöglichen Unterschwingungen, beunruhigte Dante zutiefst.
Nach einem langen, erholsamen und dringenden Schlaf nahm Barakuda im Meeresleuchten ein kleines Frühstück zu sich. Begheli hatte noch nicht viel zu tun und konnte ihre Aufmerksamkeit zu etwa gleichen Teilen ihm und ihrem derzeitigen Gespielen widmen, einem höflichen, wiewohl wohlhabenden Gaianer, der nach einer Kreuzfahrt noch zehn Tage in Cadhras verbracht hatte und am folgenden Tag abreisen würde.
Gegen Mittag warf Dante einige Blicke in den Tower. Ir gul hatte Dienst und begrüßte ihn überschwenglich. »Na, leben Sie noch? Gibt es was Neues? Seit Sie fort waren, hat es kein richtiges Gelage mehr gegeben.«
Barakuda vertröstete ihn auf später und stieg in die Rechnerräume hinunter. In der Zentrale saß Leontia Vilgram wie eingeklemmt zwischen dem ratternden Terminal und einem Papierstapel, unter dem sich vermutlich ein Tisch verbarg. Sie blickte auf, als Dante den Raum betrat.
»Ah, Barakuda.« Sie gähnte. »Wir sind bald wieder komplett, die Nachtschichten gehen zu Ende. Und Sie haben wilde Abenteuer erlebt?«
Er nickte und trat zu ihr. Neugierig wollte er einen Blick auf den Terminal und die Papierstreifen werfen; dabei legte er eine Hand auf die Schulter der Ersten Operatorin.
Wie ein kräftiger Wechselstrom baute sich zwischen ihnen eine intensive sinnliche Spannung auf; Barakuda holte Luft und fühlte seine Knie weich werden. »Das träume ich aber nur«, murmelte er.
Fast drei Jahre distanzierter Zusammenarbeit, meist per Visifon, ohne einen einzigen Händedruck – und nun das. Er blickte auf das dunkle Haar hinab, das lang über die Khakibluse fiel.
Langsam drehte sie sich mit ihrem Sessel herum und hob das Gesicht. Barakuda fragte sich, wieso er diese Frau mit ihren vollen Lippen, dem energischen Kinn und den warmen dunkelbraunen Augen nie zuvor gesehen hatte.
Sie musterte ihn mit verschleiertem Blick, der nicht nur Überarbeitung verriet. »Etliche Volt«, sagte sie leise. Sie hob die rechte Hand und berührte seine Finger, die noch immer auf ihrer Schulter lagen.
Er erledigte mit mangelhafter Konzentration notwendige Routinearbeiten, führte Gespräche mit seiner Vertreterin und Major Maqari, studierte ohne großes Interesse Dossiers, die der Präfekt der Gendarmerie hatte zusammenstellen lassen. Sie betrafen ihn und Ataratz selbst ebenso wie die anderen sechs Mitglieder des Krisenrats, enthielten aber nichts Neu es. Keiner der acht für Manipulation in Frage Kommenden verfügte über große Schätze oder sonstige Auffälligkeiten. Vito Ataratz hatte in seiner krakeligen Schrift angemerkt: »Wer von uns hat die Möglichkeit, Geld o. ä. nach draußen zu schmuggeln? V. A.« Dante legte die Papiere beiseite und knurrte: »Jeder.« Maqari, Leontia, er selbst und Aglaad waren mehr oder weniger dauernd im Raumhafen; Ataratz, Obmann Thang, die Richterin Lunz und die Gouverneurin kannten sicherlich genug Leute, die etwa ein kleines Päckchen am Zoll vorbei zu einem Schiff bringen konnten.
Abends traf er sich mit Leontia Vilgram in einer kleinen Bar im Zentrum. Die Operatorin sah müde und munter zugleich aus; sie hatte das dunkle Haar im Nacken mit einer hellroten Schleife zusammengebunden und trug
Weitere Kostenlose Bücher