Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
die Tote Zeit vor. Die Blutweiden flammten noch einmal auf und begannen mit dem Abwerfen der Blätter; die meisten der angepaßten Shilgat-Eichen waren bereits kahl. Die wegen ihrer konstanten Beigefärbung allgemein Nimmergrün genannten Schlingpflanzen wiegten sich in der Seebrise; bläuliche, verworrene Laokoon-Feigen verfärbten sich dunkelviolett. Die Blätter der Eisenbäume oxydierten, und ein einsames Liebespaar stimmte Barakuda melancholisch.
Auf der verlassenen Esplanade blieb er stehen, lehnte sich an eine winterfeste Karmesin-Kiefer, rauchte eine Zigarette und starrte blicklos über die dunstige Bucht, in der nur noch wenige Schiffe ankerten. Als die Glut seine Finger erreichte, warf er die Kippe fluchend weg und ging weiter.
Das Vistamari gehörte zu einem halbstaatlichen Konzern und war ein langgestrecktes, niedriges Gebäude von dezen ter Eleganz mit eigenen Yachtstegen und Privatstrand. Baraku da fand Gerames in guter Gesellschaft auf einer Terrasse am Meer. Der Milliardär wirkte vollkommen übermüdet und erschöpft; allerdings waren die Höhlen unter seinen Augen fröhlich, und die junge Dame, die er mit Dante bekannt machte, sah hinreißend aus, trug ein abenteuerliches halbtransparentes Seidenkleid und hieß Zhízhora. Das hüftlange Platinhaar nahm Barakuda so gefangen, daß er die Nachna men nicht verstand.
»Ich habe schon von den Irrfahrten gehört«, sagte sie verträumt. »Schade, ich wäre gern mal bei so etwas dabei. Auch, wenn es riskant ist.« Sie hatte eine rauchige Altstimme.
Barakuda zwinkerte. »Ich hoffe, er hat Ihnen keine Staatsgeheimnisse verraten.«
Gerames kicherte. »Nur ein paar. Aber Zhízhora ist selbst Geheimnisträgerin und kann den Mund halten.«
Ein livrierter Kellner räumte die Reste der Mahlzeit – Meeresfrüchte, Fisch und diverse Salate – ab und goß trockenen Champagner nach. Dante bestellte »einen großen Topf Kaffee, und was haben Sie an Schnäpsen?«, und Zhízhora ergänzte die Bestellung, indem sie »dreimal viel Kaffee und drei terranische Calvados« anforderte.
Gerames lehnte sich zurück, gähnte und knackte mit den Fingern. »Was liegt an?« fragte er.
Zhízhora spielte mit einem goldenen Feuerzeug, das mit vielfarbigen Steinchen besetzt war und sich von ihren dun kel grün lackierten Fingernägeln abhob. Sie blickte zuerst Ge rames, dann Dante an. »Soll ich gehen«, fragte sie, »oder hat es Zeit bis nach dem Kaffee?«
Gerames winkte ab. »Haben wir Geheimnisse zu bereden?«
Barakuda hob die Schultern. »Nicht direkt. Das können wir außerdem später klären. Zunächst nur so viel: Ich brau che viel Geld.«
Der Konstrukteur nickte. »Ich weiß zwar noch immer nicht, was du eigentlich beabsichtigst, aber es ist wohl so, daß du vorläufig keine ausreichende Handhabe hast, um öffentliche Gelder zu verschwenden, ja?«
Barakuda lachte. »So kann man es ausdrücken.«
»Hm. Ntja. Machen wir ein Geschäft?«
»Wie gehabt?«
»Ja.«
»Wenn du das riskieren willst …«
»Ich will. Wieviel?«
»Ungefähr eine Million.«
»Drachmen oder Talente?«
»Drachmen.«
Gerames knackte wieder mit den Fingern. Der Kellner kam mit den Getränken. Als er gegangen war, fragte Zhízhora: »Wollen Sie eine Flotte ausrüsten oder so was?«
Dante erschrak, ließ sich aber nichts anmerken. Er nippte an seinem Calvados, dann nahm er einen Schluck Kaffee zum Nachspülen.
Gerames beobachtete ihn und grinste. »Meine schöne Freundin«, sagte er dabei, »besitzt ein paar Asteroiden mit sehr interessanten Schwermetallvorkommen; außerdem steckt sie uns beide intellektuell in die Tasche und sitzt im Aufsichtsrat von Pandinga. Verglichen mit ihr bin ich ein kleines Würstchen.«
Barakuda pfiff leise. Der Pandinga-Konzern lieferte einen großen Teil dessen, was die Flotte benötigte, von Handwaffen bis zu kompletten Schiffshüllen. Die 21 Mitglieder des Aufsichtsrats – je 7 Vertreter des Commonwealth, der Industrie und der Arbeiter – wurden schärfsten Sicherheitschecks unterzogen.
Barakuda blieb mißtrauisch. »Wir können ja später dar über reden«, sagte er. »Zum Beispiel heute abend.«
Dann fiel ihm Leontia ein und daß er abends bessere Din ge zu tun hatte.
Gerames musterte ihn ironisch. »Willst du den Vorschlag zurückziehen?«
Barakuda spielte mit seinem Schnapsglas. »Ich bin schon verabredet, später«, gab er zu. »Aber wir könnten vorher ein kleines Mahl zu uns nehmen – sagen wir gegen sechs?«
Gerames blickte auf die kostbare Uhr
Weitere Kostenlose Bücher