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Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan

Titel: Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Abend begann Barakuda im größten Versammlungsraum mit der Großen Unterweisung. Zu Beginn umriß er in Andeutungen die Situation und die Bedeutung der geplanten Aktionen. Auf vielen Gesichtern las er Skepsis, aber auch Erwartung.
    »Ihr wißt alle, daß etwas in der Luft liegt, und das Rätselraten wird heute für euch enden. Zuvor noch eines, und ich bitte euch alle, das nicht zu vergessen. Ihr seid freiwillig zur Flotte gekommen, und da die Aktion außerhalb all dessen liegt, wozu ihr euch verpflichtet habt, ist sie abermals freiwillig. Ab sofort und bis zum Ende der Kurzausbildung hier könnt ihr jederzeit zurücktreten, und ich versichere jeder und jedem, daß ich Verständnis dafür habe.«
    Er sprach zwei Stunden lang; dann setzte er bis zum kommenden Mittag Freizeit an, »zum Entspannen und Nachdenken«.
    »Du könntest doch genausogut einfach befehlen«, sagte Leontia nachdenklich. Sie lagen windgeschützt zwischen Felsen an einer kleinen Bucht, tranken Tee aus einer Thermoskanne und schauten in die blaue laue Herbstluft.
    Dante schüttelte den rechten Fuß; der Kopf lag kaum be weglich auf seinen verschränkten Händen. »Nein. Die ganze Sache ist zu riskant und zu phantastisch; das ist kein normales Flottenkommando. Außerdem kommt es darauf an, daß vor allem die Frauen, die die Hauptlast zu tragen haben, jederzeit, wenn sie auf sich gestellt sind, wissen, um was es geht, daß ein falsches Wort hundert Tote bedeuten kann, und daß alle nicht nur wissen, was sie tun sollen, sondern es auch tun wollen . Alles andere wäre Irrsinn.«
    Sie schwieg eine Weile. Dann sagte sie: »Ich glaube, es ist ohnehin Irrsinn. Aber warum hast du mich mitgenommen?«
    Er rollte sich auf die Seite, lächelte müde und berührte ih re Nase mit der Fingerspitze. »Ein paar Gründe sind dir hoffentlich auch ohne Erklärung klar«, sagte er.
    Sie nickte und biß in seinen Finger.
    Er zögerte; dann berichtete er von der Arbeit, die er und Lydia Hsiang geleistet hatten, davon, daß bei der Rechnerlöschung die Daten, um die es ging, nicht verlorengegangen waren, weil er sie sich vorher hatte ausdrucken lassen; und davon, daß eine auffällige Verbindung zwischen dem Raumfrachter Nadir und dem Pasdan-Segler Varli Soleyn bestand. Das Schiff würde bereits gelandet sein, wenn sie nach Cadhras zurückkehrten. »Zwei Verdächtige, du und ich, sind dann nicht in der Stadt. Wem soll ich vertrauen? Es ist alles zu wichtig.«
    Leontia drehte sich auf den Bauch, stützte das Kinn auf die Fauste und sah ihn an. Dann lächelte sie. »Armer Dante. Und arme Gouverneurin. Ich beneide euch keineswegs um die Verantwortung«, setzte sie ernst hinzu. »Aber wie wär’s, wenn du mir jetzt mal alles erzähltest?«
    Und Barakuda berichtete alles, was er am Morgen noch nicht gesagt hatte – Florisa de Clares Tagebuch , die Seelen der Rogil, die dunklen Andeutungen der Shil, die Einzelhei ten des Plans.
    »Also«, murmelte sie, »wirst du, wird die Gouverneurin, werdet ihr alle euer Leben riskieren?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Das gehört dazu«, sagte er. »Wenn du etwas, einen Ort, ein paar Leute, eine bestimmte Ordnung oder Unordnung, eine Art zu leben ausreichend magst und billigst, um dafür zu leben und zu arbeiten, dann ist es, glaube ich, gut und richtig, all das zu verteidigen, wenn jemand es zerstören will. Kostbarkeiten gibt es nicht umsonst.«
    »Jetzt, da du mir alles erzählt hast – traust du mir?«
    Barakuda sah ihr in die Augen. Sie schillerten und bargen vielerlei Fragen. »Ich denke nicht darüber nach«, sagte er wahrheitsgemäß, »und ich schätze dich zu sehr, um dich zu belügen. Der Privatmann vertraut dir, der kommissarische Sekretär traut nicht einmal sich selbst. Wenn du nicht die Verräterin bist, was ich hoffe, wirst du in Cadhras mehr Verantwortung übernehmen müssen, als dir lieb ist, sobald die Aktion läuft.«
    Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und nickte, und trotz der Trauer in ihrem Gesicht war keine Wand zwischen ihnen.
     
    Linguisten aus Corilia hatten sich bereit erklärt, zehn bis fünfzehn Tage »in Klausur« und ohne Kontakte mit der Welt zu verbringen. Sie erteilten den Frauen der beiden Kompanien Unterricht in der antiquierten Form des in Pasdan gesprochenen Galaktein. Alle Unterrichts- und sonstigen Übungsveranstaltungen fanden in kleinen Gruppen statt. Sprache; Umgang mit Sonderanfertigungen der Garnisonstechniker; Straßenkampf; Geographie von Pasdan; die Mythen des Matriarchats … Barakuda

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