Barakuda der Wächter 02 - Die Mördermütter von Padan
streifte er dem reglosen Aglaad über; die dunkle Kassette legte er auf den Tisch. »Irgul hat eine feine Ladung Diamanten von den Müttern bekommen«, sagte er.
»Und beide, Irgul und Aglaad, können am Raumhafen je derzeit durch den für andere gesperrten Sonderzugang aufs Landefeld«, knurrte Barakuda. »Zum Beispiel, um einem bestimmten Skipper ein Päckchen Diamanten mitzugeben.«
Einige Zeit später, als sich die Aufregung gelegt hatte und Aglaad abgeführt worden war, ohne daß er ein Wort gesagt hätte, kam Barakuda auf eine Anspielung des Leutnants zu rück.
»Yakku, Sie haben von mehreren Zugaben gesprochen.«
Der Leutnant nickte. »Ja. Die zweite wird Ihnen nicht gefallen.« Er ging zum Projektor und ließ den Film ein Stück zurücklaufen. Dann wieder vor. Aus der Perspektive der öst lich fliegenden Kamera sah man wieder den ersten Segler am Ende der Passage. Die Signalwimpel. Das Segelmanö ver. Der neue Kurs. Yakku hielt das Bild an.
»Wir betrachten«, sagte er dozierend, »die Steuerbordsei te. Sehen Sie den schwarzen Punkt mittschiffs?«
Barakuda nickte. »Aber was ist es?«
Yakku schaltete den Projektor aus und kam zu den Zu schauern. Er griff nach seiner Mappe und holte großformati ge Abzüge heraus.
»Kopiert, vergrößert, abgezogen«, sagte er, plötzlich ernst. »Und hier mehrere Minuten später.«
Die Bilder waren eindeutig. Unterhalb des Decks zog sich ein breiter Streifen mit abstrakten Ornamenten um den Segler. Ein Stück der verzierten Bordwand stand offen wie eine Luke. In der Vergrößerung sah man deutlich die Mündung einer Kanone. Die nächsten Bilder zeigten, vergrößert, wie die Kanone wieder verschwand und die Luke verschlossen wurde.
»Mein Gott!« sagte Maqari leise. Er war blaß geworden.
Barakuda beugte sich noch einmal über die Bilder. »Das dürften«, sagte er erschüttert, »zwölf sein. Auf jeder Seite. Macht vierundzwanzig.«
Lydia Hsiang griff nach ihrer Teetasse. Ihrem Gesicht war nichts anzumerken, aber die Tasse zitterte leicht, als sie sie zum Mund führte. »Wie ist das möglich?« fragte sie.
Barakuda tastete nach seinen Zigaretten. »Setzen Sie sich, Yakku«, sagte er. »Und besonders herzlichen Dank. Das Commonwealth schuldet Ihnen einen Gedenkstein.«
»Ich werde ihn beantragen, sobald ich tot bin«, erwiderte der Leutnant lakonisch.
Dante zählte an den Fingern auf. »Salpeter und was man sonst für Schießpulver braucht, ist auf Shilgat sicher zu finden; wir haben nur nie danach gesucht. Kohle und Eisen gibt es; einige Shil – Beispiel Biyang – gehen damit um. Keiner, auch nicht die Mütter, verfügt über die notwendige Techik, um brauchbare Hinterlader-Gewehre zu bauen, von Schnellfeuer-Karabinern gar nicht zu reden. Aber klassische Feldschlangen und auch schwerere Kanonen können die Mütter sicherlich gießen. Wir haben nur nie an die Möglichkeit gedacht.«
»Das«, sagte Maqari schwer, »ändert alles.«
Die Gouverneurin schüttelte den Kopf. »Es ändert nichts«, widersprach sie, »es macht alles nur schwerer. Und dringender.«
»Aber«, wandte Yakku ein, »schaffen denn nicht diese Kanonen eine neue Lage?«
»Nein. Sie verschlimmern nur die bekannte Situation. Wir können jetzt nicht mehr davon ausgehen, daß wir es mit etwa 30000 disziplinierten Wehrhaften Jungfrauen zu tun haben, es kommen wahrscheinlich an die hundert oder mehr Schiffe mit kompletten Batterien hinzu. Das ändert aber nichts an der Alternative – Kampf um jedes Haus und jedes Schiff oder große Bomben. Wollen Sie das verantworten?«
»Und was bleibt uns dann?« fragte Maqari heiser.
»Unser wahnsinniger Plan«, sagte die Gouverneurin. Sie wirkte fast heiter. »List gegen Gewalt. Die Chancen, daß der Plan gelingt, sind nicht von den Kanonen abhängig.«
»Und wenn er mißlingt? Wenn Sie und Barakuda und alle anderen dabei sterben?«
»Dann«, sagte Lydia Hsiang, »müssen Sie die Flotte rufen.«
»Ich habe da noch eine Idee«, sagte Barakuda plötzlich. »Ich wollte ja ohnehin in einigen Tagen nach Pasdan flie gen, um die präparierten Sprengladungen zu legen. Ich wollte nachts dort ankommen. Ich werde aber früher fliegen, sobald die letzten Vorbereitungen abgeschlossen sind, und ich wer de nicht heimlich, sondern offen dort landen.«
»Und was versprechen Sie sich davon, Dante?« Hsiang betrachtete ihn interessiert.
»Zweierlei. Solange ich mit den Müttern verhandle, werden sie nicht viel Aufmerksamkeit auf den Gleiter verschwenden, der die
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