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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Boote zu achten.
    In der Dunkelheit legten sie am Ostufer an, oberhalb des Forts. Wie Geisterclipper standen die Schiffe zwischen ih nen und dem Feuermeer.
    Auch dieser Ort war eine Stadt der Toten, aber hier hatten die Immunen offenbar das Weite gesucht, ohne Feuer zu legen und ohne auf eine Aktion von Bondaks Leuten zu warten.
    Schweigend kehrten sie zu den Booten zurück und ruderten auf den breiten Strom hinaus, dorthin, wo die Lampen der drei Schiffe nur Pünktchen waren, dem noch immer to senden Inferno am Westufer gegenüber kaum wahrzunehmen.
    »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht.« In den letzten Stunden hatte Yakkus Nase sich zu einem Rüssel verformt. Er biß auf die Unterlippe, als wieder einer der Schmerzkrämpfe durch seinen Kopf raste. »In Cadhras ist etwas gefunden worden, das wahrscheinlich diese Explosive Beulenpest stoppen kann.«
    Ringsum hellten sich Gesichter auf.
    »Ja, und die schlechte ist, daß sie noch nicht ganz sicher sind und Versuchskaninchen brauchen.«
    Er machte eine Pause. »Im Morgengrauen wird ein Gleiter über uns fliegen, einen Antigravkasten mit diesem Medikament abwerfen und zu einem der Schiffe steuern. Ich habe mich bereit erklärt, versuchsweise eine Spritze in meine Ve ne zu setzen. Was habe ich schon zu verlieren?«
    Bondak nickte. »Das stimmt«, sagte er freundlich. »Nicht viel. Das hattest du übrigens noch nie.«

 
34. Kapitel
     
    Über ihr dehnte sich der Ballon aus, der den sichtbaren Himmel bis auf einen schmalen blauen Rand einnahm. Sie sah nackte Füße und Beine, eine kurze Wollhose. Lanshi. Als sie versuchte, sich zu bewegen, rasten Wellen irrsinnigen Schmerzes durch ihren Körper. Es gab zwei Quellen, in der Schulter und in der Wade. Da erinnerte Toyami sich und stöhnte auf.
    Lanshi beugte sich vor. Er saß auf dem leergelaufenen Petroleumkanister und trug nichts mehr als diese kurze Wollhose. Es war kalt; sein entstelltes Gesicht zeigte Mü digkeit.
    Toyami blickte an sich herunter, so gut es ging. Sie lag auf dem Boden des Korbes, zwischen den beiden intakten Kanistern; Lanshi hatte ihr das schmutzstarrende Hemd ausgezogen und ihre Schulter mit Fetzen seiner Kleidung verbunden. Sie fror; auch sie trug nichts als spärliche Überreste ihrer zerrissenen Wollhose und diesen notdürftigen Ver band. Mit zusammengebissenen Zähnen fragte sie: »Wie lange war ich bewußtlos?«
    Lanshi hob den Daumen und beschrieb einen Kreis mit der Hand.
    »Einen ganzen Tag?«
    Er nickte.
    »Wo sind wir?«
    Er spähte über den Rand des Korbes. Dann deutete er mit beiden Händen eine Schüssel mit aufgebogenem Rand an, wies in eine Richtung und machte Schwimmbewegungen, danach wies er in die andere Richtung und nickte.
    »Wir sind nach Süden getrieben worden?«
    Sie bemühte sich, die Schmerzen, die Kälte und etwas anderes zu ignorieren, das ihr noch nicht ganz bewußt war.
    »Sind wir noch über Gashiri oder schon weiter?«
    Seinen Gesten nach befanden sie sich über den südlichen Grenzbergen.
    Plötzlich wußte sie, was sie zusätzlich fühlte. Langsam hob sie die Hand. Auf dem Handrücken hatte sich eine klei ne Schwellung gebildet. Sie suchte Lanshis Augen, und er nick te langsam, deutete auf ihre Stirn, ihre Brust, ihre Lenden.
    »Hilf mir«, sagte sie. »Wenn’s auch weh tut, ich muß über den Rand sehen, sehen, wo wir sind.«
    Sie schrie vor Schmerzen, als Lanshi vorsichtig versuch te, sie auf die Beine zu stellen. Es dauerte lange, bis sie die Tränen fortgezwinkert hatte, die aus ihren Augen schossen, ohne daß sie etwas dagegen tun konnte.
    Der Anblick des Landes im strahlenden Morgenlicht raubte ihr einen Moment den Atem. Sie schwebten über einem tiefblauen, klaren Bergsee, in dessen Wasser nichts zu sehen war als das winzige Bild eines Ballons. Nadelbäume bedeckten die Hänge. Der Ballon trieb auf die nächste Kette zu, überquerte sie. Toyami erinnerte sich an die Landkarten und wußte, daß sie nicht mehr über Gashiri waren. Die letzte Kette von Bergen gehörte bereits zu Zheziri; weiter im Sü den sah sie die Linie der Taggabahn.
    Was sollten sie tun? Cadhras mußte gewarnt werden. Wie? Auf gar keinen Fall durften sie landen. Sie wußte nicht genau, was es war, aber wenn sie sich in Tag’gashir’dir an gesteckt hatte und nun überall Schwellungen und Beulen bekam, würde sie zweifellos bald sterben, und mit ihr alle, die nicht wie Lanshi immunisiert worden waren. Er hatte von den aufgequollenen Leichen berichtet, und von den Injektionen,

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