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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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als hätten sich alle zum Sterben in die Häuser zurückgezogen. Die meisten Toten waren kaum als Men schen kenntlich. Entstellte, aufgedunsene Leiber mit verformten Gliedmaßen, übersät mit zerplatzten Beulen, aus denen grünliche Flüssigkeit gesickert und später geronnen war.
    Im Sonnenuntergang fanden sich alle neben den Schiffen ein.
    Yakku und Bondak wechselten stumme Blicksignale. Der Leutnant verschwand an Bord des ersten Schiffs, und Bondak winkte die Frauen und Männer, Shil, Mulis und Cadhrassi zu sich. Sie bildeten einen dichten Kreis um ihn.
    »Wir haben uns alle angesteckt, Kameraden«, sagte Bondak sachlich. Er blickte von einem Gesicht zum anderen. »Wir haben gesehen, wie es wirkt: Es scheint schnell zu ge hen. Aber offenbar gibt es etwas dagegen. Ihr habt die Immunen gesehen, nicht wahr?«
    Sie nickten; in einigen Gesichtern spielte plötzlich wieder eine kleine Hoffnung. »Yakku informiert gerade Cadhras. Ihr wißt, daß dort ein Laborschiff liegt, mit erstklassigen Wissenschaftlern. Ich bin sicher, daß sie etwas finden, was uns hilft. Schließlich haben sie ganz andere Möglichkeiten als die AVs, und die haben ja offenbar auch was gefunden.«
    Er machte eine kleine Pause, suchte wieder die Augen seiner Zuhörer. Er las Skepsis, aber auch Hoffnung und viel Fatalismus. Die Shil begannen, sich in sich selbst zurückzuziehen, einige der Mulis ebenfalls.
    »Wir müssen uns nur über eines klar sein: Auf keinen Fall darf das, was wir uns hier geholt haben, weiter verbreitet werden. Sonst stecken wir ganz Shilgat an. Ich bin sicher, daß Cadhras uns helfen wird, aber wir müssen warten, bis sie Hilfe zu uns schicken. Wir dürfen nicht versuchen, uns hier abzusetzen. Und dann sollten wir uns überlegen, was wir gegen das Fort auf dem anderen Ufer tun können.«
    Er mußte die Leute beschäftigen. Er blickte zu den Schiffen und wartete auf Yakku, aber der kam nicht. Noch nicht. Bondak unterdrückte einen Seufzer; dann schickte er Kakoi annis mit 20 Leuten los, um die Festung noch einmal zu un tersuchen. Kakoiannis zwinkerte. Den anderen befahl er, ein paar Lastkähne so mit den nötigen Dingen wie Proviant und Munition zu beladen, daß eventuelle Beobachter vom anderen Ufer nichts sehen konnten. »Wenn es völlig dunkel ist«, schloß er, »werden wir übersetzen und auch drüben das Fort ausschalten. Je weniger Katapulte hier herumstehen, um so besser für Ärzte und Krankenschwestern, wenn sie uns besuchen kommen.«
    Er erntete sehr schwaches Gelächter; immerhin hatten die Leute nun ein paar Minuten etwas zu tun.
    Yakku tauchte auf dem Achterdeck auf und winkte. Bon dak kletterte an Bord.
    »Sie versuchen seit Stunden, uns zu erreichen«, sagte der Leutnant. »Aber das war während der Landung, da hat keiner an die Funkgeräte in der Kajüte gedacht. – Letzte Nacht ha ben die Wissenschaftler herausgefunden, was los ist. Sie wußten schon von der Geschichte, bevor ich ihnen die Leichen hier beschrieben habe. Explosive Beulenpest nennen sie es.«
    Bondak war begeistert. »Hervorragend. Wir gehen vor die Hunde, und die überlegen sich einen passenden Namen da für. Haben sie denn auch was dagegen?«
    Yakku blickte fort, auf das schimmernde Wasser, das sich in der Abenddämmerung blutig färbte. »Sie glauben, daß sie bald was finden; vielleicht schon diese Nacht. Aber späte stens in ein paar Tagen.«
    »Sehr beruhigend«, sagte Bondak. »Sie können es dann über uns ausstreuen. Nach dem Salutschießen.«
     
    Plötzlich stieß Kara Kikuyo einen Schrei aus und deutete zum Fort. »Feuer!«
    Die geflüchteten AVs mußten im letzten Moment in irgendeinem für Fremde unzugänglichen Winkel der Festung Feuer gelegt haben. Es hatte eine Weile gebraucht, um sich nach außen zu fressen, aber nun war es nicht mehr einzudämmen. Der kräftige Seewind fachte es weiter an; es würde nur noch Minuten dauern, bis die ganze Stadt mit ihren zahllosen Holzbauten in Flammen stand. Eine schwarze Rauchsäule stieg in den Abendhimmel, und keiner wußte, was mit ihr in die höheren Luftschichten gelangte. Aber spätestens, wenn das Feuer die entstellten Leichen erfaßte, würden auch giftige Teilchen aufsteigen.
    Die Boote und die drei Schiffe legten ab, ehe auch sie von den Flammen erfaßt werden konnten. Bondak, der in einem der Boote saß, ließ flußaufwärts rudern. Er hoffte, daß die Besatzung des gegenüberliegenden Forts in der Abenddämmerung zu sehr mit dem Brand und den Seglern beschäftigt wäre, um auf die

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