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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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fahren«, sagte er ungläubig. »Die gibt’s also tatsächlich? Ehrlich, ich hab’ das immer für ein Märchen gehalten. Wohin soll’s denn gehen, und was hat die Kiste damit zu tun?«
    Eines der P’aodhus schleppte eine Kiste, die mit Präzisionsinstrumenten gefüllt war: Scheren, Skalpelle, winzige scharfe Sägen, zwei Mikroskope und andere Geräte. Sie gehörten zu den Dingen, die Barakuda in Langlava verkaufen wollte. Da in einigen Shil-Städten derlei Instrumente, wenngleich weniger fein, hergestellt wurden, fielen sie nicht unter das Technik-Embargo des Commonwealth.
    Interessanter war die Kiste selbst. Sie maß etwa 1 x 0.5 x 0.5 Meter und bestand aus Stahl, inwendig verstärkt durch eine Schicht druck- und hitzefesten Spezialporzellans, und versehen mit einer batteriegespeisten Druck- und Temperaturautomatik. In solchen Kisten wurde Sprenggelatine transportiert, die nur unter hohem Druck und gekühlt gelagert werden konnte. Major Maqari, der Kommandant der Garnison, hatte Barakuda den Behälter leihweise überlassen und festgestellt, er wisse von nichts. Da Dante nicht beabsichtig te, die Kiste weiterzugeben, war das Transfergesetz zwar geknickt, aber nicht gebrochen.
    »Was das alles soll, das ist eine lange Geschichte. Die er zähle ich euch, wenn wir unterwegs sind. Auf der Taggabahn. Die gibt es nämlich tatsächlich. Was ich vorhabe, verstößt weder gegen Gesetze, noch ist es besonders riskant. Es könnte uns langfristig den ganz großen Gewinn bescheren, wenn meine Vermutungen stimmen. Aber seid still, sonst wollen alle mitkommen, und das geht nun mal nicht.«
    Er hatte gute Gründe, gerade Oubou und Learoyd auszusuchen. Es konnte, trotz allem, gefährlich und strapaziös werden. Die Taggabahn war nichts für empfindsame Knochen. Damit schied Marsila Bodrelur aus, wegen ihrer Prothese. Sie und die beiden anderen Frauen der Karawane, Gavril Tatuschin und Karuka Katz, konnten aus einem weiteren Grund die Reise nicht antreten. Ziel des Unternehmens war Bu’ndai, Hauptort der Bundashil. Dort gab es, wie fast überall auf Shilgat, eine auf absurden spekulativen Spielen beruhende Form des Zusammenlebens. In der Nacht vor dem ersten Tag des neuen Jahrs wurde in Bu’ndai bestimmt, welche Gruppe im folgenden Jahr die »entehrende Bürde des Verwaltens und Verwesens« zu tragen hatte. Das Los fiel oft auf eine Gruppe, die in der Stadt nicht existierte. Dadurch änderte sich insofern nichts, als das Leben ohnehin weiterging; Händler handelten, Fischer fischten, Jäger jagten. Die im Commonwealth verbreitete Ansicht, der Mensch sei ein Gemeinschaftswesen und bedürfe strukturierter Gesellschaften und Systeme, hatte auf Shilgat kaum Anhänger. Sie galt als bizarre Monomanie, da sie unter allen Aspekten des Chaos ausgerechnet den unwahrscheinlichsten, nämlich die Ordnung, als ausschließlich bedeutsam hervorhob. Und zur Zeit war in Bu’ndai die Gruppe aller Frauen zuständig, die je außerhalb von Bu’ndai Gemü se gerichte zu sich genommen haben. {2} Es war daher für Frauen aus Cadhras nicht ratsam, sich zu dem Ort zu begeben.
     
    Am Nachmittag des nächsten Tages kamen sie zur Baumgrenze. Westlich der Berge war die Welt entschieden freundlicher. Sanft abfallende, grüne Hänge mit den verschiedensten Sträuchern, die alle in Blüte standen, dazu Milliarden strahlender Wildblumen des Gebirges und eine unglaubliche Vielfalt von Singvögeln boten erfreuliche Abwechslung nach den mühseligen Tagen im Ödland. Der Weg war ebenfalls angenehmer; es war deutlich, daß er verwendet und, falls nötig, gepflegt wurde. Die veränderte Landschaft ließ Barakuda den gleichen Wind, der jenseits der Berge beißend kalt gewesen war, nun als erträglich frisch empfinden.
    Kurz vor Sonnenuntergang erreichte die Karawane das Plateau von Langlava. Der Weg schlängelte sich über weichen Waldboden. Barakuda ritt an der Spitze. Mitten im ausgedehnten Forst herrschte Windstille, es war warm, und der Duft der harzigen Langla-Zedern betäubte Dante beinahe.
    Auf einer Lichtung hielt er an und gab den anderen Zeichen. Sie trieben die Tiere zu einem Kreis und blickten verwundert nach vorn, wo unter den Bäumen einige Hütten standen; sie machten einen eher ärmlichen Eindruck.
    Timoara ritt neben Dante und deutete auf die Holzbauten. »Was ist das? Ich dachte, wir kommen heute nach Langlava.«
    Dante nickte und lächelte. »Das ist Langlava, Sten.«
    »Ich denke, Langlava ist eine große, wohlhabende Stadt …«
    Karuka Katz

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