Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Ohrmuschel fehlte.
»Zhazyro«, sagte Barakuda erstaunt und erfreut. »Woher kommst du?«
Der Mann gehörte zu den Kundschaftern, die das Sicherheitssekretariat in Cadhras überall auf dem Planeten unterhielt; er wies nach hinten und lächelte. »Aus der Kombüse, Chef.« Dann wurde er ernst und ging vom Galaktein zum Banyashilgu über. »Schwarzer Horst des Kummervogels in meinem Gedärm.«
»Cadhras ist informiert«, sagte die Residentin. »McVitie wird gegen Mittag eintreffen.«
Dante nickte. »Dann wird sie mich nicht finden. Die Mörder haben einen Tag Vorsprung.«
»Wollen Sie hinterher? Natürlich, dumme Frage. Aber wäre das nicht sinnvoller mit einem Gleiter zu machen?«
Zhazyro sagte: »Unmöglich.«
»Erstens, weil ich nicht mehr dem Gouvernement angehöre und keinen Gleiter bekommen werde«, erläuterte Barakuda. »Und zweitens wegen des Geländes. Die berühmte Nadel im Heuhaufen – man muß schon in den Heuhaufen kriechen, wenn man sie finden will; aus der Luft ist das hoffnungslos.«
Über den Andhangi-Paß führte eine kleine alte, kaum benutzte Handelsstraße nach Nordwesten. Jenseits der Bergkette fiel sie steil ab und durchquerte eine ausgedehnte Sumpflandschaft. Es folgte ein Dschungelgürtel, dann ein bewaldetes Plateau, danach, hinter einer weiteren Bergkette, der tausend mal tausend Kilometer große urweltliche Farndschungel von Tushura, der im Westen bis zum Küstengebirge nahe Bu’ndai reichte, im Norden stetig anstieg und erst jenseits der Taggabahn {6} endete.
»Wer gute Augen hat, kann dort Pferdespuren finden; wer sich nicht vor den seltsamen Tieren fürchtet und die Bewohner dieser Gegenden fragen kann, der erfährt viel leicht, ob jemand vorbeigeritten ist. Aber aus der Luft ist nichts zu machen. Man kann wochenlang in jede Richtung durch den Dschungel reiten, ohne einmal die Sonne durch das Laub zu sehen. Da drüben können die neun jederzeit die Richtung ändern und zum Beispiel ungesehen nach Nordosten reiten, während ein Gleiter sie im Nordwesten sucht. Können Sie Sarela McVitie einige Dinge ausrichten?«
Die Residentin wies auf Zhazyro. Der Shil setzte den Kaf feebecher ab und zog ein kleines Funkgerät aus der Jac ke.
»Natürlich.« Barakuda ärgerte sich über sich selbst. Töröcsik brachte ihm Kaffee und Braten. Nach kurzem Gespräch mit Sarela McVitie suchte Dante die Dinge zusammen, die er mitnehmen wollte, händigte Töröcsik und Bogai den Rest aus, einschließlich des Beutels mit Büchern und Schlüsseln, und ruderte mit der Residentin, T’unga, Talsilaq und Zhazy ro an Land.
Kisijian hockte auf einem umgestürzten Stamm. Ihr her bes Gesicht zeigte keine Regung, als T’unga gewollt spöttisch sagte: »Also nächstes Jahr nachmittags kurz vor der Gren ze.« Sie nestelte nur einmal am Sklavenkragen ihres Amts, als ob sie ihn abstreifen und mitreiten wollte.
Sie ging mit ihnen zu den Pferden. Die Residentin holte ein Päckchen aus ihrer Satteltasche und reichte es Barakuda. Es enthielt Notmedikamente, Verbandszeug, schmerzstillen de Mittel und ein kleines Gerät zur automatischen Analyse zweifelhafter Nahrungsmittel und Getränke.
Als Barakuda aufsaß, kam Kisijian zu ihm und klopfte auf ein dickes, in Ölhaut eingeschlagenes Bündel hinter Dantes Sattel. »Das«, sagte sie, »ist keine Leihgabe von Golgit, sondern ein persönliches Geschenk der Stadtsklavin. Seht hinein, wenn ihr rastet, und stattet euren Dank durch geziemende Verwendung ab.«
Kurz vor Sonnenuntergang kamen sie auf das kleine Plateau unterhalb des Andhangi-Passes, wo der Gleiter wartete. Sarela hatte an Bord Kaffee gekocht und ein Essen vorbereitet. Sie legte zur Begrüßung ihre Wange an Barakudas, und Dante hielt sie einen Moment in den Armen. Ehe Sarela seine Nachfolge im Sicherheitssekretariat angetreten hatte, war sie Leutnantin der Marineinfanterie gewesen, zu Zeiten, da Marsila Bodrelur und René Nardini noch der Garnison angehörten; mit Begheli hatte sie eine Art kühler Freundschaft verbunden, und ihr besonderes Verhältnis zum alten Saravyi, der sie »meine liebste Nenntochter« genannt und ihr die Steppe des Nordens gezeigt hatte, machte sie nun zur Hinterbliebenen.
Beim Essen redeten sie von anderen Dingen. Sarela hatte eine Notbesatzung – zwei ältere Shil-Fischer und eine der seefahrenden Stieftöchter des alten Sergeanten Bondak mit ihrem derzeitigen Gefährten, ebenfalls einem Fischer – zum Huagilera geflogen; sie sollten zusammen mit Bogai und Töröcsik das
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