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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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hatte einen Pfeil in der Brust und einen im linken Auge. Yagur war mit vier Pfeilen förmlich an die Kombüsenwand genagelt; eine Hand umklammerte noch den Schaft des Geschosses, das ihm durch die seitliche Halsmuskulatur gedrungen war.
    Der Arm über der Backbordreling gehörte Saravyi. Saravyis Rumpf. Der Kopf des klugen, undurchsichtigen, uner setzlichen alten Mannes lag auf einem Tablett, auf dem Tisch, an dem sie gestern zu Abend gegessen hatten.
    Talsilaq hielt Barakuda fest. »Geh nicht rein«, sagte er. Er schüttelte ihn. »Geh nicht rein.«
    Bogai stieg ins Schiffsinnere; Töröcsik stellte sich in den Niedergang.
    Als Barakuda nickte, ließ Talsilaq ihn los. Dante wandte sich ab, ging zum Heck und starrte in die Nacht, die über ihn hereinbrach. Einige Zeit später kam er zu sich, als das Holz der Reling unter seinen verkrampften Fingern zu knirschen begann. Sein Mund schmeckte salzig vom Blut der zerbissenen Unterlippe. Mit dem Hemdsärmel trocknete er Augen und Wangen; dann wandte er sich um. Töröcsik hatte das Schiff durchstöbert und ein paar Schaufeln gefunden, über deren Sinn und Herkunft Barakuda nachzudenken versuchte.

 
3. Kapitel
     
    Der Medikrobot schwebte an Land, mit der Nachricht für die Residentin. Talsilaq hatte gehen wollen, aber die Mörder mochten irgendwo in der Dunkelheit warten. Barakuda steuerte das Boot zur Flußmitte, weg vom Ufer und von den Gräbern, weg von einem möglichen Überfall.
    Als der Anker fiel, schaltete Dante den Antrieb aus und blieb am Ruder stehen. In ihm dachte etwas, sah dem Rest seines Körpers bei der fortschreitenden Versteinerung zu. Er fühlte sich leer, unfähig zu Aktionen oder Reaktionen. Wie in einem fortgesetzten Alptraum erschienen Schauplätze und Gesichter in seinem Kopf, vergingen, erschienen erneut und vermischten sich. Atenoa, die Hauptstadt, eine Einkaufszo ne; die Frau, mit der er hatte leben wollen, zermalmt unter ei nem defekten Frachtgleiter. Begheli in Cadhras, lächelnd, hinter dem Tresen im Meeresleuchten . Eine kreisförmige Geisterbahn, ein Endlosband, eine Möbiusschleife mit rasenden Bildern, die wiederkehrten, sich verwandelten, einander überlagerten und deformierten.
     
    Bogai hatte die Tonspur gelöscht. »Keine substantielle In for mation«, murmelte er. »Sie haben nicht viel gesprochen.« Er sah Dante nicht an, und Dante stellte keine Fragen.
    Der Film begann abrupt; Savinnik hatte sterbend den Ro bot aktiviert. Die Mörder waren längst an Bord; wie sie unbe merkt dorthin gekommen waren, blieb ungeklärt. Nach etwa fünf Minuten schaltete Bogai ab.
    »Das geht so weiter, bis sie von Bord gehen. Und den ganzen leeren Tag, bis wir ankommen.«
    Barakuda schloß die Augen, lehnte sich zurück und taste te nach seinen Zigaretten. Die entsetzlichen Bilder, scharf und farbig, hatten ihn aufgewühlt, die Kruste aufgebrochen. Was sich darunter regte, war ihm unbekannt, aber er konnte es sofort identifizieren. Haß.
    »Können Sie mit den Bildern etwas anfangen?« fragte Töröcsik leise.
    Dante nickte und öffnete die Augen wieder. »Zuviel.« Er hustete und spülte den Mund mit Sampawein, aber der Geschmack blieb.
    Es mochten noch mehr Personen dabeigewesen sein, die auf dem Film nicht zu sehen waren, aber die acht Leute wa ren deutlich erkennbar. Ein Shil, dem die ersten Glieder der beiden kleinen Finger fehlten: So markierte man in den Bergregionen von Sa’orq Geächtete. Drei Mischlinge ohne besondere Kennzeichen, aber mit unvergeßlichen Gesichtern. Und vier fahlbraune Männer aus Gashiri. Die in den Labors der Anarchovegetarischen Union entwickelten Im munpräparate aus mutiertem alangra hatten bei den Behandelten die Pigmentierung verändert, eine Nebenwirkung, die dem Serum aus Cadhras zum Glück fehlte.
    Drei der Männer kannte Barakuda nicht, aber auch ihre Gesichter würde er nicht vergessen. Den vierten kannte er um so besser. »Shevshan«, sagte er mit zusammengebisse nen Zähnen.
    Talsilaq nickte, als ob er sagen wollte: Das habe ich erwartet. Die beiden Wissenschaftler konnten mit dem Namen nichts anfangen.
    »Er war in der anonymen Führungskaste der AVU«, sagte Barakuda. »Er hat die Handelsdelegationen geleitet, die das Breitband-Antisteroid in allen möglichen Waren um das Binnenmeer herum verteilt haben. Am Ende war er in der geheimen Zentrale in Tag’gashir’dir.«
    »Wie ist er denn entkommen?«
    »Mit uns.« Dante lachte bitter. »Als wir mit den furchtba ren Shil-Waffen die Kuppel versiegelt hatten,

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