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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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verringerte, hing nur noch mit den Fingern an den Lederriemen, schwang zurück, ließ im Vorwärtsschwung los, riß die Arme nach unten und klammerte sich an die Brüstung. Sie war heiß, zu heiß. Er hing am Stein; Bauch, Gesicht, Oberschenkel und Zehen berührten die heiße Fläche. Wieder spürte er die innere Berührung, aber trotzdem wußte er spä ter nie, wie er es geschafft hatte, sich hochzuziehen.
    Keuchend und wimmernd lag er einen Moment auf dem Boden der Galerie. Auch hier war der Stein heiß. Mühsam richtete Dante sich auf. In seinen Handflächen, an den Armen und am Bauch bildeten sich Brandblasen. Er rannte die Galerie entlang zur Treppe, die Treppe hinauf, immer be müht, die Füße so kurz wie möglich auf dem Boden zu lassen. Zwei Galerien höher lagen die beiden Seile, mit denen man ihn und die Fürstin hinabgelassen hatte. Er stieg auf die lose liegenden Windungen des einen Seils, atmete auf, als er feststellte, daß die hornigen Fußsohlen, die nie lange den Stein berührt hatten, nicht verbrannt waren.
    Dann wickelte er sich das andere Seil um die Taille und ließ es über die Brüstung hinunter. Er ließ es zu hastig durch die Hände gleiten und heulte auf, als es über die Handflä chen schleifte.
    Ein Gedanke durchfuhr ihn. Er beugte sich über die Brüstung, um ihn Tremughati zuzuschreien, sah aber, daß die Fürstin den gleichen Einfall gehabt hatte. Sie knotete eine Gleitschlinge ins Ende des Seils und schob das Bündel mit Kleidern und Stiefeln hinein. Dann winkte sie und begann zu klettern.
    Barakuda betrachtete die Stelle, an der das Seil über die Kante der Brüstung lief. Aber der Stein, zu heiß für die menschliche Haut, beeinträchtigte die Fasern des Seils noch nicht. Dante lehnte den Oberkörper weit zurück. Er bezweifelte, daß er Tremughati hätte hochziehen können.
    Sie schaffte es allein. Als sie über die Brüstung kletterte, biß sie sich auf die Unterlippe. Ihre Augen waren hohl, die Wangen eingefallen von der Konzentration der Kraft-»Sendung«. Einen Moment standen sie aneinandergepreßt auf der Taurolle. Dann nahm sie Dantes Hände in ihre. Der Schmerz der verbrannten Stellen ließ ein wenig nach, aber mehr konnte ohne weitere Mittel, etwa Heilkräuter, selbst Tremughati nicht tun.
    Langsam, Hand über Hand, zog sie das Seil hoch. Immer noch auf der engen Taurolle stehend zogen sie Hosen und Stiefel an.
    »Wir müssen uns beeilen.« Tremughati ließ ihr Hemd halb offen und nahm die Jacke unter den Arm. »Die ber stenden Kugeln haben die Oberfläche der Maschinen beschädigt. Es gibt da dunkle Stellen.«
    Undeutlich unter der Decke seiner Schmerzen hörte Dante die dumpfen Detonationen der Gasgranaten, die sofort von den Säulen zum Klang einer Milliarde Baßpauken verstärkt wurden.
    »Es kommt nicht bis hier oben«, murmelte er. »Laß uns gehen.«
     
    Sie mußte einen Moment die Besinnung verloren haben. Ihr rechtes Hosenbein war geschwärzt vom Feuer der Treibsät ze. Toyami zog sich weiter in die Röhre zurück. Das Gas wirkte schnell, verflog fast ebenso schnell. Wahrscheinlich würde es in Höhe des Röhrentrichters bereits keine Wirkung mehr haben, aber sie wollte sich verkriechen. Verkriechen, um dem furchtbaren betäubenden, Wahnsinn beschwörenden Lärm zu entgehen. Sie dachte nicht mehr, sie kroch nur noch, wimmernd, mit geschlossenen Augen.
    Plötzlich ließ der Krach nach. Sie hörte noch etwas, aber es war weit fort, gedämpft, nicht mehr schmerzhaft. Langsam begann sie wieder zu denken, und ihr erster Gedanke war, daß die gemarterten Hörorgane nicht länger arbeiteten. Immer noch mit geschlossenen Augen tastete sie nach dem linken Ohr, löste den Klebestreifen, zog den Pfropfen heraus. Nun hörte sie sehr viel mehr, aber es war zu ertragen.
    Sie öffnete die Augen, sah sich um. In ihrer blinden Kriecherei war sie mit dem Kopf unter eine Hallsäule geraten. Die Lautübermittler endeten vielleicht einen halben Meter über dem Boden der Röhre, und bisher hatte sie sich immer an ihnen vorbeigedrückt.
    Versuchsweise hob sie den Kopf, steckte ihn ganz in die Öffnung der Hohlsäule. Stille. Paradiesische, absolute Stille. Sie seufzte und hörte sich sanft seufzen, mit ein wenig dumpfem Hall.
    Sie zog den Kopf zurück, zwinkerte und bewegte sieh aus dem Bereich unter der Säule. Sofort brach das Inferno wieder über sie herein. Hastig floh sie zurück in die Stille. Dort saß sie minutenlang staunend und überlegte, fand aber keine Erklärung.

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