Barakuda der Wächter 1&2 - Pasdan (Die Waffenschmuggler von Shilgat & Die Mördermütter von Pasdan)
auf den 9. IV. - schlief niemand in Pasdan. Aus dem ganzen Hinterland strömten Frauen herbei, um die Hüterin zu sehen und mit den Schwestern zu feiern. »Ruft alle Töchter zu mir, auch die fern von Pasdan sind«, sagte Lydia, und in Cadhras registrierte Major Maqari, daß die Invasionsflotte, die kurz vor Corilia stand, beidrehte und wendete und nach Westen zu kreuzen begann.
Niemand kannte alle Frauen, die nach Pasdan kamen, niemand konnte alle kennen. Es fiel auch nicht auf, daß einige Wehrhafte Jungfrauen wenig sprachen und manchmal, wenn sie redeten, Sprachfehler machten. Es bemerkte auch niemand, daß es vor allem diese wortkargen Wehrhaften Jungfrauen waren, die die Schiffe und den wachsenden Waffenberg bewachten.
»Hüterin«, sagte die Scharlachprim, eine stattliche Frau mittleren Alters, »das Böse greift von Norden nach uns.«
»Ich will es anhalten«, sagte Lydia. Sie trat wieder vor den Tempel und hob die Arme. Dann rief sie: »Ich befehle den Feinden im Norden, in ihrem bösen Tun innezuhalten.«
Yakku zog das Mikrofon zu sich, starrte auf den Schirm, der die Gouverneurin zeigte, und sagte deutlich: »Fürsten der Banyashil - es ist soweit. Legt die Waffen nieder.«
Wie ein Hurrikan waren die Banyashil durch das dünnbesiedelte, fruchtbare Flachland der Sieben Ströme gejagt. Fast alle Jägerinnen und Jäger besaßen inzwischen Feuerwaffen. Eineinhalb Tagesritte nördlich der Hauptstadt Pasdan stießen sie erstmals auf eine größere Einheit Gardistinnen.
Da kam das Signal. Tremughati und Gortahork gaben die vereinbarten Zeichen. Sichtbar warfen die Shil Pfeil und Bogen sowie einige Karabiner weg, stiegen von den Pferden und zogen an einer langen Stange die Flagge mit dem Wappen von Pasdan auf.
Die Befehlende Mutter der Garde meldete es nach Pasdan. Die Scharlachprim verkündete es den Frauen, und wieder wurde gejubelt.
Tremughati bat darum, waffenlos mit ihren Jägerinnen und Jägern zur Stadt reiten zu dürfen, um dort der Hüterin zu huldigen. Prim und Hüterin, über Funk befragt, gaben die Erlaubnis.
Fast zwanzigtausend Banyashil mit verborgenen Karabinern ritten weiter.
In dieser Nacht, als auf dem Galgenberg ein Feuer aufflammte und alle Galgen zerstörte, wurde Dante Barakuda losgeschnitten und zu einem der Geisterschiffe gebracht, wer Saravyi sich um ihn kümmerte. In dieser Nacht werteten die Männer in der Zentrale des zweiten Beiboots die aufgefangenen Funksprüche aus und markierten auf der Karte die Lage der Raketenbatterie.
Am Morgen des 9. IV. führte Barakuda ein verschlüsseltes Gespräch mit Maqari und erfuhr, daß die Gendarmerie eine Gruppe von Männern festgenommen hatte, die große Mengen einer wasserlöslichen, vermutlich hochgiftigen Substanz bei sich führten. Und daß die Invasionsflotte zurück nach Pasdan kreuzte, gegen den winterlichen Nordwest.
»Wie lange noch, Freund?« sagte er. Er blickte auf die Heilerinnen und Heiler. Einige von ihnen waren bereits zu schwach, um sich noch mit den anderen zusammenzuschließen.
»Zwei Tage«, sagte Saravyi bestimmt. »Höchstens.«
Barakuda bewegte den schmerzenden rechten Arm und zündete sich eine Zigarette an. »Gut«, murmelte er. Dann blickte er in die Augen des alten Shil. »Mein Freund, noch sind wir nicht am Ziel.«
Kurz nach Sonnenuntergang machte er sich auf den Weg. Er trug einen langen Umhang und ging gebeugt. Wer nicht genau hinsah und keine Männer zu sehen erwartete, mochte ihn für eine alte Frau halten.
Als er die Sklavenpferche erreichte, schlug ihm wieder der betäubende Gestank entgegen, den er fast vergessen hatte, und wieder war es nicht der Gestank, sondern der Ruch der Unterdrückung, der ihm Brechreiz einflößte.
Seit seinem ersten Aufenthalt in den Pferchen war ihm der Gedanke vergangen, eine Art Sklavenaufstand zur Unterstützung der anderen Aktionen entfesseln zu können. Die Männer in den Pferchen waren seit frühester Kindheit, wie Generationen vor ihnen, wie Tiere behandelt worden und zu Tieren geworden. Es würde sehr lange dauern, sie an ein menschliches Dasein zu gewöhnen. Jemand, dachte er, der sein Leben lang angekettet gelegen hat, wird nicht gleich laufen können, wenn man ihn befreit.
Er fand das kleine Fluggerät, wo er es zurückgelassen hatte. In einem großen Bogen, der ihn weit jenseits der drei Landschiffe führte, steuerte er die Inseln an, auf denen Gerames und die anderen warteten.
Die Begrüßung war herzlich bis stürmisch. Begheli, inzwischen
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