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Barbara

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Titel: Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Newman
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unter dem heißen Atem des Mädchens erzitterte und schmiegte ihren eigenen Körper enger an diese schlanke Wärme.

Miser Catulle Desine inptire
    et quod perisse vides perditum ducas .
    Du kannst nicht ungeschehen machen, was geschehen ist,
    Warum also versuchst du es?
    Catull

13

    »Who’s to say love is not a game we play .«
    »...die zeitgenössische country music und die von der Westküste ist von fast der gleichen Sensibilität erfüllt wie die Werke der römischen Elegiendichter — vor allem dieser ganzen Blase von Ovid bis Catull. Die gleiche Vorliebe für das Todesmotiv. Das lateinische Ausdruck für >lieben<, >kommen< und >sterben< ist synonym. Unmittelbare Vorgänger des spanischen Todestrallalla , aber Gottseidank noch unberührt vom Christentum. Was keine Elegie ist, nennen die Römer dann eine sogenannte Satire. >What made Milwaukee famous made a foul out of me<. Fabelhaft. Genauso vulgär wie Horaz.«
    Frank schwätzte interessant drauflos. Aber er schwätzte. Er war nervös, weil er Frank war. Eine neurotische Veranlagung gibt den Grund zu Wortspielereien. Er verstreute seinen Schatz an Worten. Er läßt seinen Gefühlen freien Lauf in den Worten, als wolle er es umgehen oder zumindest aufschieben, sie mit seinem Körper auszudrücken. Tom saß zufrieden da und hörte zu, während Frank Gebilde aus Worten aus der Kraft seiner Empfindungen auftürmte, und der Junge folgte dem klaren leuchtenden Faden seiner Absicht durch die barocken Gärten der Wechselwirkungen zwischen Frank und dessen übervoller Welt an Wahrnehmungen. Frank fühlte sich sicher in seiner Rolle als Homo. So sicher, daß er nicht in den zwanghaften Haß der Schwulen auf Transvestiten einstimmte, sondern anerkannte, daß sie reale Zwischenformen verwirklichten. Mit anderen Worten: keine Spur dieses »das ist natürlich so einer« Komplexes. Überhaupt kein spürbarer Selbsthaß. Aber Tom fragte sich folgendes: Frank fühlte sich zwar in seiner Rolle als Homo sicher, aber würde er seine Rolle als Homo nicht gerade deswegen hassen? Eben weil es eine Rolle war? Weil es die ebenso notwendige wie verachtete Krücke war? Weil er sich vor seinem eigenen Selbst fürchtete?
    Frank redete und redete... Tom bemerkte, daß der tanzende Strom von Worten abschweifte, als Frank die Richtung seines Hauptinteresses spürte. »Aber wir können lernen zu verzeihen und wieder zu einem kindlichen Respekt gegenüber dem langweiligen alten Catull finden. Sein Werk ist etwas, das man nur... wirklich ganz gleich wie intelligent man ist... nur erkennt, indem man älter wird. Es ist zu miserabel, als daß man etwas davon halten könnte, ehe man es einem nicht ein paar Dutzend Jahre lang um die Ohren geschlagen hat. Die Welt ist tatsächlich dermaßen hart, daß wir verzeihen lernen. Ganz junge Kinder können es, weil sie wissen, daß die Welt aus Schmerz und Qual besteht. Wenn man fünf ist: die Qual etwas essen zu müssen, das man nicht mag, oder die Lust etwas zu essen, das man mag; beides ist groß genug, damit Kinder das begreifen. Aber wenn wir erst einmal älter sind und unser Wille erwacht, denken wir so streng, glauben wir so sehr an unsere Stärke (und tatsächlich! tatsächlich kann sie auch aus nichts... schaffen)...«
    Die Welt drehte sich im Kreis um Toms Verständnis dem älteren Mann und dessen Verständnis der Welt gegenüber. Er wußte, daß sie zusammen in Ordnung waren, daß in Ordnung war, was er sagen oder was er tun könnte. Er betrachtete den großen grauen Hund, dessen Kopf auf seines Herren Füßen ruhte, der in der gegenüberliegenden Zimmerecke saß und redete. »Vögelst du Dinny ?« Der Hund hob den Kopf, als sein Name erwähnt wurde. »Ja, natürlich, das tun wir gern, nicht wahr, Dinny ?« Er beugte sich nieder und kraulte den Hals des Tieres. »Viele Homosexuelle mit großen Hunden tun es oder versuchen es zumindest. Wahrscheinlich klappt es nur bei sehr wenigen gut genug, um daraus eine Gewohnheit zu machen. Nein. Das allein ist es nicht. Man kann es tun und dennoch ein Ausbeutungsverhältnis mit dem Hund haben. Wenn man die Hunde erst einmal dazu gebracht hat, gewöhnen sich viele von ihnen daran. Besonders wenn man sie von ganz klein an aufzieht und sie von Hündinnen fernhält. Wenn man einen Hund hat, der richtig darauf steht, und man das weiß, kann man ihn auch ruhig mit Hündinnen zusammenbringen und er wird sich trotzdem am liebsten von Menschen ficken lassen... und Mädchen sind für einen intelligenten Hund nur

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