Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Absurde (Camus).
1855 bricht der erst 42-jährige Kierkegaard auf der Straße zusammen. Er stirbt kurz darauf. Die Sterbesakramente verweigert er.
Justus Liebig: Chemie für die Menschheit
Justus Liebig lebt von 1803 bis 1873
Ein Lehrer meint, der »Schafskopf« tauge noch nicht einmal zum Apothekerlehrling. Dies ist die Ausbildung, die er bald darauf beginnt. Zuvor, so will es die Überlieferung, ist er in der Schule gefragt worden, was er werden will. Er antwortet: »Chemiker!« Mitschüler und Lehrer brechen in Gelächter aus. Nach zehn Monaten muss Justus Liebig die Apothekerlehre abbrechen. Man wirft ihn raus. Er hat bei Experimenten einen Brand verursacht.
Justus Liebig, Sohn eines Drogisten und Farbenhändlers, kehrt ins Elternhaus zurück, beginnt sich im Selbststudium weiterzubilden und hilft dem Vater. Der vermittelt ihm schließlich ein Chemiestudium in Bonn, anschließend studiert Liebig in Erlangen. 1822 nimmt er als Burschenschaftsmitglied an Freiheitsdemonstrationen gegen die Restauration teil und gerät ins Visier der Polizei.
Sein Professor Johann Gottlob Kastner verhilft ihm zu einem Stipendium an der Sorbonne in Paris. Dort findet Liebig in Alexander Humboldt einen Förderer, der ihm 1825 eine Professur für Chemie an der Universität von Gießen ermöglicht, wo Liebig unter Einsatz seiner eigenen Geldmittel ein Chemielaboratorium errichtet, in dem er experimentiert und ausbildet. Die kleine Universität entwickelt sich in den drei Jahrzehnten, in denen Liebig dort wirkt, zum Zentrum der europäischen Chemiewissenschaft. Liebig gelingen zahlreiche Entwicklungen, zum Beispiel das Chloroform. Seine Chemischen Briefe , die ab 1842 erscheinen, finden durch ihren Sprachstil die Bewunderung Jakob Grimms.
Vor allem die organische Analyse bringt der unermüdlich arbeitende Wissenschaftler und Erfinder entscheidend voran, indem er den Einfluss der Stoffe – insbesondere des Kohlenstoffs und des Stickstoffs – auf das Wachstum der Pflanzenwelt untersucht. Liebig begründet die Agrarchemie und verleiht der chemischen Wissenschaft Methodik und Ordnung. Neben Friedrich Wöhler, der eng mit ihm zusammenarbeitet, gilt Liebig als Begründer der Biochemie; so forscht er zum menschlichen und tierischen Stoffwechsel. Mit der Entwicklung des Mineraldüngers und des Fleischextrakts leistet Liebig Revolutionäres für die Nahrungsmittelherstellung. Und nicht nur das. Liebig vollbringt auch Pioniertaten für die Kindernahrung, das Backpulver und Medikamente.
William Thomas Green Morton und die Narkose
William Thomas Green Morton lebt von 1819 bis 1868
Leid und Schmerz bei Operationen werden erst allmählich gelindert. Die Entwicklung der Narkose Mitte des 19. Jahrhunderts ist eine der größten Erleichterungen für die Menschheit. Es ist Justus Liebig, der 1831 (unabhängig von ihm Eugène Soubeiran) als erster Chloroform herstellt, das ab 1847 neben Äther als Narkotikum eingesetzt wird.
Bereits 1842 benutzt Crawford Williamson Long in seiner ländlichen Arztpraxis in Georgia Ätherdämpfe als Narkotikum bei einer Tumorentfernung. Um jene Zeit macht Charles ThomasJackson, Chemieprofessor in Boston, seinen ehemaligen Studenten, den Zahnarzt William Thomas Green Morton, auf die benebelnde Wirkung von Äther aufmerksam, was bereits 1818 der britische Forscher Michael Faraday bemerkt hat. Äther, genauer Diethylether oder Schwefeläther, wird schon von Paracelsus als »Vitriolextrakt« beschrieben.
Morton beginnt zu experimentieren. Nach Versuchen, unter anderem an seinem eigenen Hund, probiert er die Wirkung auch im Selbstversuch aus. Am 30. September 1846 betäubt Morton erstmals einen Patienten bei einer Zahnbehandlung. Erfolgreich. Nun wendet sich der Arzt an John Collins Warren, den leitenden Chirurgen des Massachusetts General Hospital in Boston, und bittet ihn, seine neue Methode demonstrieren zu dürfen. Am 16. Oktober 1846 schlägt die Geburtsstunde der modernen Anästhesie. Morton narkotisiert einen Patienten mit Äther, woraufhin Warren dem Betäubten schmerzfrei einen oberflächlich liegenden Tumor am Hals entfernt.
Morton versucht zunächst geheim zu halten, dass sein mit Duftstoffen versetztes Narkotikum lediglich Äther ist. Unter Druck gesetzt, verrät er es schließlich doch. Daraufhin meldet sich sein alter Chemieprofessor Jackson und beansprucht den Verdienst der Entdeckung für sich. Der anschließende Rechtsstreit treibt Morton in den Ruin und Jackson in den Wahnsinn.
Trotz der
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