Barbarossa, Botticelli und die Beatles
im Innern und verschafft »Deutschland« Gebietsgewinne wie Schleswig-Holstein, das zu Preußen kommt. Durch den anschließenden Sieg im »deutschen Bruderkrieg« gegen Österreich von 1866 gewinnt Preußen endgültig die Hegemonie über den deutschsprachigen Raum. Die Auflösung deseinst von Metternich im Wiener Kongress durchgesetzten losen Deutschen Bundes und die Gründung des preußisch beherrschten Norddeutschen Bundes sind die nächsten Schritte. Als dann die verbündeten deutschen Staaten (Norddeutscher Bund, Baden, Bayern und Württemberg) den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 für sich entscheiden, ist Bismarck am Ziel. Im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles wird das Deutsche Kaiserreich proklamiert, der preußische König Wilhelm I. zum Kaiser erhoben.
Dem Reichskanzler des neuen Staates gelingt es mit einer abwägenden Ausgleichs- und Bündnispolitik, die Balance mit den europäischen Großmächten Frankreich, Großbritannien, Russland und Österreich-Ungarn zu erhalten. Doch innenpolitisch ist der »Eiserne Kanzler« nicht fähig, mit demokratischen Gepflogenheiten umzugehen. Im sogenannten Kulturkampf zieht Bismarck gegen die katholische Kirche zu Felde. Verbissen kämpft er gegen die immer stärker werdende Arbeiterbewegung und erlässt die Sozialistengesetze. Gleichzeitig aber initiiert er eine seinerzeit vorbildliche Sozialgesetzgebung.
1890 entlässt ihn der junge Kaiser Wilhelm II. und Bismarck prophezeit: »Zwanzig Jahre nach meinem Abgang wird wieder ein Niederbruch kommen, wenn so weiterregiert wird.« Der Erste Weltkrieg wird das bestätigen.
16. Die Moderne beginnt
Louis Daguerre und ein neues Bild der Welt
Louis Daguerre lebt von 1787 bis 1851
Vor allem die Fotografie verändert im 19. Jahrhundert im wahrsten Sinne des Wortes die Sicht des Menschen auf die Welt. Einer der Pioniere auf dem Weg dorthin, die Dinge nicht durch das Auge eines Malers oder Zeichners abzubilden, sondern das tatsächliche Bild durch die »objektive« Sicht eines Geräts einzufangen, ist Louis Daguerre.
Doch zunächst wird er, aus einfachen Verhältnissen kommend, Dekorationsmaler. 1822 gründet er mit einem Partner in Paris ein Diorama, bei dem durch Kombination von Bühnenelementen und bemaltem Hintergrundpanorama tatsächliche Landschaften simuliert werden. Bereits hier dient ihm die Camera Obscura, ein Projektionsapparat mit Objektiv, als technisches Hilfsmittel.
Daguerre versucht einen Weg zu finden, Bilder auf lichtempfindlichen Oberflächen festzuhalten, und tritt in Kontakt mit seinem Landsmann Joseph Nicéphore Nièpce. Dem gelingt 1826 mit dem selbst entwickelten Verfahren, das er Heliografie nennt, die erste erhaltene Fotografie. Es ist ein Blick aus dem Fenster seines Wohnhauses auf die Dächer der Nachbarschaft.
Per Brief tauschen sich Daguerre und Nièpce über die Verbesserung der Bildfixierung aus und nach Nièpces Tod arbeitet Daguerre mit dessen Sohn weiter an einer Lösung. Das von Daguerre letztendlich entwickelte Verfahren der Daguerreotypie bedient sich versilberter Kupferplatten und liefert nur ein Bild und sofort das Positiv. Die älteste noch erhaltene Daguerreotypie stammt von 1837. Im Jahr darauf gelingt Daguerre das vermutlich älteste Foto, auf dem Menschen abgebildet sind.
Vor allem die außerordentlich detaillierten Porträts, die mit der Daguerreotypie angefertigt werden, machen das Verfahren rasch populär. Doch auch alle anderen Genres entwickeln sich schnell, ob Akt-, Reportage- oder Landschaftsfotografie.
In Großbritannien erfährt William Henry Fox Talbot von Daguerres Erfindung. Er hat unabhängig von ihm ab 1834 das Negativ-Positiv-Verfahren entwickelt, ist also in der Lage, ein Bild beliebig oft zu vervielfältigen. Vorerst aber bleibt die Daguerreotypie populärer, da sie die besseren Ergebnisse liefert. Erst später setzt sich Talbots Technik durch.
Arthur Schopenhauer: Erlösung durch Entsagung
Arthur Schopenhauer lebt von 1788 bis 1860
Daguerreotypien zeigen 1854 den Charakterkopf des 66-Jährigen mit zerklüftetem Gesicht, umrahmt von einem Backenbart und wallendem weißem Haupthaar hinter der hohen, kahlen Stirn. Die Technik der Daguerreotypie fasziniert Arthur Schopenhauer nicht zuletzt, weil er sich von ihr in seiner Ansicht der Subjektivität der Farbe bestätigt fühlt.
Dass Philosophen oft nicht gerade als fröhliche, sondern eher als mürrische Zeitgenossen gelten, lässt sich nach dem Griesgram Heraklit viele Jahrhunderte später mit
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