Barbarossa, Botticelli und die Beatles
den Unterschied zwischen Realität und Einbildung erkennen werden. Don Quijote erzählt aber auch von der Überforderung des Menschen in einer sich bereits in jenen Tagen rasch verändernden Welt. Der Kampf gegen die Windmühlen wird schon im 17. Jahrhundert als Bild der Auflehnung gegen den unaufhaltsamen technischen Fortschritt begriffen.
Cervantes selbst ist der Sohn eines verarmten Adeligen, studiert Theologie, flüchtet vor der spanischen Justiz nach Rom,wird 22-jährig Kammerdiener eines Kardinals und schließt sich noch im gleichen Jahr einer Einheit der spanischen Marine an, die in Neapel stationiert ist. 1571 nimmt er an der Seeschlacht von Lepanto gegen die Türken teil, erleidet drei Schusswunden und verliert die linke Hand. 1575 verschleppen ihn algerische Korsaren als Sklaven nach Algier. Nach mehreren Fluchtversuchen wird er durch den christlichen Trinitarierorden freigekauft. Auch um seine missliche finanzielle Lage etwas zu verbessern, versucht er sich als Schriftsteller und Steuereintreiber. 1597/98 und 1602 gerät er wegen Veruntreuung einige Zeit in Haft.
Im Kerker beginnt Cervantes mit der Arbeit an seinem Roman. Der erste Teil des Don Quijote erscheint 1605, zehn Jahre darauf folgt ein zweiter Teil. Obwohl die Geschichten um Don Quijote finanziell ein Erfolg werden, stirbt Cervantes 1616 mittellos in Madrid.
Heinrich IV. und die Hugenotten
Heinrich IV. lebt von 1553 bis 1610
Seit etwa 1560 nennt man die von den Lehren Johannes Calvins beeinflussten Protestanten in Frankreich Hugenotten.
Heinrich aus dem Hause Bourbon wird im protestantischen Glauben erzogen und als Erbprinz »Prinz von Geblüt« auf seine künftigen Aufgaben als König von Navarra vorbereitet. Von 1561 bis 1566 lebt er in Frankreich am Hof von Caterina de’ Medici. Sie ist seit 1559 die Witwe des Königs Heinrich II., dessen tödliche Verletzung bei einem Reitturnier das Land in dynastische Machtkämpfe zwischen dem Haus Valois, für das Caterina steht, und der Adelsfamilie der Guise gestürzt hat.
Caterina, von deren Söhnen in den nächsten Jahren nacheinander drei den König stellen, übernimmt zwischenzeitlich die Regentschaft und versucht einen Ausgleich zwischen katholischer Seite und Hugenotten herbeizuführen. Doch Franz von Guise löst 1562 mit dem Blutbad von Wassy, bei dem zahlreiche französische Protestanten ermordet werden, die Hugenottenkriege aus, die Frankreich mehr als drei Jahrzehnte entzweien und in denen Heinrich ab 1568 an der Seite des Hugenottenführers Gaspard II. de Coligny kämpft.
1570 versuchen Caterina und ihr Sohn König Karl IX. eine Aussöhnung zu erreichen. Caterinas Tochter Margarete wird alsVertreterin der Katholiken mit dem protestantischen Heinrich vermählt, der nun König von Navarra ist. Die Hochzeitsnacht vom 23. auf den 24. August 1572 gerät zur »Bluthochzeit« der Bartholomäusnacht. Ein aufgehetzter Mob ermordet Tausende von Protestanten. Heinrich rettet sein Leben, indem er zum Katholizismus konvertiert. Doch er widerruft 1576 und wird zum unbestrittenen Führer der Hugenotten.
Auf Karl IX. folgt sein Bruder Heinrich III. Der verspricht Heinrich den französischen Thron, auf den er laut Thronfolge auch Anspruch hat, macht aber zur Bedingung, dass der erneut zum katholischen Glauben übertritt.
Die Ermordung Heinrichs III. durch einen fanatischen Dominikanermönch bedeutet das Ende des Hauses Valois, und so wird Heinrich 1589 als Heinrich IV. der erste König des Hauses Bourbon. Als König von Frankreich kann er sich aber erst etablieren, als er 1593 tatsächlich zum Katholizismus übertritt. »Paris ist eine Messe wert«, soll er trocken bemerkt haben. Vier Jahre später endet der Bürgerkrieg, im Jahr darauf gelingt Heinrich im Edikt von Nantes der Ausgleich der religiösen Interessen.
Als 1610 auch er ermordet wird, übernimmt seine zweite Frau Maria de’ Medici für ihren noch unmündigen Sohn Ludwig XIII. die Regentschaft.
Francis Bacon und der Nutzen des Wissens
Francis Bacon lebt von 1561 bis 1626
Die Nachwelt spricht von ihm als dem »Vater der experimentellen Naturwissenschaft« oder dem »Wegbereiter des modernen Wissenschaftsbegriffs«. Für Jean-Baptiste le Rond d’Alembert ist er der erste Aufklärungsphilosoph. Königin Elisabeth I. nennt den kleinen Jungen, der sich oft an ihrem Hof aufhält, »mein junger Großsiegelbewahrer«.
Der kleine Francis ist der Sohn eben jenes höchsten juristischen Beamten des Königreiches, Nicholas Bacon. Auch Francis
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