Barbarossa, Botticelli und die Beatles
dagegen können mit öffentlicher Hinrichtung geahndet werden. Der Alltag und der Dienst an Gott sind durch Strenge, Fleiß und äußerste Nüchternheit geprägt. Kein Altar, keine Bilder, keine Orgel, nur Predigt, Gebet, Gesang. Calvin meint: »Wir selbst sind Gottes Tempel.«
Calvins Lehre gewinnt Anhänger über Genf hinaus in Teilen Deutschlands, in Frankreich und den Niederlanden. Von England und Schottland gelangt sie nach Nordamerika, wo die Puritaner die Gesellschaft stark beeinflussen.
Philipp II., der dunkle Herrscher des Katholizismus
Philipp II. lebt von 1527 bis 1598
Gegenreformation: Das ist auf geistigem Gebiet Ignatius von Loyola, der den Jesuitenorden gründet, um mit Glaubensstrenge und unbedingtem Ordensgehorsam die katholische Kirche in Rom weltweit zum Sieg zu führen. In der Politik verschreibt sichPhilipp II. von Spanien wie zuvor schon sein Vater Karl V. diesem Ziel.
Philipp, der älteste und einzig überlebende legitime Sohn des kaiserlichen Herrschers, ist ein Bücherwurm, der eine Bibliothek mit über 13 000 Bänden besitzt. Von seinem Vater lernt er, wie das Reich über Briefverkehr verwaltet werden kann. Philipps Kurzmitteilungen sind berüchtigt. Im Jahr 1556 übergibt ihm sein amtsmüder Vater die spanische Königswürde, die Niederlande, die amerikanischen Kolonien, Burgund und Sizilien.
Philipp heiratet vier Mal. Mit seiner ersten Frau Maria von Portugal zeugt er den Sohn Don Carlos. Sie stirbt 1545 nach der Geburt des Kindes, der geistig womöglich zurückgebliebene Sohn folgt ihr 17-jährig. Der Verdacht, der Vater habe ihn ermorden lassen, wird nie bestätigt. Die Geschichte wird Friedrich Schiller in seinem Drama Don Carlos aufgreifen. Nach dem Tod seiner zweiten Frau Maria I. von England buhlt Philipp um ihre Schwester Elisabeth I., die ihn schroff abweist. So geht er 1560 seine dritte Ehe mit Elisabeth von Valois ein. Die Vermählung besiegelt den lang ersehnten Frieden mit Frankreich. Nach Elisabeths Tod heiratet Philipp schließlich 1570 Anna von Österreich, seine Nichte.
Unter Philipp erreicht das spanische Weltreich die größte Ausdehnung, die Philippinen sind nach ihm benannt. 1580 wird er durch Erbschaft zusätzlich König von Portugal. Neun Jahre zuvor hat seine Flotte an der Spitze der Heiligen Liga mit Venedig und Genua in der Seeschlacht bei Lepanto das Osmanische Reich besiegt.
Philipp versteckt sich hinter undurchdringlichem Zeremoniell. In seiner gewaltigen Klosterresidenz El Escorial in der Einöde des kastilischen Hochlandes verlebt er jeden seiner Tage in pedantischer Einförmigkeit. Immer in Schwarz gekleidet, isst er jeden Tag zur gleichen Uhrzeit die gleichen Speisen, jeden Tag unternimmt er die gleiche Ausfahrt.
Jedes noch so kleine Detail der Verwaltung seines Weltreiches will er selbst entscheiden, aber die Bürokratie lähmt das Reich. Verschwendung und Misswirtschaft grassieren, Spanien erstarrt in Bildungsferne, Wissenschaftsfeindlichkeit und dunkler Religiosität. Die Kriege gegen die Reformation leeren die Staatskasse. Drei Mal muss Philipp während seiner Regentschaft Staatskonkurs anmelden.
1588 scheitert seine Armada, die England besiegen soll, im stürmischen Meer um Großbritannien. Am Ende seines Lebens gichtgeplagt, mit einem Stuhl auf Rollen umhergeschoben, muss Philipp den Aufstieg des protestantischen England unter Elisabeth I. und die Ausbreitung der Reformation erleben.
Elisabeth I. und der Aufstieg Englands
Elisabeth I. lebt von 1533 bis 1603
Die Armada ist untergegangen. Deus afflavit, dissipati sunt. »Gott blies und sie zerstreuten sich«, lässt Elisabeth auf eine Gedenkmünze prägen.
Philipp II., König von Spanien, trägt ihr die Ehe an. Elisabeth lehnt ab. Doch nicht nur das. Sie steht den protestantischen Niederlanden in ihrem Unabhängigkeitskampf gegen den katholischen Monarchen bei und die spanische Armada geht 1588 im Sturm und im Kanonendonner der englischen Flotte unter.
Zu diesem Zeitpunkt regiert Elisabeth schon 30 Jahre. Unter ihr, die einst von der katholischen Schwester und Vorgängerin auf dem Thron, Maria I., jahrelang im Tower eingesperrt worden war, siegt der Protestantismus. Elisabeth reformiert die anglikanische Kirche und setzt sie 1559 als Staatskirche ein.
England erlebt das Elisabethanische Zeitalter. In politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht errichtet die Königin die entscheidenden Säulen für das spätere Britische Weltreich. Francis Bacon begründet die moderne
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