Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Darin ist das Lob Ben Jonsons zu lesen, der neben Christopher Marlowe ein großer Dichterrivale gewesen war: »Er war nicht für eine Ära, sondern für alle Zeiten.«
12. Dunkelheit und Lichtstreifen
Orlando di Lasso an der Schwelle zur klassischen Musik
Orlando di Lasso lebt von 1532 bis 1594
Die Musik bekommt ihre Schrift im 10. Jahrhundert von Guido von Arezzo. Nun ist das Weitergeben von Melodien und Rhythmen möglich und das Fundament gelegt für eine neue Art von Künstlern: die Komponisten.
Mit den Meistersingern kommt im 15. Jahrhundert die notierte und Regeln gehorchende Musik in die bürgerliche Welt. Im darauffolgenden Jahrhundert, zu Lebzeiten Orlando di Lassos, individualisiert die Renaissancemusik ganz im Geiste des Humanismus Melodie, Klang und Rhythmik. Der vierstimmige Satz der menschlichen Stimmen (Alt, Sopran, Tenor, Bass) wird Standard, auch die Instrumentalmusik zunehmend mehrstimmig, das Madrigal zur beliebten Musikform.
In Orlando di Lassos letztem Lebensjahrzehnt werden die ersten Opern komponiert und sein jüngerer Zeitgenosse Claudio Monteverdi führt nach di Lassos Tod die neue Kunstform zu einer ersten Blüte.
Orlando di Lasso, der »Fürst der Musiker«, kommt in Mons, im heutigen Belgien, zur Welt. Als Knabe wegen seiner lieblichen Stimme mehrfach entführt, um an Adelshöfen zu singen, und von seiner Familie immer wieder zurückgeholt, tritt er schließlich in die Dienste des Vizekönigs von Sizilien. Er erhält eine musikalische Ausbildung, wird Kapellmeister und geht, nach mehreren Stationen in Europa berühmt und geadelt, 1556 an den Hof des bayrischen Herzogs Albrecht V.
In seinem umfangreichen Œuvre aus fast 2000 Werken, das vor allem aus weltlichen und geistlichen Liedern besteht, nutztOrlando di Lasso die Spannung zwischen Ernst und Heiterkeit, zwischen Melodie und Wort. Er bedient sich der hoch ausgebildeten niederländischen Kunst der Mehrstimmigkeit (Polyphonie), weist aber über diese hinaus. Er bringt das Erzählerische, die Dramatik in die Musik und macht die Musik zu einer eigenen Art von Sprache.
Damit steht Orlando di Lasso neben Giovanni Pierluigi da Palestrina als bedeutendster Vertreter der Musik der Hochrenaissance nicht nur an der Schwelle zur beginnenden Musik des Barock, sondern am Anfang der klassischen Musik an sich, der er durch die kompositorischen und dramaturgischen Elemente in seinem Werk das Rüstzeug liefert.
Johannes Kepler und die Ellipsen des Wissens
Johannes Kepler lebt von 1571 bis 1630
Die Wissenschaft ist den Geheimnissen der Natur auf der Spur und immer mehr von ihnen kann sie in diesen Tagen erklären.
Johannes Kepler kommt zu früh auf die Welt und leidet während seines gesamten Lebens unter einer schwachen Gesundheit. In Tübingen studiert er protestantische Theologie, geht als Mathematiklehrer nach Graz, muss von dort nach der Rekatholisierung fliehen und wird durch sein 1597 erschienenes astronomisches Erstlingswerk Mysterium Cosmographicum bekannt. 1600 holt ihn der dänische Astronom Tycho Brahe als Assistent nach Prag.
Die beiden gegensätzlichen Charaktere ergänzen sich. Der jähzornige Brahe ist ein hervorragender Beobachter, doch seine mathematischen Fähigkeiten sind begrenzt. Brahe hat seine Nase bei einem Duell nach einem Streit um eine mathematische Formel verloren und trägt eine Kupferfolie als Prothese. Der empfindsame Kepler hingegen hat schwache Augen, ist aber ein herausragender Mathematiker und liefert während seines Lebens bedeutende Beiträge auf diesem Gebiet, insbesondere zur Integralrechnung und der Berechnung von Logarithmen.
Als Brahe nach nur wenigen Monaten gemeinsamer Arbeit stirbt, folgt ihm Kepler im Amt des kaiserlichen Hofmathematikers. Auch auf Brahes Daten zurückgreifend, arbeitet er weiter an seinem astronomischen System und veröffentlicht 1609 in seinem Buch Astronomia nova die keplerschen Gesetze und diemit ihnen beschriebene Erkenntnis, wonach Planeten auf Ellipsen um die Sonne kreisen. Die Existenz elliptischer Planetenbahnen bestärkt Kepler in dem lange schon von ihm verfochtenen kopernikanischen Weltbild und zerstört das geozentrische Weltbild des Claudius Ptolemäus endgültig. Kepler ist tiefgläubig und sieht in allen seinen Erkenntnissen den Beweis einer Weltharmonie.
Aufgrund der zunehmenden Religionskonflikte, der Dreißigjährige Krieg wirft seine Schatten voraus, geht Kepler 1612 nach Linz. Drei Jahre später muss er sich um die Verteidigung seiner Mutter kümmern, die
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