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Barbarossa, Botticelli und die Beatles

Barbarossa, Botticelli und die Beatles

Titel: Barbarossa, Botticelli und die Beatles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helge Hesse
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als Hexe angeklagt ist. Er erreicht ihre Freilassung, doch sie stirbt im Jahr darauf an den Folgen der Folter. Drei Jahre vor seinem Tod findet Kepler in Albrecht von Wallenstein, für den er bereits vorher astrologische Gutachten erstellt hatte, einen neuen Förderer und wird dessen Hofastrologe. Seiner bis zuletzt chronischen Finanznot entkommt er dadurch auch nicht.
Galileo Galilei und die Freiheit der Forschung
    Galileo Galilei lebt von 1564 bis 1642
    Als sein Buch Sidereus Nuncius ( Nachricht von neuen Sternen ) feindselige Kritik der etablierten Wissenschaft hervorruft, schreibt er 1610 an Johannes Kepler: »Es gibt keinen größeren Hass als in der Unwissenheit gegen das Wissen!«
    Sein Wissen hat sich Galileo Galilei über Jahre mit Untersuchungen und Berechnungen erarbeitet. Er ist der Sohn eines Tuchhändlers, Musikers und Musiktheoretikers und geht mit 17 Jahren nach Pisa, um Medizin zu studieren und sich mit Physik und Mathematik auseinanderzusetzen. Er konstruiert zahlreiche Apparate, erforscht das Verhalten von Pendeln und denkt darüber nach, wie dies für eine Pendeluhr genutzt werden kann. Er grübelt über die Fallgesetze und entdeckt, dass Beschleunigung etwas vollkommen anderes ist als Geschwindigkeit. Heute gilt Galilei als Begründer der experimentellen Physik.
    1586 macht ihn die Konstruktion einer hydrostatischen Waage weithin bekannt. Im Jahr darauf wird er Dozent für Mathematik in Pisa, drei Jahre später Professor in Padua. 1609 erfährt Galilei von der Erfindung des Fernrohrs, baut sich selbst eines und entdeckt Krater auf dem Mond, die Phasen der Venus,die vier größten Jupitermonde und die Ringe des Saturns. All dies veröffentlicht er in seinem Sidereus Nuncius .
    Seit 1616 vertritt Galilei, mittlerweile Hofmathematiker in Florenz, öffentlich das neue heliozentrische Weltbild des Nikolaus Kopernikus, wohl wissend, dass er noch keinen zwingenden Beweis in der Hand hat. In dieser Angelegenheit nach Rom bestellt, verpflichtet er sich, das kopernikanische Weltbild nicht mehr zu propagieren. 1632 veröffentlicht Galilei seinen Dialog über die beiden hauptsächlichen Weltsysteme oder: Dialogo di Galileo Galilei sopra i due Massimi Sistemi del Mondo Tolemaico e Copernicano . Drei Wissenschaftler diskutieren darin über die Frage, ob Ptolemäus oder Kopernikus richtigliegt. Zuerst passiert das Werk die Zensur, dann aber erhält Galilei den Befehl, sich bei der römischen Inquisition einzufinden. Man schüchtert ihn ein, zeigt ihm die Folterwerkzeuge. Er bekennt, in seinem Dialog zu weit gegangen zu sein, und widerruft. Das trotzige »Und sie bewegt sich doch!« wird ihm erst Jahrzehnte später nachträglich in den Mund gelegt.
    Weil er das kopernikanische Weltbild vertreten habe, wird er zu unbegrenztem Arrest verurteilt. Zehn Jahre später stirbt er erblindet, noch immer unter Hausarrest. 1992, 350 Jahre nach seinem Prozess, rehabilitiert ihn Papst Johannes Paul II.
Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein und der Dreißigjährige Krieg
    Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein lebt von 1583 bis 1634
    1608 lässt sich der 25-jährige Wallenstein in Prag von Johannes Kepler erstmals ein Horoskop erstellen. Der Sternenforscher bescheinigt dem jungen Mann Ehrgeiz und baldigen Aufstieg.
    Wallenstein entstammt zwar einem alten böhmischen Adelsgeschlecht, ist aber ein Emporkömmling. Ehrgeizig und durchsetzungsstark mindert kein Erfolg seine Unsicherheit. Protestantisch aufgewachsen, tritt er vermutlich 1602 zum Katholizismus über. 1609 heiratet er eine wesentlich ältere reiche Witwe und erbt nach ihrem baldigen Tod ihren bedeutenden Grundbesitz.
    Als 1618 der Prager Fenstersturz den Dreißigjährigen Krieg auslöst, sieht Wallenstein seine Chance gekommen. Die Religion ist, wie zuvor in den Hugenottenkriegen in Frankreich, nur Anlass für das Gemetzel. Das Motiv ist Macht. Und der Glaube gibtnicht immer den Ausschlag für die Wahl der Seite. Auf eigene Kosten stellt Wallenstein ein Heer auf und bietet es dem katholischen Kaiser an.
    Schlachten kämpft man längst auch mit Kanonen, Pulver und Blei. Söldnerheere mit ihren Fußsoldaten, den Landsknechten, werden die Grausamkeit des Krieges durch Plündern und Brandschatzen ins Unfassbare steigern. Die Anhänger Kaiser Ferdinands II. ziehen zunächst in Böhmen gegen den protestantischen König Friedrich V. von der Pfalz. Der flieht 1620 nach dem Sieg der Kaiserlichen in der Schlacht am Weißen Berg. Seine Regentschaft ist so kurz, dass er

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