Barbarossa, Botticelli und die Beatles
die Künste, übt Toleranz gegenüber den verschiedenen Strömungen des Islam und sucht den Ausgleich zwischen Muslimen und Hindus. So schafft er beispielsweise die Kopfsteuer für Nichtmuslime ab und gewährt Christen und Parsen Religionsfreiheit. Akbar selbst sucht sein Leben lang nach dem richtigen Glauben, tauscht sich mit Vertretern anderer Religionen aus und nimmt schließlich eine so individuelle Haltung zu religiösen Fragen ein, dass orthodoxe Muslime ihn der Abkehr vom Islam verdächtigen.
Die Beamtenschaft im Mogulreich ist nicht religiös, sondern auf Effizienz und Dauerhaftigkeit ausgerichtet. Das Reich wirdstraff und zentralisiert verwaltet. Persisch ist die Hofsprache. Zu Akbars hohen Hofbeamten gehören zahlreiche Nichtmuslime, vor allem Hindus.
Akbar richtet Fachministerien ein, schafft die Pauschalbesteuerung von Dörfern ab und mehrt so den Wohlstand auf dem Land. In den Jahrzehnten seiner Herrschaft erweitert er durch kluge Heiratspolitik und unablässige Eroberungszüge, bei denen er sich in Schlachten durch persönlichen Mut auszeichnet, die Grenzen des Mogulreiches. Schließlich erstreckt es sich über Nordindien und von Kabul bis Bengalen.
Tokugawa Ieyasu und die Epoche der Shogune
Tokugawa Ieyasu lebt von 1543 bis 1616
Die ritualisierte und in ihren Ränkespielen an Shakespeare-Dramen erinnernde Welt, in der Tokugawa Ieyasu lebt, bannt der große japanische Filmregisseur Akira Kurosawa Mitte des 20. Jahrhunderts in seinen Samuraifilmen auf die Kinoleinwand.
Tokugawa Ieyasu gehört zur mächtigen zentraljapanischen Familie Matsudaira. Er wächst in einer Zeit auf, in der in Japan sowohl der Kaiser als auch die Shogune, Anführer aus der Kriegerkaste der Samurai, ihre Macht verloren haben. In Kleinkriegen kämpfen regionale Kriegsherren, die Daimyo, um die Herrschaft in einzelnen Landstrichen. Diese Epoche der streitenden Länder dauert von 1467 bis 1568.
Eine rivalisierende Familie nimmt Tokugawa Ieyasu im Alter von fünf Jahren als Kriegsgeisel. Mit 13 Jahren tritt der Junge das Erbe seines früh verstorbenen Vaters an und wird schließlich wie seine Rivalen, die Feldherren Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi, einer der »drei großen Einiger« des feudalen Japan.
Schon bald schlägt Ieyasu eine erste Schlacht gegen Oda Nobunaga, worauf dieser in Gefangenschaft gerät und rituellen Selbstmord begeht. Derweil zwingt Toyotomi Hideyoshi Japan zunehmend unter seine Macht. Mal bekämpft er Ieyasu, mal verbündet er sich mit ihm. Gemeinsam erobern sie das Kernland der japanischen Ostprovinzen. Als Toyotomi Hideyoshi 1598 stirbt, versucht Ieyasu seinen eigenen Herrschaftsbereich weiter auszudehnen. Er richtet das Hauptquartier in einem bis dahin unbedeutenden Fischerdorf namens Edo ein, das allmählich zu einer Großstadt wächst.
Im Jahr 1600 siegt Ieyasu in der entscheidenden Schlacht von Sekigahara. Drei Jahre später lässt er sich vom Kaiser den Titel Shogun verleihen.
Das von Ieyasu gegründete Tokugawa-Shogunat, unter dem der Tenno zum Symbol wird und nur repräsentative Handlungen ausführen darf, bleibt über dreieinhalb Jahrhunderte bestehen, bis 1867 der Meiji-Tenno den Thron besteigt und Japan in eine neue Ära führt. Bis dahin sorgen die strenge Staatsführung und die strikte Abschottungspolitik der Tokugawa gegen die Außenwelt für eine lange Periode innerer Stabilität und eine Blüte der japanischen Kultur.
Miguel de Cervantes und der Ritter von der traurigen Gestalt
Miguel de Cervantes lebt von 1547 bis 1616
Dieses eine abenteuerliche Buch überlagert letztlich doch das ebenso abenteuerliche Leben seines Schöpfers. Miguel Cervantes’ Don Quijote gilt als eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur und als jenes, das die Gattung des Romans in der abendländischen Kultur begründet. Es erzählt die Geschichte des armen Landadeligen Don Quijote, der nahezu alle Ritterromane gelesen hat, sie für wahr hält und nun, in einer Traumwelt lebend, auf seinem klapprigen Pferd Rosinante aufbricht, um Taten zu Ehren einer seit seiner Jugend verehrten, aber aus den Augen verlorenen Bauerntochter zu vollbringen. Sie, die davon nichts weiß, ist die angebetete Dulcinea del Toboso, die er nie wiedersehen wird. Begleitet wird Don Quijote auf einem Esel von seinem Gefährten Sancho Pansa.
Cervantes’ Werk hält der Interpretation viele Türen offen. Man kann es lesen wie eine Parodie auf den Ritterroman oder als eine philosophische Betrachtung darüber, dass die Menschen niemals
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