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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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nicht einmal mehr die Anwesenheit des anderen. Immer wenn wir uns anschauten oder berührten, sahen wir die Leiche unseres Sohns in diesem verdammten Schwimmbecken. Eines schönen Tages erwachte ich und wusste, dass mich Diego verlassen hatte. Er verließ auch die Kanzlei und zog in ein altes Haus im Ribera-Viertel, das ihm seit Jahren keine Ruhe gelassen hatte. Er sagte, er schreibe, er habe einen sehr wichtigen Auftrag von einem Pariser Verleger bekommen, wegen des Geldes brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Ich wusste, dass er mit Irene zusammen war, obwohl er es nicht zugab. Er war ein gebrochener Mann und überzeugt, er habe nicht mehr lange zu leben. Er dachte, er habe sich eine Krankheit zugezogen, eine Art Parasit, der ihn innerlich aufzehre. Er sprach nur noch vom Tod und hörte auf niemanden mehr. Weder auf mich noch auf Valera … Nur auf Irene und Roures, die ihm mit Geistergeschichten den Kopf vergifteten und mit Versprechungen, ihn mit Ismael in Verbindung zu bringen, das Geld aus der Tasche zogen. Einmal ging ich zum Haus mit dem Turm und flehte ihn an, mir zu öffnen. Er ließ mich nicht herein und sagte, er sei beschäftigt, er arbeite an etwas, um Ismael zu retten. Da wurde mir klar, dass er allmählich den Verstand verlor. Er dachte, wenn er dieses verdammte Buch für den Pariser Verleger schriebe, würde unser Sohn wieder lebendig. Ich glaube, Irene, Roures und Jaco erleichterten ihn um alles Geld, das er noch hatte, das wir noch hatten … Monate später, in denen er niemanden mehr gesehen und sich an diesem schrecklichen Ort abgekapselt hatte, wurde er tot aufgefunden. Die Polizei sagte, es sei ein Unfall gewesen, aber daran habe ich nie geglaubt. Jaco war verschwunden, und von dem Geld gab es keine Spur mehr. Roures behauptete, von nichts zu wissen. Er erklärte, seit Monaten keinen Kontakt zu Diego mehr gehabt zu haben, weil der verrückt geworden sei und ihm Angst gemacht habe. Bei den spiritistischen Sitzungen habe er zuletzt mit seinen Geschichten von verdammten Seelen die Kundschaft erschreckt, sodass er ihm irgendwann verboten habe, noch einmal zu kommen. Diego habe gesagt, unter der Stadt liege ein großer See aus Blut, Ismael spreche im Traum zu ihm, er sei Gefangener eines Schattens in Schlangenhaut, der sich als ein anderer Junge ausgebe und mit ihm spiele … Niemand war überrascht, als man ihn tot fand. Irene sagte, Diego habe sich meinetwegen das Leben genommen; diese eiskalt berechnende Ehefrau, die ihren Sohn hatte sterben lassen, weil sie nicht auf ihr luxuriöses Leben verzichten wollte, habe ihn in den Tod getrieben, sie dagegen sei die Einzige, die ihn je wirklich geliebt habe, und sie habe nie einen Céntimo angenommen. Und ich glaube, wenigstens darin war sie ehrlich. Ich glaube, Jaco benutzte sie, um Diego zu verführen und ihm alles wegzunehmen. Dann, in der Stunde der Wahrheit, ließ er sie sitzen und haute ab, ohne einen Céntimo mit ihr zu teilen. Das sagte die Polizei, oder zumindest einige der Ermittler. Ich hatte immer den Eindruck, sie wollten nicht zu tief in dieser Geschichte herumstochern und die Selbstmordversion komme ihnen sehr gelegen. Aber ich glaube nicht, dass sich Diego umgebracht hat. Ich glaubte es weder damals, noch glaube ich es heute. Ich glaube, Irene und Jaco haben ihn umgebracht. Und nicht nur wegen des Geldes. Da gab es noch etwas. Einer der mit dem Fall betrauten Beamten, ein sehr junger Mann namens Salvador, Ricardo Salvador, glaubte das ebenfalls. Er sagte, da gebe es etwas, was sich nicht mit der offiziellen Version der Tatsachen decke, und jemand verhülle die wahre Ursache von Diegos Tod. Salvador kämpfte, um Licht in die Angelegenheit zu bringen, bis man ihm den Fall wegnahm und ihn mit der Zeit vom Dienst suspendierte. Aber danach ermittelte er noch auf eigene Faust weiter. Manchmal kam er mich besuchen. Wir wurden gute Freunde … Ich war eine alleinstehende Frau, ruiniert und verzweifelt. Valera sagte, ich solle doch wieder heiraten. Auch er gab mir die Schuld an dem, was meinem Mann widerfahren war, und ging so weit, anzudeuten, es gebe doch viele alleinstehende Krämer, denen eine aristokratisch wirkende, gut aussehende Witwe in den besten Jahren das Bett wärmen könnte. Mit der Zeit besuchte mich auch Salvador nicht mehr. Ich gebe ihm keine Schuld. Bei dem Versuch, mir zu helfen, hatte er sein eigenes Leben ruiniert. Manchmal denke ich, das ist das Einzige, was ich in meinem Leben für die anderen getan habe – ihnen ihr

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