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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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sagen, ich habe Ihnen mehr als genug erzählt.«
    »Und was haben Sie mir nicht gesagt?«
    Grandes sah mich aufmerksam an und ließ dann ein unterdrücktes Lachen hören.
    »Heute Morgen, als Sie mir erzählt haben, dass an dem Abend, an dem Señor Sempere starb, jemand in die Buchhandlung gekommen war und dass man Sempere und die Person streiten hören konnte, nahmen Sie an, diese Person habe ein Buch kaufen wollen, ein Buch von Ihnen. Da Sempere es nicht habe verkaufen wollen, kam es zum Streit, und der Buchhändler erlitt einen Herzanfall. Wie Sie sagten, war es mehr oder weniger ein Einzelstück. Wie hieß das Buch?«
    »Die Schritte des Himmels.«
    »Genau. Das ist das Buch, das, wie Sie annahmen, an dem Abend gestohlen wurde, an dem Sempere starb.«
    Ich nickte. Der Inspektor zündete sich eine Zigarette an. Nach ein paar Zügen drückte er sie wieder aus.
    »Das ist mein Dilemma, Martín. Einerseits glaube ich, dass Sie mir einen ganzen Berg von Lügengeschichten aufgetischt haben, weil Sie mich für einen Volltrottel halten oder weil Sie – und ich weiß nicht, was schlimmer ist – angefangen haben, selber daran zu glauben, nachdem Sie sie so oft erzählt haben. Alles spricht gegen Sie, und das Einfachste für mich wäre, mir nicht die Hände schmutzig zu machen und Sie Marcos und Castelo zu übergeben.«
    »Aber …«
    »… aber, und das ist ein mikroskopisch kleines Aber, ein Aber, das meine Kollegen problemlos vom Tisch wischen könnten, das mich aber stört wie ein Staubkorn im Auge und das mich zumindest in Erwägung ziehen lässt, ob vielleicht das – und was ich Ihnen nun sage, widerspricht allem, was ich in zwanzig Jahren in diesem Metier gelernt habe –, was Sie mir erzählt haben, zwar nicht die Wahrheit, aber auch nicht unbedingt falsch ist.«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich Ihnen erzählt habe, woran ich mich erinnere, Inspektor. Sie mögen mir glauben oder nicht. Tatsache ist, dass manchmal nicht einmal ich mir glaube. Aber es ist das, woran ich mich erinnere.«
    Grandes stand auf und begann den Tisch zu umkreisen.
    »Heute Nachmittag, als ich mich mit Maria Antonia Sanahuja, oder Irene Sabino, unterhalten habe, im Zimmer ihrer Pension, habe ich sie gefragt, ob sie wisse, wer Sie seien. Sie verneinte. Ich habe ihr erklärt, Sie wohnten im Haus mit dem Turm, wo sie und Marlasca mehrere Monate verbracht hatten. Ich habe sie wieder gefragt, ob sie sich an Sie erinnern könne. Sie verneinte. Ein wenig später habe ich gesagt, Sie hätten das Grab der Familie Marlasca besucht und beteuert, sie dort gesehen zu haben. Zum dritten Mal verneinte sie, Sie je gesehen zu haben. Und ich habe ihr geglaubt. Ich habe ihr geglaubt, bis sie, als ich eben gehen wollte, sagte, ihr sei ein wenig kalt, und den Schrank öffnete, um ein wollenes Schultertuch herauszunehmen. Da habe ich auf dem Nachttisch ein Buch gesehen. Es fiel mir auf, weil es das einzige Buch im ganzen Zimmer war. Ich habe den Augenblick genutzt, als sie mir den Rücken zudrehte, um die handschriftliche Widmung auf der ersten Seite zu lesen.«
    »›Für Señor Sempere, den besten Freund, den sich ein Buch wünschen kann, zum Dank, dass er mir die Tore zur Welt geöffnet und mich gelehrt hat, durch sie hindurch zugehen«, zitierte ich aus dem Gedächtnis.
    »› Gez. David Martín ‹«, ergänzte Grandes.
    Mit dem Rücken zu mir blieb er vor dem Fenster stehen.
    »In einer halben Stunde wird man Sie abholen und mir den Fall abnehmen«, sagte er. »Sie werden in Marcos’ Obhut übergehen. Und ich werde nichts mehr tun können. Haben Sie mir noch irgendetwas zu sagen, womit Sie Ihre Haut retten könnten?«
    »Nein.«
    »Dann nehmen Sie diese lächerliche Pistole, die Sie seit Stunden in Ihrem Mantel versteckt haben, und drohen Sie damit, mir das Hirn wegzupusten, wenn ich Ihnen nicht den Schlüssel zu dieser Tür gebe – aber passen Sie auf, dass Sie sich nicht in den Fuß schießen.« Ich schaute zur Tür.
    »Im Gegenzug bitte ich Sie nur, mir zu sagen, wo Cristina Sagnier ist, wenn Sie überhaupt noch lebt.«
    Unfähig, einen Ton herauszubringen, sah ich zu Boden.
    »Haben Sie sie umgebracht?«
    Nach einem langen Schweigen sagte ich:
    »Ich weiß es nicht.«
    Grandes trat zu mir und gab mir den Schlüssel.
    »Hauen Sie ab, Martín.«
    Ich zögerte einen Moment, ehe ich ihn ergriff.
    »Nehmen Sie nicht die Haupttreppe. Wenn Sie auf den Gang kommen, gibt es hinten links eine blaue Tür, die nur von innen zu öffnen ist und zur

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