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Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Barcelona 02 - Das Spiel des Engels

Titel: Barcelona 02 - Das Spiel des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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Feuertreppe führt. Der Ausgang geht auf die rückwärtige Gasse hinaus.«
    »Wie kann ich Ihnen danken?«
    »Zuerst einmal, indem Sie keine Zeit mehr verlieren. Sie haben rund dreißig Minuten, bevor Ihnen die ganze Abteilung auf den Fersen ist. Verschwenden Sie sie nicht.«
    Ich ging mit dem Schlüssel zur Tür. Vor dem Hinausgehen wandte ich mich noch einmal kurz um. Grandes hatte sich auf den Tisch gesetzt und schaute mich ausdruckslos an.
    »Diese Engelsbrosche«, sagte er und deutete auf sein Revers.
    »Ja?«
    »Die habe ich an Ihrem Revers gesehen, seit ich Sie kenne.«
     

20
    Die Straßen des Raval waren Tunnel, deren Schwärze die flackernden Laternen kaum anzukratzen vermochten. Ich brauchte wenig mehr als die mir von Inspektor Grandes zugestandenen dreißig Minuten, um herauszufinden, dass es in der Calle Cadena zwei Wäschereien gab. In der einen, einer Höhle hinter einem dampfglänzenden Aufgang, waren nur Kinder mit violett verfärbten Händen und gelblichen Augen beschäftigt. Die zweite, ein schmutziger, nach Lauge stinkender Laden, von dem man sich nur schwer vorstellen konnte, dass dort irgendetwas sauber herauskam, wurde von einem Mannweib geleitet, das angesichts von ein paar Münzen unumwunden zugab, dass Maria Antonia Sanahuja sechs Nachmittage pro Woche dort arbeitete.
    »Was hat sie denn jetzt wieder angestellt?«, fragte sie.
    »Sie hat geerbt. Sagen Sie mir, wo ich sie finden kann, vielleicht fällt was für Sie ab.«
    Sie lachte, aber in ihren Augen blitzte Habgier auf.
    »Soviel ich weiß, wohnt sie in der Pension Santa Lucia, in der Calle Marqués de Barberá. Wie viel hat sie denn geerbt?«
    Ich warf noch einmal einige Münzen auf den Ladentisch und verließ das schmutzige Loch, ohne eine Antwort zu geben.
    Irene Sabinos Pension moderte in einem düsteren Haus vor sich hin, das aus ausgegrabenen Knochen und geklauten Grabsteinen zusammengebastelt schien. Die Briefkastenschilder im Erdgeschoss waren verrostet, und für die ersten beiden Stockwerke waren keine Namen angegeben. Der dritte Stock beherbergte ein Näh-und Konfektionsatelier mit dem hochtrabenden Namen Mediterran-Textil. Den vierten und obersten belegte die Pension Santa Lucia. Im Halbdunkel führte eine Treppe nach oben, auf der gerade eine einzige Person Platz fand, der Gestank der Abwasserleitungen sickerte durch die Wände und zerfraß den Anstrich wie Säure. Ich stieg die vier Stockwerke zu einem schrägen Treppenabsatz hinauf, auf den eine einzige Tür mündete. Ich klopfte mit der Faust an, und nach einer Weile öffnete ein Mann, der so groß und mager war wie ein Albtraum von El Greco.
    »Ich suche Maria Antonia Sanahuja«, sagte ich.
    »Sind Sie der Arzt?«, fragte er.
    Ich schob ihn beiseite und trat ein. Die Wohnung war ein einziges Durcheinander von kleinen, dunklen Zimmern links und rechts eines Flurs, an dessen Ende ein Fenster auf einen Lichtschacht hinausging. Der Gestank der Rohrleitungen erfüllte die Luft. Der Mann, der mir die Tür geöffnet hatte, offensichtlich ein Mieter, war auf der Schwelle stehen geblieben und beobachtete mich verwirrt.
    »Welches ist ihr Zimmer?«, fragte ich.
    Er schaute mich schweigend und verschlossen an. Ich zeigte ihm die Pistole. Ohne die Fassung zu verlieren, deutete er auf die letzte Tür des Korridors neben dem Lichtschacht. Sie war verschlossen, und ich begann mit aller Kraft am Türknauf zu rütteln. Die anderen Bewohner waren auf den Flur herausgetreten, ein Chor vergessener Seelen, die seit Jahren nicht mehr mit dem Sonnenlicht in Berührung gekommen zu sein schienen. Ich erinnerte mich an meine elenden Tage in Doña Carmens Pension, die mir jetzt wie eine Dépendance des Hotel Ritz vorkam, verglichen mit diesem Purgatorium, einem von vielen im Gewimmel des Raval.
    »Gehen Sie in Ihre Zimmer zurück«, sagte ich.
    Niemand schien mich gehört zu haben. Ich hob die Hand mit der Waffe. Sogleich zogen sich alle wie verängstigte Nager zurück, mit Ausnahme des Ritters von der traurigen Gestalt. Ich konzentrierte mich wieder auf die Tür.
    »Sie hat von innen abgeschlossen«, erklärte der Pensionsgast. »Sie ist schon den ganzen Nachmittag da drin.«
    Unter der Tür drang ein Geruch heraus, der mich an bittere Mandeln denken ließ. Ich klopfte mehrmals mit der Faust an, ohne eine Antwort zu bekommen.
    »Die Hauswirtin hat einen Hauptschlüssel«, sagte der Mieter. »Wenn Sie warten wollen … Es kann nicht mehr lange dauern, bis sie kommt.«
    Ich drängte ihn beiseite und

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