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Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Titel: Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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über eine halbe Stunde brauchte, um einzuschlafen, aber schließlich war die Müdigkeit stärker als mein befremdliches Benehmen. Ich blieb neben ihr liegen und war mir nicht darüber im Klaren, ob ich sie wecken und um Verzeihung bitten oder einfach küssen sollte. Ich tat gar nichts, sondern blieb reglos liegen, verfolgte die geschwungene Linie ihres Rückens und hörte die Schwärze in mir flüstern, in einigen Stunden werde Bea zu einem Rendezvous mit ihrem ehemaligen Verlobten gehen und diese Lippen und diese Haut würden einem anderen gehören, wie sein kitschiger Brief anzudeuten schien.

    Als ich aufwachte, war Bea schon weg. Ich hatte erst am frühen Morgen einschlafen können, erwachte unsanft mit den Neun-Uhr-Schlägen der Kirche und zog die erstbesten Kleider an, die ich fand. Draußen erwartete mich ein kalter Montag, gesprenkelt mit Schneeflocken, die in der Luft schwebten und sich wie Spinnen aus Licht an unsichtbaren Fäden auf die Passanten hefteten. Als ich den Laden betrat, stand mein Vater auf dem Schemel, auf den er täglich kletterte, um das Kalenderdatum zu ändern. 21. Januar.
    »Dass die Bettlaken an einem kleben, verfängt, glaube ich, nicht mehr, wenn man älter ist als zwölf«, sagte er. »Heute warst du dran mit Aufmachen.«
    »Entschuldige. Eine schlimme Nacht. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Zwei Stunden lang bemühte ich mich, Kopf und Hände mit Buchhandlungsaufgaben zu beschäftigen, aber letztlich gab es in meinen Gedanken nur diesen vermaledeiten Brief, den ich mir tonlos immer wieder zitierte. Gegen Mittag kam Fermín heimlich zu mir und bot mir ein Sugus an.
    »Heute ist der Tag, nicht wahr?«
    »Schweigen Sie, Fermín«, fiel ich ihm so brüsk ins Wort, dass mein Vater die Brauen in die Höhe zog.
    Ich flüchtete mich ins Hinterzimmer und hörte sie flüstern. Am Schreibtisch meines Vaters sitzend, schaute ich auf die Uhr. Dreizehn Uhr zwanzig. Ich versuchte, dem Verstreichen der Minuten zu folgen, doch die Uhrzeiger rückten einfach nicht vor. Als ich in den Laden zurückging, sahen mich Fermín und mein Vater besorgt an.
    »Daniel, vielleicht möchtest du ja den Rest des Tages freinehmen«, sagte mein Vater. »Fermín und ich kommen schon zurecht.«
    »Danke. Ich glaube, ja. Ich habe kaum geschlafen und fühle mich nicht sehr wohl.«
    Ich hatte nicht den Mut, Fermín anzuschauen, bevor ich durchs Hinterzimmer entwischte. Mit bleiernen Füßen stieg ich die fünf Stockwerke hinauf. Als ich die Wohnungstür öffnete, hörte ich im Bad das Wasser laufen. Ich schlurfte zum Schlafzimmer und blieb auf der Schwelle stehen. Bea saß auf der Bettkante. Sie hatte mich nicht eintreten sehen und hören. Ich sah sie in ihre Seidenstrümpfe schlüpfen und sich anziehen, den Blick auf den Spiegel geheftet. Erst nach zwei Minuten wurde sie auf mich aufmerksam.
    »Ich wusste nicht, dass du hier bist«, sagte sie halb überrascht, halb gereizt.
    »Gehst du aus?«
    Sie nickte, während sie ihre Lippen hochrot schminkte.
    »Wohin gehst du denn?«
    »Ich habe einiges zu erledigen.«
    »Du hast dich sehr hübsch gemacht.«
    »Ich mag nicht auf die Straße gehen und aussehen, als käme ich grade aus dem Bett.«
    Sie legte Lidschatten auf. »Glücklicher Mann«, sagte die Stimme sarkastisch.
    »Was musst du denn erledigen?«, fragte ich.
    Sie wandte sich um und schaute mich an.
    »Was?«
    »Ich habe gefragt, was du erledigen musst.«
    »Allerlei.«
    »Und Julián?«
    »Meine Mutter hat ihn abgeholt und geht mit ihm spazieren.«
    »Aha.«
    Sie trat zu mir, legte ihre Gereiztheit ab und sah mich besorgt an.
    »Daniel, was ist mit dir?«
    »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan.«
    »Warum machst du nicht eine Siesta? Die hast du nötig.«
    Ich nickte.
    »Gute Idee.«
    Sie lächelte schwach und ging mit mir auf meine Seite des Betts. Dort half sie mir, mich hinzulegen, deckte mich mit dem Überwurf zu und küsste mich auf die Stirn.
    »Ich komme spät«, sagte sie.
    Ich sah sie davongehen.
    »Bea …«
    Mitten im Flur blieb sie stehen und wandte sich um.
    »Liebst du mich?«, fragte ich.
    »Natürlich liebe ich dich. Was für eine dumme Frage.«
    Ich hörte, wie sich die Tür schloss und sich dann ihre katzenhaften Schritte und die Pfennigabsätze treppab verloren. Ich griff zum Telefon und wartete auf die Vermittlung.
    »Das Hotel Ritz bitte.«
    Nach einigen Sekunden kam die Verbindung zustande.
    »Hotel Ritz, guten Tag, womit können wir Ihnen dienen?«
    »Könnten Sie feststellen, ob ein

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