Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
dass Licht Schatten hervorbringt. Und in der absoluten Dunkelheit der Erde mag ein Keim gedeihen zu einer prächtigen Rose, deren zarte Knospen der Sonne entgegenstreben.
Solange es Leben in den Welten gibt, wird dieser Konflikt niemals ruhen, denn wo der absolute Friede beginnt, hört jegliches Leben zu existieren auf.
So schrieb der Magiergelehrte Enowig einst in seiner Chronik über den Krieg der Elfen, den größten aller Kriege, der je diese Welt erschüttert hat.
Kein Mensch kann heute mehr die Jahrhunderte ermessen, bis zurück zu jenem Tag, an dem die Bündnisse der Elfen zerfielen. Damals herrschten die Illas ar’Fee, die Könige der Elfen und reinblütigen Nachfahren jener Feenwesen, an deren Scheiden von der Welt sich heute selbst die Ältesten nicht mehr zu erinnern vermögen, uneingeschränkt über die Elfenvölker. Doch während die Waldelfen und die Fürsten an den Küsten des Meeres ihren Bund mit ihren Vorvätern über den Tod hinaus bekräftigten, wurden in der Ebene jenseits des Eissteingebirges Stimmen vernehmbar, die lautstark ihren Unmut kundtaten.
Ein Krieg brach aus, der die Macht der Elfen in ihren Grundfesten erschütterte. Ein Riss zog sich durch Land und Volk und bald schien die Kluft zwischen den Elfenstämmen unüberwindbar.
In den unzähligen Jahrhunderten, in denen die Schlachten tobten, wurden Kraft und Einfluss der Illas ar’Fee empfindlich geschwächt. Unter hohen Verlusten gelang es ihnen letztendlich, den Sieg davonzutragen. Ihre Widersacher, durch viele Generationen ihrer Vorväter ihre Blutsverwandten, wurden niedergerungen und flohen. Ängstlich verkrochen sie sich in den Höhlen der Gebirge und zogen sich in den Schatten der Welt zurück.
Sie wurden die Schattenelfen – einst ein Begriff für scheue, von der Niederlage gezeichnete Elfenstämme, sollte er über die Zeitalter hinweg zu einem Sinnbild für dunkle Mächte, Zerstörung und Leid werden.
In den Überlieferungen der Schattenelfen heißt es, dass Kylra, die Schlangengöttin und Hüterin der Erde, die Elfen in ihr Reich geführt hat. Mit ihrem überirdischen Körper soll die Weltenschlange selbst die Tunnel in das Innere der Gebirge geformt haben, wohin ihr die Schattenelfen folgten.
Durch den Glauben an ihre Beschützerin bestärkt, sammelten sich die Vertriebenen im Schoß der Welt und entsagten dem Licht, der Sonne und den Sternen. Sie nannten sich selbst die Herren der Schatten, die Siath. Doch ihre Niederlage sollten sie nie vergessen. Und tief in den Falten der Gebirge schürten sie ihren Hass auf die Lichtelfen, ihre Vettern, die frei unter dem Sternendach der Welt wanderten.
Zu Anfang hilflos in der kahlen Einöde des Gesteins, perfektionierten sie nach und nach ihre magischen Fähigkeiten und machten sich die Dunkelheit untertan. Sie eigneten sich die Fertigkeit an, mit den Schatten zu verschmelzen. Manche behaupten gar, die Siath selbst seien die Personifizierung der Schatten.
Dieser Tage haben die Schattenelfen wenig mit ihren Verwandten an der Oberfläche gemein. Ihre Haut hat ihren goldenen Schimmer verloren, sie ist fahl, stählern blau bis grau. Und auch die Farbe ihres Haares ist verblichen.
Mit ihrer Magie, der Perfektion in der Kunst des Kampfes und ihrem heiß brennenden Hass auf die Bewohner der lichtgetränkten Oberfläche, sagten sie ihren Vettern erneut den Kampf an. Aus den Gejagten wurden Jäger. Und während die Macht der Illas ar’Fee weiter schwand, waren die Siath in der Dunkelheit von Neuem erstarkt.
So manches Elfenkind in den Wäldern seiner Heimat späht heute beunruhigt in die Nacht, da es fürchtet, den todbringenden Schatten seiner dunklen Verwandten dort lauern zu sehen.
So nimmt der Krieg der Elfen seinen endlosen Lauf ...
Kapitel 1 - Das Ende
»So, das muss reichen!«
Linothos verknotete das Seil, mit welchem er die Hufe des Rehbocks zusammengeschnürt hatte, und warf sich das erlegte Wild über die Schulter. Sein Blick wanderte zu dem kleinen Mädchen hinüber, das abseits auf der Wiese stand und ihn aus großen, runden Augen interessiert beobachtete. Einen Moment verharrte er reglos und betrachtete das Kind mit dem glänzend schwarzen Haar, das es im Nacken zu einem dicken Zopf geflochten trug. Gekleidet war es in Hemd und Hose aus Leinen in erdigen Grün- und Brauntönen. Über die Schulter hing eine Tasche, die ihm bis zu den Knien hinabbaumelte und mit Pilzen prall gefüllt war. Ein Gefühl des Stolzes durchflutete Linothos
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