Barrayar
Daten für ein neues Formular an seinem Berichtsterminal einzutippen. »Es tut mir leid, Lady Vorkosigan. Wir müssen einfach am Punkt Null beginnen. Bitte haben Sie Nachsicht mit mir. Habe ich richtig verstanden, dass Sie ein Frauenleiden hatten?«
Nein, die meisten meiner Leiden kamen von Männern. Cordelia biss sich auf die Zunge. »Ich hatte eine Plazentaübertragung, lassen Sie mich mal überlegen, drei plus«, sie musste es an ihren Fingern abzählen, »vor ungefähr fünf Wochen.«
»Verzeihen Sie, was hatten Sie?«
»Ich hatte eine Entbindung durch Kaiserschnitt. Es ging nicht sonderlich gut.«
»Ich verstehe. Fünf Wochen post partum.« Er machte sich eine Notiz.
»Und was sind Ihre gegenwärtigen Beschwerden?«
Ich mag Barrayar nicht. Ich möchte nach Hause, mein Schwiegervater will mein Baby umbringen, die Hälfte meiner Freunde rennen um ihr Leben, und ich kann keine zehn Minuten mit meinem Mann allein sein, den ihr vor meinen Augen aufbraucht, meine Füße tun weh, mein Kopf tut weh, meine Seele tut weh … es war alles zu kompliziert. Der arme Mann vor ihr wollte nur irgend etwas haben, das er in sein Formular eintragen konnte, er wollte keinen Aufsatz. »Erschöpfung«, brachte Cordelia schließlich heraus.
»Aha.« Sein Gesicht erhellte sich und er gab diese Aussage an seinem Gerät ein. »Erschöpfung post partum. Das ist normal.« Er blickte auf und sah sie ernsthaft an: »Haben Sie schon daran gedacht, mit einem Gymnastikprogramm zu beginnen, Lady Vorkosigan?«
KAPITEL 14
»Wer sind denn Vordarians Leute?«, fragte Cordelia Aral deprimiert. »Ich bin vor ihnen wochenlang davongerannt, aber es ist, als hätte ich sie nur kurz in einem Rückspiegel gesehen. Kenne deinen Feind, und all das. Woher bekommt er seinen unaufhörlichen Nachschub an Schlägern?«
»Oh, nicht unaufhörlich.« Aral lächelte leicht und nahm ein weiteres Stück Schmorbraten. Sie waren – was für ein Wunder! – endlich allein, in seinem einfachen unterirdischen Apartment für höhere Offiziere. Ein Offiziersbursche hatte ihnen ihr Abendessen auf einem Tablett gebracht und auf dem niedrigen Tisch zwischen ihnen angerichtet. Dann hatte Aral, zu Cordelias Erleichterung, ihn entlassen mit den Worten: »Danke, Korporal, wir brauchen Sie nicht mehr.«
Aral schluckte seinen Bissen hinunter und fuhr fort: »Wer sind sie? Im großen und ganzen alle, die über sich in der Befehlskette einen Offizier haben, der Vordarians Seite gewählt hat, und die entweder nicht den Nerv oder in einigen Fällen nicht den Verstand haben, entweder den Offizier umzulegen oder ihre Einheit zu verlassen und sich anderswo zu melden. Und Gehorsam und Zusammenhalt der Einheiten sind in diese Männer tief eingeprägt. ›Wenn es stürmisch wird, halte dich an deine Einheit‹ ist ihnen buchstäblich eingedrillt worden. Also macht die verhängnisvolle Tatsache, dass ihr Offizier sie in den Verrat führt, es noch natürlicher, dass sie sich an ihre Kameraden klammern. Außerdem«, er grinste düster, »ist es nur dann Verrat, wenn Vordarian verliert.«
»Wird Vordarian verlieren?«
»Solange ich lebe und Gregor am Leben erhalte, kann Vordarian nicht gewinnen.« Er nickte voller Überzeugung. »Vordarian bezichtigt mich aller möglichen Verbrechen, so schnell er sie nur erfinden kann. Am ernstesten ist das Gerücht, das er ausstreut, ich hätte mich mit Gregor aus dem Staub gemacht und würde die Kaiserherrschaft für mich selber suchen. Ich betrachte das als einen Trick, um Gregors Versteck ausfindig zu machen. Er weiß, dass Gregor nicht bei mir ist. Sonst wäre er versucht, hier eine Nuklearbombe reinzuschmeißen.«
Cordelia verzog ihre Lippen voller Abneigung. »Will er also Gregor fangen oder ihn töten?«
»Töten nur, wenn er ihn nicht fangen kann. Wenn die Zeit reif ist, werde ich Gregor an die Öffentlichkeit bringen.«
»Warum nicht schon jetzt?«
Er lehnte sich mit einem müden Lächeln zurück und schob sein Tablett zur Seite, auf dem in seiner Schüssel noch ein paar Bissen Schmorbraten und Brotstückchen übrig waren. »Weil ich sehen möchte, wie viele von Vordarians Streitkräften ich noch vor der Lösung des Knotens zurückgewinnen kann. Zu mir desertieren ist nicht ganz der richtige Ausdruck … rüberkommen, vielleicht. Ich möchte mein zweites Amtsjahr nicht mit der Exekution von viertausend Soldaten beginnen. Allen unterhalb eines bestimmten Ranges kann Pardon gegeben werden mit der Begründung, dass sie durch Eid
Weitere Kostenlose Bücher