Barry Trotter und die ueberfluessige Fortsetzung
erste.
Jetzt hatte Barry keine Ahnung mehr, für wen sie ihn hielten. Spiderman? »Aber ich ...«
»Oh, ich weiß, Sie haben es nicht mit Absicht getan, aber es war trotzdem cool«, sagte die zweite. »Wir sind jedenfalls froh, dass Sie unser Direktor sind und nicht irgendein verknöcherter Greis.«
»Ja! Oder ein durchgeknallter Perversling!«
»Genau! Meine Mum hat gesagt, Bumblemore hat ihr immer an den Busen gegrapscht!«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Barry.
»Tschüs!« sagten sie und machten sich auf zum Unterricht.
»Lassen Sie mich schnell eine Anti-Beschränktheits-Beschwörung über sie sprechen«, sagte Professor Mumblemumble, der zufällig vorbeikam.
»Nur zu, wenn Sie glauben, dass das hilft«, sagte Barry und drehte sich um, um sich in seine Gemächer zurückzuziehen und ins Bett zu gehen. Ein paar hastig gesprochene Formeln, ein blaugrüner Blitz, und dort, wo die Schülerinnen gestanden hatten, lagen nur noch zwei Häufchen Staub, ein lustiger Bleistiftaufsatz und ein Fetzen von einem Schulranzen mit dem Namenszug »Chatterjee«.
Am nächsten Morgen kratzte Barry sich wach. Hunderte von winzigen, piksenden Härchen, die sein Kissen übersäten, hatten seinen Schlaf gestört. Er setzte sich auf, und ein paar längere Haare quollen zwischen den Knöpfen seines Geburtstagspyjamas heraus. (Der Schlafanzug sah wirklich lächerlich aus, aber schon Mitte September zog es in Hogwash zu sehr für solche Spitzfindigkeiten.) Als er an sich herunterblickte, entdeckte er die Härchen. Ihm blieb das Herz stehen, und er fasste sich an den Kopf. Nein, dort war alles noch da. Es schien sogar mehr geworden zu sein. Barry wollte seinen Zustand gerade dem Haarwasser zuschreiben, das er im Bad umgestoßen hatte, doch dann rieb er sich zufälligerweise das Kinn. Es war glatt wie ein Kinderpopo. Seltsam, dachte Barry. Natürlich hatte er immer noch das Gefühl, der Tod persönlich hätte sein Lager in seinem Mund aufgeschlagen — aber welche Krankheit verursachte schon eine perfekte Rasur?
Hermeline, der er beim Aufwachen vorgeworfen hatte, sie hätte sich ja wohl ihre Beine im Bett rasiert, war unerbittlich. »Ich bringe dich jetzt zu Schwester Pommefritte.«
»Aber Hermi, die Frau ist eine Menschenschinderin. Die ist der reinste Pferdedoktor.«
»Keine Widerrede. Und übertreib nicht immer so schamlos«, sagte Hermeline, zog sich etwas an und glättete ihre Haare mit Wasser. Die hat genug für zwei, wenn nicht sogar drei, dachte Barry verärgert.
»Nein, wirklich«, sagte er. »Bei der sind schon Leute gestorben.«
»Keine Angst, ich sorg schon dafür, dass die böse Schwester dich nicht mit einer Spritze pikst, armer kleiner Barry.«
»Oder mir ein Hundehirn verpasst.«
»Ohne Schwester Pommefritte wäre Lon nicht intelligenter als eine Pflanze«, sagte Hermeline.
»Dafür ist er jetzt ein Tier.«
»Besser als ein Mineral«, erwiderte sie. Ihr vorgeschobenes Kinn signalisierte Barry, dass das für sie das Ende der Diskussion war, daher ließ er sich ohne weitere Widerrede auf die Krankenstation bringen. Wie üblich wütetete das Pfeiffersche Drüsenfieber an der Schule. Schwester Pommefritte hatte eine Menge Zeit und Geld für eine Aufklärungskampagne verwendet, die die Schüler davon abbringen sollte, Türgriffe, Klobrillen und andere unappetitliche Dinge zu küssen. Aber alles — selbst die Flugblätter, die täglich von Hunderten von Eulen abgeworfen wurden — hatte nichts genützt. Die grelle, furchteinflößende Propaganda konnte nichts gegen die Krankheit ausrichten, sondern brachte Barry lediglich dazu, ernsthaft zu erwägen, jeglichem Körperkontakt abzuschwören, und steigerte die Hypochondrie des armen Nigel ins Unermessliche. (Er und die Schwester duzten sich bereits.)
Während es langsam hell wurde, begaben Barry und Hermeline sich zum Klinikflügel von Hogwash. Dieser hatte natürlich die Form einer Vogelschwinge. Von außen sah er ziemlich merkwürdig aus, aber drinnen war alles halbwegs normal, abgesehen von der leichten Tendenz des gesamten Gebäudes, im Wind mit dem Flügel zu schlagen.
Püppi Pommefritte hatte ihre Laufbahn in der Unterbringungsanstalt für Überaus Unartige Kinder in Hogsbleede begonnen, und ganz offensichtlich betrachtete sie eine schmerzhafte medizinische Behandlung als Teil der Bestrafung für die Dummheit oder die mangelnde sittliche Reife, die zu der Verletzung geführt hatte. Neben diversen spitzen, glänzenden Instrumenten, deren Besitz allein
Weitere Kostenlose Bücher