Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers

Titel: Bartimäus 03 - Die Pforte des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
Arbeitszimmer betreten will, nicht mehr und nicht weniger.«
    Der Türwächter überlegte. »Stimmt. Aber ich setze auf Abschreckung, das finde ich ästhetischer als Bestrafung.«
    Mandrake schnaubte verächtlich. »Von irgendwelchen Eindringlingen abgesehen, erschrickt sich unsere Miss Piper noch mal zu Tode.«
    Das Gesicht wackelte heftig hin und her, wobei die Nase bedenklich schlackerte. »Mitnichten. Wenn sie allein kommt, halte ich mich zurück. Das nackte Grauen hebe ich mir für jene auf, deren Absichten ich für moralisch verwerflich halte.«
    »Mich hast du aber eben genauso angeglotzt!«
    »Ja und?«
    Mandrake holte tief Luft, fuhr sich mit der Hand über die Augen und vollführte eine knappe Gebärde. Die Fratze verschwamm und war nur noch als schwacher Umriss zu erkennen, die Tür schwang auf. In stolzer Haltung bedeutete der große Zauberer Miss Piper, als Erste einzutreten, dann betrat auch er sein Arbeitszimmer.
    Der Raum gab sich betont nüchtern – hoch, hell, weiß gestrichen. Die beiden Fenster blickten auf den Platz, die Einrichtung war rein zweckmäßig. An jenem Morgen verdeckten dicke Wolken die Sonne, weshalb Mandrake beim Hereinkommen das Deckenlicht anschaltete. Eine ganze Wand war mit Bücherregalen zugestellt, die gegenüberliegende Wand war leer, abgesehen von einer riesigen Pinnwand voller Merkzettel und Zeichnungen. In die glatten dunklen Dielen waren fünf Kreise geritzt, jeder mit einem Pentagramm, Runen, Kerzen und Räuchergefäßen versehen. Vier davon hatten den üblichen Umfang, der fünfte, am Fenster, war erheblich größer und enthielt einen wuchtigen Schreibtisch, einen Aktenschrank und ein paar Stühle. Dieser Haupt-kreis war mit den kleineren Bannkreisen mittels sorgfältig gemalter Linien und Runenzeilen verbunden. Mandrake und Miss Piper gingen quer durchs Zimmer, setzten sich an den Schreibtisch und breiteten ihre Unterlagen aus.
    Mandrake räusperte sich. »Dann wollen wir mal. Fangen wir mit den Rapporten an, Miss Piper. Wenn Sie bitte den Präsenzindikator aktivieren wollen.«
    Miss Piper sprach eine kurze Formel. Sogleich flammten die Kerzen um zwei der kleineren Kreise auf und Rauchwölkchen stiegen zur Decke empor. Die Kräuter in den Räuchergefäßen verschoben sich. Bei den beiden anderen Kreisen tat sich nichts.
    »Purip und Fritang«, verkündete Miss Piper.
    Der Zauberer nickte. »Erst Purip.« Er sprach einen nachdrücklichen Befehl. Die Kerzen um das ganz linke Pentagramm loderten auf und mit Übelkeit erregendem Wabern erschien ein respektabler Herr in Schlips und Anzug. Er grüßte mit knappem Nicken zum Schreibtisch hinüber.
    »Helfen Sie mir auf die Sprünge«, bat Mandrake.
    Miss Piper warf einen Blick in ihre Unterlagen. »Purip sollte die Reaktionen auf unsere Kriegsbroschüren und sonstige Propaganda beobachten, die Stimmungslage der Gewöhnlichen.«
    »Sehr schön. Was hast du herausgefunden, Purip? Sprich.«
    Der Dämon verbeugte sich. »Da gibt’s nicht viel Neues zu berichten. Die Leute sind wie die Rindviecher am Gangesufer, halb verhungert, aber geduldig, weder Veränderungen noch eigenständiges Denken gewohnt. Trotzdem macht ihnen der Krieg zu schaffen und sie werden offenbar allmählich unzufrieden. Sie lesen Ihre Broschüren, wie sie auch die Zeitung lesen, aber ohne innere Anteilnahme. Die Lektüre befriedigt sie nicht.«
    Der Zauberer schaute finster drein. »Woran machst du ihre Unzufriedenheit fest?«
    »Zum Beispiel an den absichtlich ausdruckslosen Mienen, wenn Ihre Polizeibeamten auftauchen. An den verbitterten Blicken, wenn sie an den Rekrutierungsständen vorbeikommen. Ihre Unzufriedenheit wächst im gleichen Maß wie die Blumenberge vor den Türen der trauernden Hinterbliebenen. Die meisten würden sich nicht offen dazu bekennen, aber ihr Zorn auf den Krieg und die Regierung nimmt immer mehr zu.«
    »Damit kann ich nichts anfangen. Das ist nichts Greifbares.«
    Der Dämon zuckte lächelnd die Schultern. »Ein Aufstand ist nun mal nichts Greifbares – jedenfalls zu Anfang nicht. Noch ahnen die Gewöhnlichen selbst kaum etwas davon, aber ein aufrührerischer Geist erfüllt jeden Atemzug, den sie im Schlaf tun, und jeden Schluck, den sie trinken.«
    »Verschon mich mit deinen Orakeln und geh wieder an die Arbeit.«
    Der Zauberer schnippte mit den Fingern, der Dämon entschwand durch die Zimmerdecke. Mandrake schüttelte den Kopf. »Wertloses Blabla. Mal sehen, was uns Fritang anzubieten hat.«
    Beim nächsten Befehl erwachte der

Weitere Kostenlose Bücher