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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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das Mädchen zu, aber ich verstellte ihm den Weg.
    Er blieb stehen, seine Augen traten aus den Höhlen und er mahlte mit dem Unterkiefer. »Es ist immer dasselbe mit dir!«, fauchte er. »Die Kleine hat einen langen Hals und einen strengen Blick – und du schmilzt dahin wie Butter!«
    »Ich? Dahinschmelzen? Ich würde sie bedenkenlos fressen! Mir geht es nur darum, dass sie uns noch nützlich sein könnte. Dein Problem ist, dass du deinen Appetit nicht zügeln kannst, Faquarl! Du frisst alles, was dir in die Quere kommt – Mädchen, Stechmücken, Mumienkobolde, ganz egal.«
    »So ein Quatsch, ich hab noch nie einen Mumienkobold 53 gefressen.«
    »Wetten, doch?«
    Faquarl holte tief Luft. »Darf ich sie jetzt endlich umbringen?«
    »Nein.«
    Er hob entnervt beide Hände, trat ein Stück zurück und sagte abfällig: »Du solltest dich was schämen! Wir sind Sklaven, schon vergessen? Unsere Peiniger sind Menschen wie die Kleine auch. Tun die uns vielleicht jemals einen Gefallen? Nein! Baustellen und Schlachtfelder – dafür brauchen sie uns, und das schon seit Ur. 54 Und so wird es bleiben, Bartimäus, das weißt du so gut wie ich. Zwischen ihnen und uns herrscht Krieg – und damit meine ich alle Menschen, nicht nur die Zauberer. Alle diese schwachköpfigen Bauern, ihre herrschsüchtigen Weiber, ihre rotznasigen, kreischenden Bälger – sie sind nicht besser als Khaba und seine Kollegen. Die Kleine ist keine Ausnahme! Die Menschen würden uns mit Vergnügen ins Schreckensfeuer werfen, wenn sie uns nicht immer wieder brauchen würden, um neue Mauern hochzuziehen, Felder umzugraben oder einen gegnerischen Stamm ebenso hirnloser Menschen abzuschlachten!«
    »Das bestreite ich doch gar nicht!«, rief ich. »Aber wenn eine günstige Gelegenheit des Weges kommt, soll man sie ergreifen. Die Kleine ist so eine Gelegenheit. Du und ich – wir haben beide keine Lust auf die Plackerei im Steinbruch und es wäre immerhin möglich, dass die Kleine uns… He, wo willst du denn hin?«
    Wie ein schmollendes Kleinkind 55 hatte sich Faquarl umgedreht und stapfte davon. »Wenn du die Kleine so toll findest«, rief er über die Schulter, »dann bleib eben bei ihr und pass auf sie auf. Ich hole Khaba, dann werden wir ja sehen, ob sie uns die Freiheit herbeizaubern kann. Vielleicht behältst du ja recht, Bartimäus. Vielleicht wirst du aber auch noch bedauern, dass du sie nicht rechtzeitig gefressen hast!«
    Damit ließ er rötliche Flammen um seine Flügel aufzüngeln und schwang sich in die Lüfte, der Sonne entgegen. Sein Abschiedsfluch löste ein paar kleinere Gerölllawinen aus.
    Ich drehte mich um und sah das Mädchen an.
    »Tja«, sagte ich, »jetzt sind nur noch wir beide übrig.«
     

Asmira
     
    17
     
    T ja«, sagte der Dämon, »jetzt sind nur noch wir beide übrig.«
    Asmira saß steif und aufrecht im Sattel und spürte, wie ihr der Schweiß die Schläfen und den Nacken hinunterlief. Ihr Herz pochte so heftig, dass sie überzeugt war, der Dämon könnte es sehen oder ihm müssten zumindest ihre zitternden Hände auffallen, die sie aus diesem Grund rasch in den Schoß legte. Lass deinen Gegner auf keinen Fall merken, dass du Angst hast, hatten ihr die Ehemaligen eingeschärft. Er muss denken, dass du keine Furcht kennst, zum Äußersten entschlossen bist und dich nicht einschüchtern lässt. Darum gab sich Asmira größte Mühe, eine ausdruckslose Miene zu wahren und ruhig zu atmen. Sie wandte den Kopf scheinbar gelassen ab und beobachtete den Dämon aus dem Augenwinkel. Unter den Falten ihres Umhangs tastete sie nach dem Dolchknauf.
    Asmira hatte einen Eindruck von den Fähigkeiten des Dämons bekommen, als er einen Artgenossen mit einem Flammenstoß getötet hatte. Ihr war klar, dass er sie selbst genauso mühelos töten konnte, wenn es ihm einfiel. Wie die Ungeheuer, die den Überfall auf die Karawane durchgeführt hatten, war er viel gefährlicher als alle Geister, die sie während ihrer Ausbildung beschworen hatte, beziehungsweise die harmloseren Dämonen der heimatlichen Bergstämme. Womöglich war er eine Art Afrit, vielleicht sogar ein Marid. Nur Silber konnte ihr jetzt noch helfen, alle anderen Schutzzauber würden den Dämonen kaum beeindrucken, ihn höchstens ärgern.
    Dabei war der Dämon bereits ziemlich sauer. Er schaute zum Himmel, wo sein Gefährte nur noch als feuriger Punkt am Horizont zu erkennen war, und fluchte leise vor sich hin. Dann trat er mit der Sandale einen Stein in hohem Bogen den Abhang

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