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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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langes wollenes Gewand mit eingewebten gelben und roten Mustern. Am Oberkörper saß das Gewand eng, um die Beine war es etwas weiter. Sie ritt im Damensitz, die Füße steckten ordentlich in kleinen Lederschuhen. An den schlanken Handgelenken trug sie bronzene Reifen und am Hals einen silbernen Anhänger in Sonnenform.
    Ihre Frisur hatte ein wenig gelitten – ein paar Strähnen fielen ihr ins Gesicht – und über einem Auge hatte sie eine Schnittwunde, sonst schien sie die Feuerprobe erstaunlich gut überstanden zu haben.
    Das alles aufzuzählen, dauert wesentlich länger, als es mit ein paar Blicken zu erfassen. »Wer hat übrigens eben gesprochen?«, fragte ich. »Du oder das Kamel?«
    Das Mädchen erwiderte verdutzt: »Das war ich.«
    »Aber Manieren hast du wie ein Kamel. Mein Kumpel und ich haben soeben die Utukku getötet, die dich überfallen haben. Von Rechts wegen müsstest du uns auf Knien für deine Errettung danken. Findest du nicht auch, Faquarl?«
    Mein Kollege trat endlich näher, war jedoch damit beschäftigt, in seiner klaffenden Brustwunde herumzustochern. »Blöde Ziege!«, brummte er mürrisch. »Hat mich aufgespießt, als ich grade die beiden anderen erwürgt hab. Drei gegen einen – also ehrlich! Manche Dschinn beherrschen nicht mal die simpelsten Grundregeln der Höflichkeit…« Sein Blick fiel auf das Mädchen. »Wer ist das denn?«
    Ich zuckte die Achseln. »Eine Überlebende.«
    »Gibt’s noch mehr davon?«
    Wir ließen die Blicke über die massakrierte Karawane schweifen, deren Überreste in der ganzen Schlucht verteilt waren. Nichts rührte sich mehr, abgesehen von ein paar reiterlosen Kamelen und einigen hungrig am Himmel kreisenden Geiern. Falls es noch mehr Überlebende gab, ließen sie sich nicht blicken.
    Apropos – wo war denn nun der dritte Zauberer? Auf einmal kam mir die Idee, dass es ganz nützlich wäre, ihn lebendig nach Jerusalem mitzunehmen. Sicherlich würde Salomo gern aus erster Hand etwas über die Beweggründe der Banditen erfahren.
    Das Mädchen (das sich immer noch nicht bedankt hatte) saß im Sattel und musterte Faquarl und mich mit dunklen Augen. »Ich suche einen der Banditen, die eure Karawane überfallen haben«, sprach ich sie höflich an. »Er ist den Hang hier runtergerannt, du hast ihn bestimmt gesehen. Sei doch so gut und sag mir, wo er hingelaufen ist – natürlich nur, wenn es nicht allzu viele Umstände macht.«
    Das Mädchen deutete beiläufig auf einen großen Granitfelsen auf der anderen Straßenseite, hinter dem zwei Füße hervorlugten. Ich ging hin und fand den flüchtigen Edomiten. Aus seiner Stirn ragte ein Dolch mit silberner Klinge. Von der Aura des Silbers wurde mir ein bisschen übel, trotzdem schüttelte ich den Mann kräftig durch. Vielleicht war er ja nur bewusstlos. Aber alles Schütteln half nichts. Damit konnte ich den lebenden Zeugen vergessen, den ich Salomo hatte präsentieren wollen.
    Ich stemmte die Hände in die Hüften und wandte mich wieder an die junge Frau: »Warst du das?«
    »Ich bin Sonnenpriesterin aus dem Lande Himjar. Die Dämonen dieses Mannes haben meine Reisegefährten umgebracht. Hätte ich ihn etwa am Leben lassen sollen?«
    »Na ja, ein bisschen länger wäre ganz nett gewesen. Salomo hätte ihn bestimmt gern kennengelernt.« So verärgert ich auch war, betrachtete ich die Kleine doch mit einer gewissen widerwilligen Anerkennung. Sonnenpriesterin hin oder her, es war eine reife Leistung, ein bewegliches Ziel so punktgenau zu treffen, ohne vom Kamel zu steigen. Aber das hätte ich natürlich niemals laut gesagt.
    Faquarl hatte das Mädchen ebenfalls nachdenklich gemustert. Er deutete mit dem Kinn auf sie. »Wo kommt sie noch gleich her?«
    Die Kleine hatte ihn gehört und erwiderte nachdrücklich: »Ich sage euch noch einmal, ihr Dämonen, dass ich eine Sonnenpriesterin und Abgesandte des…«
    »Sie kommt aus Himjar.«
    »Wo ist das denn?«
    »Irgendwo in Arabien.«
    »…des Königshauses von Himjar bin! Ich spreche für die Königin und ihr ganzes Volk, und somit befehle ich euch…«
    »Aha.« Faquarl nahm mich beiseite. »Wenn sie keine Israelitin ist, hab ich mir eben gedacht«, sagte er leise, »dann fällt sie auch nicht unter die Schutzklausel, oder?« 49
    Ich strich mir das Kinn. »Stimmt…«
    »Und sie hat auch noch keinen Fuß nach Jerusalem hineingesetzt.«
    »Nein.«
    »Außerdem ist sie jung und knackig…«
    »Dämonen! Ich muss mit euch sprechen!«
    »Ein properes Mädel, allerdings«,

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