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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Ägypten eine einflussreiche Persönlichkeit, und er hätte so einflussreich werden können, dass sich irgendwann sogar die Pharaonen seinem Willen gebeugt hätten.«
    »Klingt echt spannend«, stammelte ich mit geschwollenen Lippen, »leider verstehe ich dich kaum, weil mir die Hälfte meiner Substanz in den Kopf gestiegen ist. Kannst du deinen Griff nicht mal kurz lockern und…«
    »Aber der Glanz Ägyptens ist erloschen«, fuhr der Schatten unbeirrt fort und sein Klammergriff um meinen Hals wurde eher noch enger. »Nun ist Jerusalem die Stadt der Städte, denn hier sitzt Salomo mit seinem Ring. Darum ist mein Herr hierhergekommen, um dem König zu dienen – und eines nicht mehr allzu fernen Tages wird er sich nicht länger aufs Dienen beschränken, sondern… In all den Jahren, die er nun schon stillhält und wartet, war ich bei ihm und habe ihn unterstützt.«
    Die Aura des Mariden hämmerte auf meine Substanz ein. Vor meinen Augen zuckten Blitze. Mal hörte ich ihn laut, dann nur ganz leise, dann wieder laut. Dabei drückte er immer fester zu.
    »Es ist richtig, Bartimäus, dass ich die ganze Zeit Khabas Schatten war. Aber das ist meine freie Entscheidung, denn Khaba und ich wollen beide dasselbe, seine Freuden sind meine Freuden. Das hat Khaba schon früh begriffen, als ich ihm bei seinen geheimen Experimenten geholfen und mich ebenfalls mit seinen Gefangenen amüsiert habe. Wir sind wie Zwillinge, er und ich… Verzeihung, hast du eben gequiekt?«
    Gut möglich. Mir wurde langsam schwarz vor Augen. Ich bekam kaum noch mit, was der Schatten sagte.
    Er schnickte mich lässig wieder in meinen Kreis. Ich landete mit dem Gesicht auf dem kalten Obsidian, schlitterte ein Stück und blieb liegen.
    »Kurz gesagt, du brauchst nicht darauf zu hoffen, dass mich deine albernen Ausführungen umstimmen. Khaba vertraut mir und ich vertraue ihm. Vielleicht interessiert es dich, dass er mich schon lange nicht mehr mit grausamen Formeln bindet, wenn er mich ruft, sondern mich einfach aufhebt und wie einen Freund und Ratgeber hinter sich hergehen lässt, denn unter allen Lebewesen auf Erden bin ich sein einziger Freund.« Es klang stolz und ungeheuer zufrieden. »Er gewährt mir gewisse Freiheiten«, erläuterte der Marid, »vorausgesetzt, sie sind in seinem Sinne. Manches nehme ich sogar selbstständig in die Hand. Erinnerst du dich an unsere Begegnung in der Wüste? Da bin ich dir aus eigenem Antrieb gefolgt. Ich war zornig auf dich, weil du meinem Freund so übel mitgespielt hattest. Wäre Faquarl nicht aufgetaucht, hätte ich dich verschlungen, wie ich es auch jetzt nur zu gern täte. Aber mein liebster Khaba hat für dich ein anderes Schicksal vorgesehen und so soll es sein. Und jetzt steh auf, damit ich die Aufgabe ausführen kann, die mir mein Freund aufgetragen hat. Koste noch ein letztes Mal die Luft in diesem Keller.«
    Er raschelte mit dem Papyrus. Ich stand schwerfällig auf, weil ich so zitterte, und musste vornübergebeugt stehen bleiben, bis sich meine Substanz einigermaßen erholt hatte.
    Dann richtete ich mich auf. Hob den Kopf. Die Haare hingen mir wirr ins Gesicht, hinter den verklebten Fransen glommen meine Augen gelb im Zwielicht.
    »Weißt du, was?«, sagte ich heiser, »ich habe auch keine besonders hohen Ansprüche an mich und manchmal muss ich mich richtig anstrengen, sogar denen zu genügen. Aber andere Geister mit Freuden quälen und einsperren? So was ist mir noch nicht untergekommen. Von so was habe ich noch nicht mal gehört!« Ich wischte eine Substanzfahne ab, die mir aus der Nase tropfte. »Aber das ist noch gar nicht das Schlimmste. Nein, das ist nicht dein eigentliches Verbrechen.« Ich strich mir eine Locke hinter das wohlgeformte Ohr und ließ die Hand wieder sinken. »Du liebst deinen Herrn. Du Hebst deinen Herrn! Wie tief kann ein Geist noch sinken?«
    Bei den letzten Worten riss ich beide Hände hoch und feuerte eine extrastarke Detonation auf den Schatten ab. Sie fuhr durch ihn hindurch und in eine Säule.
    Ammet schrie auf. Sein Schattenleib zerbarst in tausend einander überlappende Fetzchen, die sich sogleich wieder zu der ursprünglichen Gestalt zusammenzogen.
    Zwei leuchtend rote Schüttelkrämpfe schnellten aus seinen fuchtelnden Fingern. Der eine schlängelte sich aufwärts, der andere abwärts. Beide zusammen fegten durch den Bannkreis und zerfetzten die Steinfliesen, dass es Splitter hagelte.
    Doch der junge Mann war nicht mehr da. Ich hatte mich mit einem Flügelschlag in den

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