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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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es. Und endlich regte es sich und leuchtete überall zwischen den Trümmern. Das weißliche Licht war schwächer als die Kraftlinien, aber dafür lieblich und unschuldig. Und jedes Licht umfloss einen Gefangenen, der seine geschundene Gestalt und seine irdischen Fesseln abstreifte.
    Sie krochen aus jedem Käfig, kleine Kringel und Fäden leuchtender Substanz, die sich aufwärtswanden, noch einmal aufleuchteten und sich dann verflüchtigten.
    Der letzte Gefangene entfloh, sein hoffnungsfroher Schein erlosch. Dunkelheit senkte sich über die zerbrochenen Käfige, über den Schatten und über mich.
    Ich stand im Dunkeln und lächelte.
    Meine Freude währte nicht lange. Der Schatten packte mich vor Zorn laut brüllend und schon hagelte es Schläge und Knüffe auf mich nieder, dass mir vor Schmerz die Sinne schwanden. Darum bekam ich auch die nun rezitierte Beschwörung kaum mit, spürte kaum, wie die kläglichen Überreste meiner Substanz komprimiert und durch den Flaschenhals in den kristallenen Kerker gedrückt wurden, fühlte nicht mehr, wie sich mein Gefängnis enger und enger um mich schloss und ein Bleipfropfen die Öffnung versiegelte und grausame Formeln die Flasche ringsum banden, dass sich Khabas grausamer Befehl erfüllt hatte und ich lebendig begraben war.
     

 
     
     
     
     
    Teil Drei
     

Asmira
     
    21
     
    A smira stand dicht hinter der vertäfelten Tür und. lauschte den verklingenden Schritten des Dieners. Als es still wurde, stellte sie fest, dass die Tür unverschlossen war. Sie öffnete sie einen Spalt und spähte in den Flur hinaus. In den Wandnischen flackerten die Öllampen, überall an den Wänden hingen die lebhaft bunten Teppiche, auf dem Boden glänzten die Fliesen aus poliertem Marmor. Niemand war in der Nähe. Zumindest sah Asmira niemanden.
    Sie schloss die Tür wieder, lehnte sich dagegen und schaute sich in dem Gästezimmer um, das man ihr zugewiesen hatte. Es war mindestens fünf Mal größer als ihre kleine Schlafkammer im Wächterinnentrakt in Marib. Wie im Flur waren auch hier kunstvolle Muster in den Marmorboden eingelegt. An einer Wand stand ein prächtiges Seidensofa, das mit Königin Balkis’ Diwan durchaus mithalten konnte. Auf niedrigen Schränken waren Lampen verteilt und verströmten einen warmen Schein, hinter einem zweiteiligen Vorhang entdeckte Asmira ein dampfendes Wasserbecken. Auf einem Sockel am Fenster stand die aus Bronzeblech getriebene Figur eines Lyra spielenden Knaben. Stil und Machart verrieten Asmira, dass die Figur sehr alt sein musste.
    Sie legte ihren Beutel auf das Sofa, ging zum Fenster, zog den Vorhang auf und kletterte auf das Fenstersims. Die Sterne schienen hell und kalt und unter dem Fenster fiel die Palastwand steil bis zu einem Geröllhang auf der östlichen Seite des Hügels ab. Asmira hielt für Notfälle nach weiteren Simsen oder Mauervorsprüngen Ausschau, entdeckte aber keine.
    Sie zog den Kopf wieder zurück und spürte auf einmal, dass ihr flau im Magen war. Seit dem Morgen hatte sie nichts mehr gegessen. Abgesehen davon verspürte sie ein Hochgefühl. Sie war früher hier eingetroffen als geplant und es waren noch zwei Tage hin, bis Sabas Frist ablief. Asmira hatte sich Zutritt zu Salomos Palast verschafft und war schon ganz in der Nähe des verderbten Königs.
    Wenn sie Glück hatte, wurde sie in wenigen Stunden zur Audienz vorgelassen.
    Darum musste sie jetzt gewisse Vorbereitungen treffen. Sie schüttelte die Müdigkeit ab, sprang vom Fenstersims, ging zum Sofa und öffnete ihren Beutel. Unter den Kleidungsstücken und Kerzen kramte sie die letzten beiden Dolche hervor und steckte sie zu dem Dolch in ihrem Gürtel. Drei Dolche waren reichlich, wenn auch vermutlich übertrieben. Ein einziger, wohl gezielter Stoß musste genügen.
    Asmira verbarg die Waffen sorgsam unter ihrem Übergewand, richtete sich das Haar und wusch das Gesicht. Ein letztes Mal musste sie ihre Rolle nun überzeugend spielen: die hübsche, naive Priesterin aus Himjar, die den weisen König Salomo um Hilfe bitten wollte.
    Hoffentlich hatte sie bei ihm genauso leichtes Spiel wie mit dem grässlichen Khaba.
     
    Der Teppich des Zauberers war zum Palast hinabgeschwebt und vor einer verschlossenen Flügeltür zum Halten gekommen. Die Tür war zwanzig Fuß hoch und aus schwarzem Vulkanglas gefertigt, glatt, glänzend und schmucklos. Sechs mächtige Kupferscharniere verankerten sie in der Wand. Zwei gewaltige kupferne Türklopfer in Gestalt von Schlangen, die sich selbst

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