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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Fingern. Die Insassen der Substanzkäfige verstummten jäh.
    Hinter Khaba löste sich sein Schatten vom Fußboden. Er schraubte sich wie eine Papyrusspirale in die Höhe, bis er den Zauberer weit überragte, ein hauchdünner, gesichtsloser, schwärzlicher Hauch. Schließlich berührte der schwarze Kopf die Decke. Verglichen mit dem Schatten wirkte der Zauberer klein wie eine Puppe. Und dann… dann breitete der Schatten die dünnen, flächigen schwarzen Arme einladend weit aus, so weit wie das ganze Kellergewölbe.
     

Bartimäus
     
    20
     
    H at’s dir die Sprache verschlagen, Bartimäus?«, fragte Khaba. »Du bist doch sonst nicht gerade auf den Mund gefallen.«
    Er hatte recht. Ich war ungewöhnlich still. Ich hatte genug damit zu tun, mir klarzumachen, in welch übler Klemme ich steckte. Die Nachteile meiner Lage waren unübersehbar. Ich befand mich tief unter der Erde im Verlies eines bösen Zauberers, dessen riesiger Schattensklave mich daran hinderte, meinen Bannkreis zu verlassen. Gleich würde man mich in eine geschmacklose Flasche stecken und ich wäre nur noch eine billige Rummelplatzattraktion, womöglich bis in alle Ewigkeit. Was die Vorteile betraf…
    Mir waren noch keine eingefallen.
    Nur eins stand fest: Wenn mir schon ein derart schmachvolles Schicksal beschieden war, musste ich schleunigst die Erscheinungsform des pummeligen Kobolds loswerden. Ich riss mich zusammen und verwandelte mich in einen hochgewachsenen, schlanken jungen Mann mit prächtigen Flügeln auf dem Rücken. Ich glich Gilgameschs Speerträger, als der ich einst bei den Sumerern gedient hatte, aufs Haar.
    Auf jeden Fall fühlte ich mich in dieser Gestalt wesentlich wohler. Das war aber auch schon alles.
    »Mmmm, sehr hübsch«, sagte Khaba. »Jetzt sieht es bestimmt noch lustiger aus, wenn du durch den Flaschenhals gezwängt wirst. Bedauerlicherweise werde ich nicht dabei sein können. Ammet…«
    Ohne dem Riesenschemen hinter sich einen Blick zu schenken, hielt er die Kristallflasche in die Höhe. Sofort nahm ihm die Schattenhand, die sich inzwischen auf mich zubewegt hatte und neben meinem Hals schwebte, die Flasche ab und hielt sie noch höher.
    Khaba klopfte auf den Papyrusstreifen auf seinem Pult. »Der Unbeschränkte Bannzauber ist lang und kompliziert. Ich habe heute leider keine Zeit, ihn aufzusagen, das muss Ammet übernehmen.« Er hob den Blick und der Schattenkopf, der wie sein eigener geformt war, beugte sich zu ihm herunter. »Mein lieber Ammet, das Festmahl wird gleich eröffnet, und da ich im Palast mit einer überaus reizenden jungen Dame verabredet bin, muss ich mich sputen. Bitte erledige die Angelegenheit, wie wir es besprochen haben. Ich habe dir den Wortlaut aufgeschrieben, für einen Dschinn dieser Kategorie ist der Bann ausreichend. Wenn du fertig bist und Bartimäus in der Flasche steckt, versiegelst du das Behältnis mit geschmolzenem Blei und versiehst das Siegel mit den üblichen Runen. Sobald das Blei abgekühlt ist, bringst du mir die Flasche. Du findest mich und Gezeri im Magiersaal.«
    Damit trat er aus seinem Kreis und ging zwischen den Säulen davon, ohne sich noch einmal umzuschauen. Der Foliot winkte mir fröhlich zu und tappte hinterher. Der Schatten blieb, wo er war. Erst waren seine Beine noch mit den Fersen des Zauberers verbunden und dehnten sich immer länger, dann lösten sie sich schließlich widerstrebend mit einem leisen Schmatzen. Der Zauberer ging weiter. Zwei dunkle Streifen rannen wie nächtliche Bäche über den Steinfußboden und mündeten in die Schattenbeine.
    Ein dumpfes Dröhnen. Die Granittür hatte sich geschlossen. Khaba war fort. Sein Schatten stand mir gegenüber und musterte mich stumm.
    Und dann – der Schatten hatte sich nicht gerührt und alle Ebenen waren unverändert – traf mich eine Art Windstoß mit ungeheurer Wucht. Ich wurde rücklings umgeworfen, landete auf meinen Flügeln und drehte mich darauf einige Male wie ein Kreisel.
    Es gelang mir, mich aufzusetzen, und ich inspizierte meine Substanz. Es schien noch alles dran zu sein, demnach war der sonderbare Sturm, der immer noch anhielt, nicht als Angriff auf mich gemeint. In diesem Fall gab es nur eine Erklärung dafür: Jener Tarnzauber, der wirksam gewesen war, während der Schatten mit dem Zauberer verbunden war, hatte sich verflüchtigt. Die Ebenen um mich herum erbebten unter der Macht der sich offenbarenden Wesenheit. Ich spürte diese Macht wie das Brennen eines kalten Feuers.
    Meine Befürchtung war

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