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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Dschinns hatte Asmira ihre Angst bezwungen und Bartimäus gebändigt.
    Jetzt musste sie ihm nur noch mit den richtigen Worten seinen Auftrag erteilen.
    Sie räusperte sich und wandte sich ihm zu. Seine heutige Gestalt hatte nichts mehr mit seiner gefälligen Erscheinung vom Vortag gemein. Aber das machte nichts, er war schließlich ein Mittel zum Zweck.
    »Bartimäus«, verkündete sie heiser, »ich befehle dir, dieses Zimmer zusammen mit mir unverzüglich zu verlassen und mich ohne Umwege zu König Salomo zu bringen, damit ich ihn ins Jenseits befördern und seinen Ring an mich nehmen kann (damit wir uns nicht missverstehen: Meine Worte beziehen sich auf den unvergleichlich mächtigen Talisman und nicht auf einen seiner unbedeutenderen Ringe), wonach du mir bei der Flucht behilflich bist. Hast du das verstanden?«
    Der Dämon schwieg. Seine reglose Silhouette war in Rauch gehüllt.
    Asmira erschauerte, als es wie ein kalter Windhauch über ihren Nacken strich. Sie drehte sich nach der Zimmertür um, aber dort war niemand.
    »Außerdem befehle ich dir«, fuhr sie fort, »für den Fall, dass es mir nicht gelingt, Salomo zu töten, oder ich gefangen genommen und von dir getrennt werde, dass du den Ring an dich nimmst und ihn vernichtest, oder, falls das nicht möglich sein sollte, ihn dauerhaft vor den Blicken aller Menschen verbirgst.« Sie holte tief Luft. »Ich frage dich noch einmal: Hast du das verstanden?«
    Der Dschinn rührte sich nicht. Sogar das Feuer in seinen gelben Augen schien erloschen.
    »Hast du das verstanden, Bartimäus?«
    Endlich zeigte er eine Regung. »Abgelehnt. Das wäre glatter Selbstmord.«
    »Du bist ein uralter, bedeutender Dschinn, das hast du mir selbst erzählt.«
    »Den Ring stehlen?« Er sprach ganz leise. »Salomo umbringen? Nein. Ich bin nicht lebensmüde. Genauso gut könnte ich mich in Khabas Arme werfen oder ein Vollbad in flüssigem Silber nehmen. Ich könnte mich genauso gut selber auffressen, mit den Füßen voran, oder den Kopf unter den Hintern eines Elefanten legen, der sich gerade hinsetzen will. Wobei diese Alternativen immerhin noch einen gewissen Unterhaltungswert hätten. Eine solche Unternehmung wäre mein Tod.«
    »Ich setze auch mein eigenes Leben aufs Spiel.«
    »Stimmt. Das ist es ja gerade.« Der rothäutige Dämon wirkte kleiner als vorher, das leuchtende Rot seiner Haut war matt geworden. Er wandte sich halb ab und schlang die Arme um sich, als wäre ihm kalt. » Dir macht es nichts aus zu sterben. Im Grunde ist der Tod dein Lebensziel. Und wenn du schon gegenüber dir selbst diese Einstellung hegst, bleibt deinen Sklaven wenig Hoffnung, oder?«
    »Das ist jetzt alles nebensächlich, Bartimäus. Es steht Wichtigeres auf dem Spiel als dein oder mein Leben.«
    »Wichtigeres?« Der Dämon lachte zynisch. »Ach nee! Weißt du, was«, schnitt er Asmira, die etwas einwenden wollte, das Wort ab, »richtige Zauberer nehmen auch keine Rücksichten, ihnen geht es nur um Reichtum, Macht und ihren eigenen Wanst. Aber sie verfügen immerhin über einen beträchtlichen Überlebenswillen. Der Gedanke, sterben zu müssen, gefällt ihnen genauso wenig wie mir. Ihre Aufträge sind niemals selbstmörderisch. Gefährlich, ja sicher, aber das Risiko ist immer vorhersehbar. Weil ihnen nämlich klar ist, dass sie die Folgen tragen müssen, wenn ich scheitere. Aber du?« Der Dämon seufzte abgrundtief. »Ich hab’s immer geahnt, dass ich es eines Tages mit jemandem wie dir zu tun bekomme. Ich hab’s geahnt und mich davor gefürchtet. Weil du nämlich eine Fanatikerin bist. Du bist jung, hübsch und völlig vernagelt, und dir ist alles egal.«
    Vor Asmiras geistigem Auge zogen Bilder vorbei: der brennende Turm in Marib, die Städter, die per Eimerkette Wasser herbeischaffen, die auf die Straße hinausgetragenen Leichen. Zornestränen ließen die Bilder verschwimmen. »Du elender, selbstsüchtiger, abscheulicher kleiner… Kobold!«, fauchte sie. »Von wegen mir ist alles egal! Du hast keine Ahnung, warum ich das alles überhaupt mache!«
    »Meinst du?« Der Dämon hielt drei knubblige, klauenbewehrte Finger hoch und zählte ab: »Lass mich raten: dein König – dein Land – deine Religion. Mindestens zwei dieser Beweggründe, wahrscheinlich alle drei. Und? Hab ich recht?«
    Asmira war klar, dass der Dschinn sie nur provozieren wollte, und ihr war auch klar, dass man am besten nicht darauf einging, aber Wut und Erschöpfung machten sie mürbe. »Ich bin aus Liebe zu meiner Königin

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