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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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hier«, erwiderte sie, »und aus Liebe zu Saba, dem schönsten Land unter der Sonne. Dafür zu sterben, ist die allergrößte Ehre – aber das begreift eine seelenlose Kreatur wie du natürlich nicht.«
    Der Dämon bleckte grinsend die krummen, weißen, passgenau ineinandergreifenden Reißzähne. »Tja«, sagte er, »ich muss ja wohl seelenlos sein, weil mich dieser ganze Quatsch völlig kaltlässt.« Seine Gestalt verschwamm auf einmal, verwandelte sich in eine Abfolge lockenköpfiger, großäugiger Knaben, mal hochgewachsen, mal klein, mal hübsch, mal gewöhnlich und mit allen möglichen Hautfarben. Der Letzte war der gut aussehende, dunkelhaarige junge Mann, den Asmira schon kannte, nur diesmal ohne Flügel und mit grimmiger Miene. »Für diese Aufgabe brauchst du keinen Dschinn«, sagte der junge Mann. »Wenn es darum geht, für wohlklingende Phrasen zu sterben, eignen sich junge Männer am besten. Kehr nach Saba zurück und such dir unter deinen Landsleuten einen aus.«
    »Hier geht es nicht um wohlklingende Phrasen, Dämon!«, schrie Asmira. »König Salomo ist mein Todfeind! Was verstehst du schon davon? Du bist doch noch nie in Sabas Gärten gewandelt, umwogt von Zimt- und Jasminduft! Du kennst die sich im Wind wiegenden blauen Gewürzwälder von Schabwa nicht und auch nicht die Alabastermauern von Marib, wo das große Staubecken inmitten üppig grüner Felder funkelt. Das alles ist dem Untergang geweiht, wenn ich es nicht verhindere! Wenn niemand Salomo aufhält, wird er seinen verfluchten Ring drehen und eine Horde Dämonen beschwören, allesamt so abscheulich und niederträchtig wie du. Die Dämonen werden über mein Land herfallen, die Städte in Schutt und Asche legen, die Ernte vernichten und mein Volk verjagen. Das darf ich nicht zulassen!«
    Der Junge zuckte die Achseln. »Ich verstehe ja, dass dir das Kummer bereitet«, sagte er. »Aber so geht es nun mal zu in eurer Welt. In Saba gibt es also ein paar hübsche Pflanzen und Gebäude. Tja, die gab’s in Uruk auch und Uruk wurde trotzdem von den Babyloniern bedenkenlos in Schutt und Asche gelegt. Die Brunnen, an denen Uruks Kinder spielten, wurden zertrümmert, das Wasser versickerte in der Erde. Die Mauern wurden geschleift, die Türme eingerissen, die Gärten in Brand gesteckt und schließlich verwehte der Sand die Ruinen. Nach fünfzig Jahren erinnerte nichts mehr an die einst blühende Stadt. So was kommt vor – und zwar ziemlich oft. Jetzt ist eben Saba an der Reihe und eines Tages ist dann Jerusalem dran. Am besten machst du es wie ich und betrachtest das Ganze mit Abstand. Wenn dir das nicht gelingt, dann zieh meinetwegen los und lass dich umbringen. Aber mich halte gefälligst da raus! Dieser Zwist hat nichts mit mir zu tun.«
    »O doch«, sagte Asmira böse. »Jetzt, da ich dich beschworen habe, schon!«
    »Dann beschwöre jemand anderen! Warum ausgerechnet mich? Dafür gibt es nicht einen einzigen vernünftigen Grund.«
    »Richtig. Es gibt dafür nicht nur einen einzigen Grund, sondern gleich mehrere. Du kennst dich in Salomos Palast aus, kennst die Außenanlagen und den Tagesablauf hier, du kennst die Namen und Eigenarten der Wächter. Du bist ein bedeutender Dämon. Und du warst so leichtsinnig, mir deinen Namen zu verraten. Alles klar?«
    »Oha, das war deutlich!«, knurrte der Dschinn und seine Augen glichen Flammenschlitzen. »Besonders das mit dem Namen. Dein ganzes Gesäusel von wegen: ›Ich bitte Khaba, dass er dich freilässt‹ und so weiter… Da hattest du längst alles geplant, nicht wahr? Du wusstest meinen Namen und wolltest mich für deine Zwecke einsetzen!«
    Asmira schüttelte empört den Kopf. »Das hatte ich nie vor. Das ist nicht wahr!«
    »Nicht? Faquarl hatte recht. Man darf keinem Menschen trauen. Ich hätte dich einfach fressen sollen.«
    »Ich hatte mir vorgenommen, den Auftrag allein zu erledigen«, rief Asmira. »Aber mir läuft die Zeit davon! Ich bekomme keinen Zutritt zu Salomo. Nur bei seinen Audienzen bekommt man ihn zu Gesicht. Übermorgen wird Saba dem Erdboden gleichgemacht! Ich brauche Hilfe, Bartimäus, und zwar sofort. Als mir der grässliche Khaba gezeigt hat, was er dir angetan hat, habe ich die Gelegenheit ergriffen. Ich habe dich befreit! Ich habe dir einen Gefallen erwiesen! Diene mir nur dieses eine Mal – dann lasse ich dich gehen.«
    »Nur dieses eine Mal? Nur für diesen kleinen undurchführbaren Auftrag? Bring Salomo um und klau ihm den Ring! Weißt du nicht, was mit Philokretes passiert

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