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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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du hier bist. Die Ebenen um uns herum dröhnen nur so von den Auren mächtiger Wesenheiten. Du kannst das nicht spüren, aber ich, und schon der Widerhall ist ohrenbetäubend. Wenn du mich unbedingt beschwören musst, mach es woanders, wo wir beide die Sache wenigstens überleben. Hier im Palast sieht man es gar nicht gern, wenn ein Zauberer bestohlen wird, und mit ungenehmigten Beschwörungen ist es dasselbe. Genau genommen sind das die beiden Dinge, die man in Salomos Palast und dessen näherer Umgebung tunlichst vermeiden sollte.« 77
    »Bartimäus«, sagte die Kleine und legte die Hand auf ihre Dolche, »halt die Klappe.«
    Ich hielt die Klappe. Und wartete. Wartete auf das Schlimmste.
    »Heute Abend«, fuhr die Kleine fort, »wirst du mir helfen, meinen Auftrag zu erfüllen, der mich über tausend Meilen aus den Gärten des herrlichen Saba bis hierher geführt hat.«
    »Saba? Moooment mal, soll das heißen, dass du aus Himjar kommst, war auch erfunden? Du bist mir ja eine Schwindlerin!«
    »Heute Abend wirst du mir helfen, mein Heimatland zu retten. Wenn das misslingt, sterben wir beide.«
    Damit war die letzte schwache Hoffnung zunichte, dass ich ihr nur helfen sollte, die Farbgebung ihres Schlafgemachs zu ändern. Schade, ich hätte gern in Bahnen von Seidenstoff geschwelgt.
    »Heute Abend wirst du mir bei zwei Vorhaben helfen.«
    »Gleich zwei… Als da wären?«
    Wie durchgeknallt war die Kleine eigentlich? Wo war sie auf der nach oben offenen Skala für Wahnvorstellungen einzuordnen?
    »Erstens: Wir bringen König Salomo um«, verkündete die Kleine munter. »Zweitens: Wir nehmen ihm den Ring ab.«
    Sie strahlte mich an.
    Ganz oben, das stand mal fest.
     

Asmira
     
    24
     
    A smira hatte damit gerechnet, dass sich der Dschinn. irgendwie zu ihrer Enthüllung äußern würde; bis jetzt war er nicht eben maulfaul gewesen. Stattdessen wurde er noch stiller und die kleinen Flammen, die ihn umzüngelt hatten, flackerten plötzlich und erloschen.
    Reglos wie ein Stein stand er vor ihr und genauso stumm – und doch war sein Schweigen zutiefst bösartig. Es erfüllte das Zimmer wie eine giftige Wolke und lastete derart bedrückend auf Asmira, dass ihre Knie wankten. Sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
    Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Ganz ruhig. Sie musste Ruhe bewahren. Trotz aller Proteste und Drohungen musste ihr Bartimäus gehorchen.
    Nur durch besonnenes, zielstrebiges Handeln hatte Asmira die letzte halbe Stunde überstanden. Hätte sie erst lange hin und her überlegt – immerhin hatte sie einen mächtigen Zauberer bestohlen und einen Dämonen beschworen, der stärker als alle anderen Geister war, mit denen sie bislang zu tun gehabt hatte –, dann hätte die Angst sie überwältigt. Stattdessen hatte sie – das war ihre eigentliche Begabung – Schritt für Schritt das Erforderliche getan, ohne sich vom Gedanken an die Folgen ablenken zu lassen.
    Am schwersten war es ihr aber gefallen, stundenlang an der Festtafel auszuharren, bis Khaba und etliche andere Oberzauberer sinnlos betrunken waren. Nach außen hin hatte Asmira gelächelt, über die Scherze ihrer Tischnachbarn gelacht und an ihrem Wein genippt. Innerlich hatte sie Qualen ausgestanden und war jeden Augenblick darauf gefasst gewesen, dass man sie wegschickte oder der Ägypter die Kristallflasche wieder einsteckte. Vor Anspannung hätte sie schreien können. Als Khaba schließlich nur noch gelallt hatte und ihm die Augen zugefallen waren, hatte sie ihm die Flasche unter der Nase weggezogen, den Saal mit den umherfliegenden Dschinndienern verlassen und war in ihr Zimmer geeilt. Dort holte sie die beiden Stoffstücke und die Kerzen aus ihrem Beutel, baute alles nach Vorschrift auf, zerschlug die Flasche und sprach die Beschwörungsformel. Und das alles, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern.
    Die Beschwörung selbst gab ihr dann beinahe den Rest. Asmira hatte schon mindere Dschinn auf die gleiche Art beschworen, aber sie hatte nicht mit Bartimäus’ Kräften gerechnet. Noch mit geschlossenen Augen hatte sie gespürt, wie er ihren Bannkreis bedrängte, während sie angestrengt Satz für Satz rezitierte. Ihr war klar, was geschehen würde, wenn ihr auch nur der kleinste Versprecher unterlief. Doch von ihrem Überleben hing das Schicksal Sabas ab und diese Gewissheit stärkte sie. Trotz aller Erschöpfung, trotz der vielen Monate, in denen sie keine Beschwörung mehr durchgeführt hatte, trotz der Wut des aufgebrachten

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