Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
Vom Netzwerk:
eine Formel. Es war einer von den harmlosen Umkehrzaubern, 74 wie sie jede Feld-, Wald- und Wiesenhexe benutzt, um einen widerspenstigen Kobold zu verwarnen. Trotzdem wallte eine schwarze Schliere durch die Luft, schwang nach hinten und schnellte dann auf meinen Kreis zu.
    Ich hob abwehrend die Hand und rief schallend ihren Namen: »Cyrine!« 75
    Schwarze Kraftnadeln bohrten sich durch meine erhobene Hand und durchlöcherten meine Substanz.
    Die Nadeln verflüchtigten sich. Ich betrachtete grimmig meine Wunden. »Cyrine ist anscheinend nicht dein richtiger Name, oder?«
    »Ich bin doch nicht bescheuert und gebe meinen richtigen Namen preis – Bartimäus!«
    Volltreffer. »Trotzdem«, sagte ich, »als Bestrafung war das erbärmlich. Und auch diesmal hast du die Formel nur mit Müh und Not korrekt gesprochen. Los, Versuchs noch mal – trau dich!«
    »Nicht nötig.« Die Kleine lüftete ihr Gewand. Sie trug drei Silberdolche im Gürtel. »Wenn du mich weiter ärgerst, durchbohre ich dich.«
    Das wäre ihr sicher gelungen, denn in einem Bannkreis kann man nicht gut ausweichen. Trotzdem zuckte ich lässig die Achseln. »Na bitte – das ist der letzte Beweis, der mir noch gefehlt hat. Du bist gar keine Zauberin – du bist eine Attentäterin. Wenn du dich mit mir anlegen willst, musst du aber eine Zauberin sein.« Meine Zähne blitzten im Zwielicht. »Meinen vorigen Herrn habe ich übrigens umgebracht.«
    »Wen – Khaba? Der dich in die Flasche gesperrt hat? Der kam mir aber noch ziemlich lebendig vor, als ich ihn unten betrunken habe sitzen lassen.«
    »Meinetwegen«, knurrte ich, »dann eben meinen vorvorigen Herrn. Ist doch schnurz. Statistisch gesehen ereilt ein solches Schicksal sechsundvierzig Prozent aller Zauberer und…«
    Ich unterbrach mich. »Wie: Khaba ist unten? Wo sind wir hier eigentlich?«
    »In König Salomos Palast. Ich dachte, du kennst dich hier gut aus. Darum habe ich dich doch befreit.«
    »Na ja, ich kann schließlich nicht jedes einzelne Schlafzimmer kennen.« Der rothäutige Dämon wurde schlagartig zahm, weil er eine gewisse Beklommenheit verspürte beziehungsweise die bedrohliche Gewissheit, dass seine Lage, so übel sie bereits war, sehr bald noch viel schlimmer werden würde.
    Ich sah die Kleine durchdringend an. Sie erwiderte den Blick. »Ich sag’s nur einmal und in aller Höflichkeit: Vielen Dank, dass du mich aus meinem Gefängnis befreit hast. Damit sind wir beide quitt. Und jetzt sprich die Entlassungsformel und lass mich gehen.«
    »Ich habe dich an mich gebunden und du musst mir gehorchen, oder etwa nicht, Bartimäus?«
    »Fürs Erste schon.« Ich bohrte die Zehenkralle in das Tuch. »Aber ich finde einen Ausweg. Wirst schon sehen. Das geht ganz schnell.«
    »Solange du noch mit Suchen beschäftigt bist«, entgegnete die Kleine gelassen, »können wir uns ja darauf verständigen, dass du in meinen Diensten stehst. Das bedeutet, du tust, was ich sage, oder du landest im Schreckensfeuer. Das geht auch ganz schnell.«
    »Von wegen! Als ob du die Formel kennst!«
    »Stell mich doch auf die Probe.«
    Damit saß ich in der Zwickmühle, denn ich konnte natürlich nicht hundertprozentig sicher sein. Es war immerhin möglich, dass sie die Formel für das Schreckensfeuer kannte – die letzte Maßnahme aller Zauberer –, genauso gut konnte es aber auch sein, dass sie die Formel nicht kannte.
    Falls doch, sah es für mich ziemlich trübe aus, wenn ich mich ihr widersetzte.
    Ich wechselte das Thema. »Warum hat dir Khaba die Flasche geschenkt?«
    »Er hat sie mir nicht geschenkt. Ich habe sie ihm natürlich geklaut.«
    Ich hatte es ja geahnt. Schon hatte sich die Lage zum Schlimmeren gewendet. Und zwar vor allem (wenn ich an die Gräuel im Kellergewölbe des Zauberers dachte) für die Kleine.
    »Du spinnst doch«, sagte ich. »Wie bist du bloß auf die völlig hirnrissige Idee gekommen, ausgerechnet Khaba zu beklauen?«
    »Khaba ist völlig unwichtig.« Sie war immer noch blass, aber sie hatte sich wieder gefasst und der lebhafte Glanz in ihren Augen gefiel mir gar nicht. Diese leuchteten wie die eines eifernden Zeloten. 76 »Vergiss Khaba«, fuhr sie fort. »Wir beide haben Wichtigeres vor.«
    Meine bösen Ahnungen verwandelten sich in dumpfe Angst, denn mir fiel unsere Unterhaltung in der Wüste wieder ein, als mich die Kleine über gewisse Unaussprechlichkeiten hatte ausfragen wollen. »Hör zu«, sagte ich rasch, »ehe du noch etwas sagst, was wir beide hinterher bereuen, denk dran, wo

Weitere Kostenlose Bücher