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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Uruk gegen Salomos vereinte Geister – 1:0. Nach einem Einsatz von zwanzig Minuten nicht übel, da stimmst du mir sicherlich zu. Aber jetzt musste ich mich ranhalten. Sahsiel und seine Spießgesellen konnten jederzeit zurückkommen.
     
    In Anbetracht dessen zerrte ich die Kleine so schnell es ging aus dem Rosenbusch hervor und wir nahmen die Beine in die Hand. Unterwegs lieferte ich ihr eine Zusammenfassung meiner Heldentaten, in aller gebotenen Kürze und auf meine unnachahmlich bescheidene Art, wobei ich die historischen Vergleiche auf das Nötigste beschränkte und mit einem lediglich dreistrophigen Preisgesang auf mich selber schloss. Ich wartete gespannt, aber die Kleine war damit beschäftigt, sich die Dornen aus der Unterwäsche zu zupfen. Endlich hob sie den Kopf. »Gut gemacht.«
    »Gut gemacht? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?« Ich wies auf die Bäume und ländlichen Lauben ringsum. »Guck doch hin – keiner mehr da, auf keiner Ebene! Ich habe uns den Weg bis zu Salomos Tür frei gemacht. Nicht mal ein Marid hätte das unter diesem Zeitdruck besser hingekriegt! ›Gut gemacht‹… Was soll das denn heißen?«
    »Es heißt: danke«, sagte sie. »Hätten deine vorigen Herren dich anders gelobt?«
    »Nein.«
    »Na also.«
    »Von dir hätte ich trotzdem mehr erwartet. Schließlich bist du auch eine Sklavin.«
    Vor uns zeichnete sich zwischen den Bäumen schon Salomos Turm im milchigen Schein der Sterne ab.
    Die Kleine sprang über den schmalen, mit Fliesen eingefassten Kanal, der die Grenze zum Wassergarten darstellte. »Ich bin keine Sklavin«, widersprach sie.
    »Alles klar.« Ich hatte wieder Menschengestalt angenommen und trabte als hübscher junger Sumerer leichtfüßig wie ein Wolf einher. »Du bist eine ›Erste Wächterin in Erbfolge‹. Das ist natürlich etwas völlig anderes. Was hat es übrigens mit dieser Erbfolge auf sich?«
    »Liegt das nicht auf der Hand, Bartimäus? Ich bekleide den gleichen Posten, den vor mir meine Mutter innehatte und die Mutter meiner Mutter und immer so weiter. Wir haben die heilige Pflicht, das Leben der Königin zu schützen. Es gibt keine vornehmere Berufung. Wo geht’s jetzt lang?«
    »Links um den See rum, bis zu der kleinen Brücke. Du hast dich also von Geburt an auf diese Aufgabe vorbereitet?«
    »Na ja, von früher Kindheit an. Als Säugling konnte ich schließlich noch keine Waffe halten.«
    »War das jetzt ein gequälter Witz oder Wortklauberei? Ich vermute Letzteres.«
    »Etwas mehr Respekt, Dämon. Ich habe ein ehrenvolles Amt inne. Im Sonnentempel ist uns Wächterinnen sogar ein eigener Altar vorbehalten. Bei Festen segnen uns die Priesterinnen einzeln und die Königin spricht jede von uns mit Vornamen an.«
    »Donnerwetter«, sagte ich. »Auf der Brücke musst du übrigens aufpassen. Auf der zweiten Ebene ist ein Stolperdraht gespannt, der löst einen Alarm aus. Am besten machst du es wie ich und hüpfst einfach drüber. Gut so. Aber ich habe noch eine Frage. Konntest du jemals frei entscheiden, was du mit deinem Leben anfängst? Hättest du auch etwas anderes als Wächterin werden können?«
    »Nein. Das hätte ich auch nicht gewollt. Ich bin die Tochter meiner Mutter.«
    »Keine freie Berufswahl, sondern von Geburt an dazu bestimmt, dich für eine gefühllose Herrin zu opfern«, fasste ich zusammen. »Du bist eben doch eine Sklavin.«
    »Die Königin ist nicht gefühllos!«, rief die Kleine empört. »Sie hat fast geweint, als sie mich losgeschickt hat, damit…«
    »… damit du hier verreckst«, beendete ich den Satz. »Du kapierst es einfach nicht, was? Da ist übrigens der nächste Stolperdraht, zwischen den beiden Bäumen. Bück dich ganz tief runter… jetzt bist du durch. Ich bleibe dabei«, fuhr ich fort, als wir wieder nebeneinandergingen, »du hast einen wohlklingenden Titel und eindrucksvolle Waffen, aber du könntest genauso gut eine Halsfessel tragen. Du tust mir leid.«
    Jetzt reichte es ihr. »Schweig!«
    »Abgelehnt. Der einzige Unterschied zwischen uns beiden besteht darin, dass ich nicht die Augen vor der Wahrheit verschließe. Ich weiß, dass ich ein Sklave bin, und es stinkt mir gewaltig. Das ist immerhin eine Art Freiheit, aber du hast nicht einmal das. Deine Königin lacht sich bestimmt die Krone vom Kopf, dass du so bereitwillig jeder ihrer Launen nachkommst.«
    Es blitzte silbern, sie hatte den Dolch gezückt. »Wage es nicht noch einmal, meine Königin zu beleidigen, Dämon! Niemand kann sich vorstellen, wie viel

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