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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Flüche vermittelten mir einen lebhaften Eindruck von ihrer Verfassung.
    Ich kam gut voran. Nur einmal musste ich einem Impuls ausweichen. Ein kalter Luftzug streifte mich, als das Ding neben meinem Kopf von der Mauer abprallte.
    Dann hörte ich, wie mir die Kleine etwas zurief.
    »Hä?« Ich drehte ihr ärgerlich ein Auge zu. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich Spinnen nicht leiden kann. Wegen der vielen Beine. Sei froh, dass ich mich nicht für die Schnecke entschieden habe.«
    Sie war leichenblass. Vielleicht litt sie ja unter Höhenangst. Aber sie zeigte nach oben. »Nein«, krächzte sie, »Spinne… da!«
    Die Eidechse richtete beide Augen nach vorn und sah, wie ein fetter Spinnendschinn aus einer Mauerritze gekrabbelt kam. Die Spinne hatte den Leib einer Tarantel, aufgedunsen wie eine tote Kuh nach der Regenzeit. Ihre acht Beine waren knotig wie Bambusruten und liefen in spitzen Stacheln aus. Obendrauf saß ein Menschenkopf mit gestutztem Bärtchen und spitzem Hut. Der Wächter von Salomos Turm war entweder nicht Sahsiel unterstellt oder er war taub. Jetzt aber fackelte er nicht lange. Ein gelblicher Spinnfaden schoss aus seinem Hinterleib und traf mich mit solcher Wucht, dass ich den Halt verlor. Eingewickelt baumelte ich, nur noch mit einem Fuß an der Mauer haftend, über dem Abgrund.
    Die Kleine rief etwas, aber ich konnte mich nicht darum kümmern, denn die Spinne streckte ein Bein in die Höhe. Sie wollte ein Signalfeuer abschießen. Dann würden sämtliche Sklaven Salomos angewetzt kommen.
    Aber die Eidechse ließ sich nicht unterkriegen. Ich schleuderte der Spinne einen magischen Panzer entgegen, der sie umschließen sollte. Der Zauber verfestigte sich im selben Augenblick, als das Signalfeuer aufleuchtete. Der Kraftblitz prallte von der Innenseite des Panzers ab und bohrte sich in den geblähten Spinnenbauch. Die Eidechse durchtrennte mit einem Krallenhieb ihre Fesseln.
    Die noch qualmende Spinne knackte den Panzer mit einem raschen Gegenzauber auf, duckte sich und sprang mich an. Ich wich aus, packte das Vieh am borstigen Hinterbein und schwang es ein paarmal im Kreis. Dann schleuderte ich den Wächter gegen einen dreißig Fuß tiefer fliegenden Impuls.
    Ein greller Blitz – und ein Netz aus schwarzen und gelben Streifen umhüllte den Dschinn, zog sich zusammen und zerdrückte ihn zu einem ekligen Schleimklumpen.
    Der magische Zweikampf war natürlich ärgerlich, weil ihn womöglich jemand beobachtet hatte, aber ich musste mich schließlich wehren. Die Eidechse schaute zu der Kleinen hinunter und zwinkerte ihr aufmunternd zu. »Wie findest du meine Wurftechnik?«, fragte ich fröhlich. »Hab ich in der Mongolei beim Eichhörnchenweitwurf gelernt. 86 An lauen Abenden bin ich mit den Nomaden immer… He! Bist du irre?«
    Sie hatte schon wieder zum Dolch gegriffen und holte weit aus. Ihre Augen loderten.
    »Lass das!«, rief ich. »Du bringst uns noch beide um! Du…«
    Der Dolch sauste um Haaresbreite an meinem Kopf vorbei und ich vernahm ein schmatzendes Fffltsch!
    Die Eidechsenaugen schwenkten nach oben und erblickten den nächsten Spinnendschinn, der verdutzt den Silberdolch mitten in seinem dicken Bauch anglotzte. Er ließ die Beine sinken, die schon drohend über meinem Kopf geschwebt hatten, und betastete die vergiftete Wunde. Seine Substanz wurde graubraun und stumpf, dann zerplatzte er wie ein Bovist. Ein Staubwölkchen stob auf, er verlor den Halt und stürzte wie ein Stein in die Tiefe.
    Die Nacht war wieder still und friedlich.
    Ich schaute zu der Kleinen hinab, die immer noch in meinem aufgewickelten Schwanz baumelte. »Gut gemacht«, sagte ich schließlich.
    »Gut gemacht?« Es mochte an der Beleuchtung liegen oder am Betrachtungswinkel, aber ich hätte schwören können, dass sie mich angrinste. »Mehr hast du dazu nicht zu sagen?«
    »Meinetwegen… danke«, knurrte ich.
    »Siehst du? Ist doch gar nicht so schwer.«
    Die Eidechse ging nicht darauf ein, sondern peitschte nur ärgerlich mit dem Schwanz. Dann machte sie sich daran, das letzte Stück Turmwand zu erklimmen. Kurz darauf erreichten wir die Balustrade.
     

Asmira
     
    27
     
    D ie Kletterpartie hatte Asmira ziemlich zugesetzt. Ihr war kotzübel und sie hatte den Verdacht, dass der Dschinn seinen Schwanz heftiger geschwenkt hatte als unbedingt nötig, viel schlimmer war jedoch die äußerste Hilflosigkeit gewesen, die sie empfunden hatte. Hoch über dem Boden, im Klammergriff des Echsenschwanzes, hatte sie mit ansehen müssen,

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