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Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo

Titel: Bartimäus 04 - Der Ring des Salomo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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mehrfachen Alarm aus. Alles in allem ist dieser Teil des Geländes ziemlich gut gesichert.«
    »Ich muss dir ja wohl glauben«, sagte die Kleine. »Und wie kommen wir unbemerkt da durch?«
    »Gar nicht«, antwortete ich. »Noch nicht. Wir müssen die Posten ablenken. Ich glaube, das krieg ich hin, aber vorher habe ich eine Frage. – Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum tust du das alles? Warum müssen wir beide sterben?«
    Die Kleine machte ein finsteres Gesicht. Sie dachte schon wieder nach! Es strengte sie furchtbar an. »Das habe ich dir doch schon erklärt. Salomo erpresst Saba.«
    »Inwiefern?«
    »Wir sollen ihm Berge von Weihrauch liefern, sonst macht er die Stadt dem Erdboden gleich! Das hat er meiner Königin ausrichten lassen.«
    »Ist er persönlich vorbeigekommen?«
    »Nein, er hat einen Boten geschickt. Macht das einen Unterschied?«
    »Wahrscheinlich nicht. Und warum kauft ihr euch nicht frei?«
    Genauso gut hätte ich von ihr verlangen können, eine Leiche zu küssen. Auf ihrem Gesicht malten sich in rascher Folge Wut, Ungläubigkeit und Abscheu. »Das würde meine Königin niemals tun«, fauchte sie. »Das ginge gegen ihre Ehre!«
    »Jaaaa«, sagte ich. »Und wir beide müssten nicht steeeerben.«
    Man sah, wie es in ihr arbeitete, aber ihr Gesicht nahm gleich wieder einen abweisenden Ausdruck an. »Ich diene meiner Königin, wie es schon meine Mutter tat und meine Großmutter, meine Urgroßmutter und so weiter. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Auf geht’s!«
    »Du nicht!«, sagte ich knapp. »Du rührst dich erst mal nicht von der Stelle, und sprich nicht mit fremden Kobolden, solange ich weg bin. Nein – keine Widerworte!« Sie hatte schon zu einer Tirade aus Fragen und Forderungen angesetzt. »Je länger wir hier rumtrödeln, desto eher schnappt uns Khaba. Sein Marid Ammet nimmt bestimmt schon die Spur unserer Auren auf. Darum müssen wir als Erstes ein gutes Versteck für dich finden… da drüben!«
    »Da drüben!« hieß, dass ich am Rand der Rasenfläche einen dichten Rosenbusch entdeckt hatte. Der Busch war prächtig belaubt, er trug auch ein paar angewelkte rosafarbene Blüten und jede Menge nadelspitzer Dornen, war also für unsere Zwecke bestens geeignet. Ich hob die Kleine hoch und ließ sie mitten in die Dornen plumpsen.
    Ich lauschte hoffnungsvoll… Sie quietschte nicht mal. Sie hatte wirklich eine gute Ausbildung genossen.
    Als meine Begleiterin dergestalt untergebracht war, verwandelte ich mich in eine kleine, braune, harmlos aussehende Grille und flog am Rand des Gartens entlang, und zwar immer ungefähr auf Höhe der Blumen.
    Dir ist vielleicht aufgefallen, dass ich nach anfänglicher Verzweiflung und Wut meine übliche Tatkraft einigermaßen wiedergefunden hatte. Tatsächlich wurde ich zunehmend von einer seltsam schicksalsergebenen Heiterkeit erfasst. Die schiere Undurchführbarkeit und Unverfrorenheit unseres Vorhabens übten allmählich einen gewissen Reiz auf mich aus. Gut, das mit dem Sterben am Schluss war nicht so prickelnd, aber da mir sowieso nichts anderes übrig blieb, konnte ich die Herausforderung ebenso gut genießen. Einen Palast voller Wachgeister austricksen? Den berühmtesten Zauberer seiner Zeit abmurksen? Den zauberkräftigsten Gegenstand überhaupt stibitzen? Diese Herausforderungen waren des legendären Bartimäus von Uruk wahrhaft würdig und eine entschieden sinnvollere Betätigung, als Einkaufsnetze mit Artischocken durch die Gegend zu schleppen oder vor einem Herrn wie dem grässlichen Ägypter zu kuschen. Was Faquarl wohl sagen würde, wenn er mich jetzt sehen könnte?
    Apropos Herr beziehungsweise Herrin: Die kleine Araberin mochte zwar von ihrem Auftrag besessen und ein bisschen humorlos sein, aber auch wenn ich wütend war, weil sie mich so dreist beschworen hatte, rundweg verachten konnte ich sie nicht. Sie war erstaunlich mutig, bereit, sich selbst genauso zu opfern wie mich. Es klingt vielleicht paradox, aber das sprach mich irgendwie an, auch wenn ich noch nicht herausgefunden hatte, weshalb eigentlich.
    Die harmlose Grille schwirrte südwärts, in Gegenrichtung zu den königlichen Gemächern. Unterwegs merkte ich mir die Posten aller Wächter, die ich erspähte, prägte mir ihren Rang, ihr Verhalten und die Schwingungen ihrer Auren 83 ein. Die meisten waren Dschinn der mittleren Kategorie, allerdings ziemlich viele, wenn auch weniger als im Nordteil des Gartens.
    Ich hatte den Eindruck, dass es durchaus Möglichkeiten gab, ihre Zahl noch weiter

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