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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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mit Bassus tut mir schrecklich leid, Tony. Entschuldige, dass ich es nicht gleich erwähnt habe. Einfach schrecklich. Ich kann es gar nicht glauben. Vor allem heute. Er war der Beste. Ohne ihn werden die Reiterspiele nicht dasselbe sein.“
    Sie hätte wahrscheinlich noch Stunden weitergeplappert, wenn Donatus ihr nicht seinen Arm um die Schultern gelegt und gesagt hätte: „Es geht los. Wir müssen zu unseren Plätzen.“
    Sie gingen voraus. Wackeron folgte mit Sabinas Eltern, und Tony ging zwischen den beiden jüngsten Söhnen.
    Kaum saßen sie, ritten zwei Reiter in die Arena und bliesen auf Trompeten. Dann kam ein Priester, der mit donnernder Bassstimme die Götter anrief. Als er eine lange Litanei von Gebeten anstimmte, verstärkte die Menge jede seiner Bitten, indem sie im Chor rief: „Erhört uns!“
    Danach ritt eine Gruppe von Reitern herein. Begeistert sprangen die Menschen von den Sitzen und schrieen und winkten. Tony war sprachlos. Noch nie hatte er die Pferde so bunt geschmückt und die Soldaten so prunkvoll ausgestattet gesehen. Da die Männer sehr eng beieinander ritten, wirkten sie wie eine Wand. Vorneweg trug einer die Stange mit dem Feldzeichen. Sein Gesicht war jedoch nicht zu erkennen, denn er trug eine silberne Maske.
    Auf kurze, knappe Befehle hin wechselten die Reiter blitzschnell die Formation. Das geschah so elegant, dass es wie ein Ballett aussah.
    Nach diesen Reitern kamen andere, die Kämpfe ausfochten. Auch sie trugen silberne Gesichtsmasken und Prunkhelme mit Federbüschen. Als zwei besonders prächtige Reiter zum Zweikampf antraten, standen einige Reihen hinter Tony mehrere junge Mädchen auf und kreischten wie bei einem Rockkonzert.
    Das Spektakel dauerte Stunden. Gut, dass sie sich an den Buden mit Essen eingedeckt hatten und Sabinas Mutter von zuhause noch einen Extrakorb mit Süßigkeiten mitgebracht hatte.
    Zuletzt trat der Praefectus auf und hielt eine kurze Ansprache. Er beschwor die guten Beziehungen der Ala zur einheimischen Bevölkerung, was mit warmem Applaus quittiert wurde.
    Dann fuhr er fort: „Ich glaube, dass ich uns allen aus dem Herzen spreche, wenn ich sage, dass wir heute, trotz aller Festfreude, ein Mitglied der Ala besonders vermisst haben. Titus Flavius Bassus war einer unserer besten Reiter, und wir hoffen, dass er gut in der Schattenwelt angekommen ist.“
    Die meisten senkten den Kopf und murmelten Gebete für die Seele von Bassus.
    Tony schloss die Augen und hielt sich mit den Händen die Ohren zu.
     
    Einige Abende später ritt er mit Teres über die noch immer zugeschneiten Felder in der Nähe der Siedlung. Wann würde es endlich wärmer werden?
    Das Reiten hatte ihm Maius beigebracht. Und Teres schienen die abendlichen Ritte zu gefallen. Er wieherte jedenfalls und scharrte mit den Hufen, sobald Tony seinen Stall betrat.
    Ansonsten ging Tony weiter seiner Arbeit nach und fürchtete sich immer mehr vor dem Tag, an dem Micon gehen würde. Er würde danach noch eine Weile in der Wohnung bleiben können. Wackeron hatte es erlaubt, nachdem Maius und seine Frau erklärt hatten, dass sie sich um Tony kümmern würden. Und obwohl ihm davor graute, allein in der Wohnung zu sein, so graute ihm noch viel mehr davor, ganz ins Lager zu ziehen und für die nächsten Jahre nur noch der Armee zu gehören.
    Solange er ausgebildet wurde, musste er zwar keinen Fahneneid ablegen, aber sobald er von Wackeron die Erlaubnis erhielt, den Titel Medicus zu führen, würde er sich entscheiden müssen. Entweder er ließ sich als freier Arzt in irgendeiner Stadt nieder oder er verpflichtete sich, mindestens 25 Jahre dem römischen Imperium zu dienen.
    Für alle lag es auf der Hand, dass er Feldarzt werden würde, natürlich bei der Ala Noricorum. Doch würde er auf Dauer die Routine eines Lagers aushalten? Als Arzt genoss er zwar einen Sonderstatus und war nicht dem üblichen Drill ausgesetzt, aber natürlich wurde auch von den Ärzten erwartet, dass sie sich ohne Wenn und Aber mit der Armee identifizierten. Er würde zum Beispiel nie fragen dürfen, warum die Ala eine Strafaktion durchführte oder warum sie plötzlich ihre Zelte packte und in eine andere, weit entfernte Region des Imperiums zog. Das bestimmten andere.
    Aber auch die Idee, sich als freier Arzt niederzulassen, löste keine Begeisterung in ihm aus. Warum eigentlich nicht? Es wäre doch genau das freie Leben, das ihm vorgeschwebt hatte, als er vor Severus’ Autorität geflohen war?
    Er wäre sicher ein guter Arzt und

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