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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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Truhe und den fast genauso großen Korb mit Deckel rührte er jedoch nicht an. Etwas hielt ihn davon ab.
     
    Die nächsten Tage vergingen wie im Traum. Micon war oft unterwegs, stellte Tony jedoch morgens und abends weiterhin das Essen hin.
    Eines Abends saßen sie sich beim Abendessen wieder gegenüber, als Micon plötzlich sein Stück Brot auf den Tisch legte und die Hände abwischte. Offensichtlich wollte er etwas sagen, was ihm sehr schwer fiel.
    „Was ist los?“
    „Ich trage mich mit dem Gedanken, von hier wegzugehen, Tony. Ich meine damit ganz weggehen. Und zwar nach Italien.“
    „Aber warum, Micon?“
    „Bei meiner ältesten Tochter habe ich mitbekommen, dass sie an einen Sklavenhändler verkauft wurde, der den Markt in Rom bedient. Ich erinnere mich noch an seinen Namen.“
    Tonys Brustkorb krampfte sich zusammen.
    Micon fuhr fort: „Ich möchte ihn suchen und herausfinden, an wen er meine Tochter weiterverkauft hat.“
    „Wird er dir das denn sagen?“
    „Wenn ich ihm für die Information Geld gebe, warum nicht?“
    Tony wurde übel bei dem Gedanken, dass Micon sich an einen Sklavenhändler wenden musste.
    „Ich muss es versuchen, Tony. Erst wenn ich wenigstens eines meiner Kinder wieder gefunden habe, werde ich mich über meine Freiheit freuen können.“
    Er verstand Micon. Zugleich war er aber auch überrascht darüber, wie sehr ihm der Gedanke zusetzte, nun auch Micon zu verlieren. Und ja, er würde auch vermissen, dass jemand sein Essen kochte. Aber am schlimmsten war, dass er nach Micons Abreise ins Lager ziehen musste. Und sofort schämte er sich für diesen Gedanken.
    Micon wartete auf eine Reaktion von ihm.
    Tony riss sich zusammen. „Wenn das so ist, solltest du bald aufbrechen. Sklaven werden schließlich manchmal weiter verkauft, und dann wird es noch schwerer für dich, der Spur deiner Tochter zu folgen.“
    Erleichtert sagte Micon: „Genau darum wollte ich dich bitten. Dass du mich möglichst schnell ziehen lässt.“
    „Mein Gott, Micon, du bist frei! Du musst nicht mehr um Erlaubnis bitten. Wann möchtest du los?“
    „Eine Ala in der Nähe von Bonna wird Ende des Monats nach Süden versetzt. Meinst du, Fabius Pudens könnte dafür sorgen, dass ich sie begleiten darf?“
    „Natürlich. Gleich morgen früh frage ich ihn. Das ist eine gute Idee. Sicherer könntest du nicht reisen.“
    In der Nacht konnte Tony nicht schlafen. Der Gedanke, dass seine Tage in dieser Wohnung gezählt waren, zerriss ihm das Herz. Er streichelte Harpalos. Gut, dass er wenigstens noch den Hund hatte. Würde er auch im Lager bei ihm schlafen dürfen?
    Draußen lief Micon herum. Auch er konnte wohl vor Aufregung nicht schlafen.
    Tony war beeindruckt von der Entschlossenheit des stillen, unscheinbaren Mannes. Irgendwann schlief er dann doch ein.
    Und wieder hatte er den Traum. Die unendliche Eiswüste. Und weit entfernt, am Rand des Horizonts, Bassus.
     
    Der nächste Tag war ein Feiertag. Die Ala veranstaltete für die Bewohner der Umgebung auf dem Campus Reiterspiele. Tony sollte Wackeron begleiten, aber er hatte überhaupt keine Lust dazu. Es würde sicher darum gehen, den anderen Reitern irgendeine Beute abzuluchsen und damit als Erster einen Zielpunkt zu erreichen.
    Kaum hatte er zusammen mit Harpalos das Haus verlassen, fand Tony sich schon in einem Strom aufgeregter Erwachsener und Kinder wieder, die gut gelaunt und festlich gekleidet in dieselbe Richtung liefen. Am Wegrand standen Holzbuden, und von billigem Schmuck und Fähnchen bis hin zu Süßigkeiten, gefüllten Fladenbroten und gebraten Fleischspießen wurde alles mögliche feilgeboten.
    Tony brauchte eine Weile, bis er Wackeron in einer Gruppe von laut schwatzenden Menschen entdeckte. Unter ihnen war Donatus, noch etwas bleich und auf einen Stock gestützt. Und neben ihm stand eine junge Frau, die Donatus sichtlich anhimmelte. Auf sie raste Harpalos zu und sprang an ihr hinauf. Sie schrie vor Entzücken auf und kraulte ihn.
    „Das ist Sabina“, stellte Donatus Tony die junge Frau vor.
    „Und das ist Tony“, sagte er zu ihr.
    Wieder schrie sie begeistert auf. Und sofort legte sie los: „Ich war dabei, als Harpalos Donatus fand. Zu Hause haben wir den Armen erst mal gefüttert. Und am nächsten Tag haben meine Eltern und ich in der Colonia herumgefragt, um herauszufinden, was mit dir geschehen war. Das war vielleicht ein Schrecken, als wir erfuhren, dass du bei Perpenna gelandet warst. Und oh“, sie schlug die Hand vor den Mund, „das

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