Bassus (German Edition)
haben.“
Micon gewann in Tonys Augen immer mehr an Format. Er hätte ihn gerne dabei gehabt auf seiner Reise. Aber es half nichts. Micon musste seinem eigenen Stern folgen.
Bereits nach wenigen Tagen kam die Einladung auf Severus’ Gut an. Tony fühlte sich beschissen. Aber es gab kein Zurück mehr. Alles Weitere war geplant und geklärt. Er würde auf dem Gut noch ein zweites Pferd stehlen. Darauf kam es dann auch nicht mehr an. Denn er würde es brauchen für Bassus. Falls er ihn fand. Und falls Bassus noch lebte.
Doch zuerst musste Tony noch eine andere Sache hinter sich bringen.
Der gefürchtete Moment des Abschieds von Micon war gekommen. Nachdem sie noch einmal zusammen gefrühstückt hatten, standen sie einander jetzt gegenüber.
Micon umarmte ihn. Er fühlte sich schmal und zerbrechlich an. Aber Tony spürte in dem zierlichen Mann eine große Kraft. Er hätte gerne gewusst, was aus Micon wurde und ob es ihm gelingen würde, seine Tochter zu finden.
Als hätte er seine Gedanken erraten, fragte Micon: „Ist es in Ordnung, wenn ich mal schreibe?“, und fügte gleich hinzu: „Gesetzt den Fall, dass hier dann wieder jemand ist.“
Tony musste trotz seiner Trauer lächeln. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich das freuen würde, gesetzt den Fall, dass hier dann wieder jemand wäre.“
Während er mit Harpalos zum Kastell ging, drehte sich der Hund immer wieder um. Auch er schien zu begreifen, dass am Abend kein Micon mehr da sein würde.
Und wie würde er selbst sich fühlen, wenn er nach der Arbeit in die leere Wohnung zurückkehrte?
Nun, es war egal. Bald würde auch er losziehen. Das Gefühl, dass er keine Zeit mehr verlieren durfte, wurde mit jedem Tag drängender.
Wackeron reichte Tonys Urlaubsantrag ein. Er versicherte, dass es keine Schwierigkeiten geben würde.
„Alle verstehen, dass du mal ausspannen musst. Und ich bin froh, dass du dich wieder mit Severus versöhnst.“
„Ich freue mich vor allem darauf, Flavia, Marcia und den kleinen Aurelius wieder zu sehen.“
„Natürlich. Aber glaube mir, auch Severus ist ein guter Mensch.“
„Wann, denkst du, werde ich aus dem Praetorium grünes Licht bekommen?“
„Grünes Licht?“
„Äh, ich meine, die Erlaubnis.“
„Vielleicht noch heute.“
Die Sonne war bereits untergegangen, als Tony wieder in die Siedlung einbog. Der März ging bereits seinem Ende entgegen, aber noch immer lag Schnee. Inzwischen war er vom Ruß der Schornsteine an manchen Stellen fast schwarz.
Zu Beginn des Winters, vor einer halben Ewigkeit, war er mit Bassus und Harpalos hier entlang gegangen, um die Wohnung zu besichtigen.
Und auf einmal fühlte er sich furchtbar müde.
Was, wenn Bassus wirklich tot war?
Und was, wenn er wieder von einem Perpenna gefangen genommen wurde? Dann würde sicher niemand zu seiner Rettung kommen. Weil sie es nicht erfuhren. Oder weil sie es nicht mehr wollten.
Tony stand vor der Haustür. Er zitterte. Dieser verdammte, nicht enden wollende Winter! Und wenn er einfach auf die Felder laufen und sich dort hinlegen würde? Bis zum Morgen wäre er sicher erfroren.
Der Gedanke war verlockend.
Er lachte kurz auf. Er hätte die Kontrolle über sein Leben wieder, indem er seinen Tod frei wählte! Aber es stimmte. Jetzt konnte er es noch. Wenn er erst einmal in Germania Libera war und ihn wieder jemand in Ketten legte, wäre es zu spät.
Gerade als er abdrehen wollte, um aus der Siedlung zu laufen, öffnete sich die Tür.
„Ah, ich habe mich schon gefragt, wo du so lange steckst!“, rief Maius, und neben ihm trottete Harpalos heraus.
Tony fiel auf die Knie und umarmte den Hund, der freudig mit dem Schwanz wedelte und ihm das Gesicht leckte. Maius hielt eine Schüssel in der Hand, aus der es köstlich duftete.
„Von Lauba. Der Hund hat schon gegessen.“
Tony nahm die Schüssel. „Ich weiß nicht, wie ich euch danken soll.“
„Schon gut. Wir sind froh, dass wir einen Arzt im Haus haben. Meine Schmerzen sind viel erträglicher geworden.“
Tony hatte auch bei ihm die Schröpfköpfe eingesetzt.
In der Wohnung war es wohlig warm. Maius hatte mit den Holzscheiten, die Micon noch angehäuft hatte, im Herd ein Feuer gemacht. Tony setzte sich. Harpalos legte seine Schnauze auf sein Knie.
„Vermisst du die anderen auch?“, fragte er ihn.
Der Hund drückte sich noch fester an ihn.
„Ich brauche nur noch meinen Urlaubsschein, dann ziehen wir los.“
Am nächsten Tag wurde Tony überraschend ins
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