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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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lediglich um ein oder zwei Tage handeln. Und wir tun unser Bestes, um es dir bequem zu machen.“
     
    Audica aß nur wenig. Stattdessen ließ er seine Blicke hin und her schweifen. Man konnte jedoch unmöglich ahnen, was in ihm vorging. Seine Miene war unergründlich. Gerade wegen der schrecklichen Narbe, die seine komplette linke Gesichtshälfte verunstaltete, fiel auf, dass er einmal ein außergewöhnlich gut aussehender Mann gewesen sein musste. Ohne die Narbe hätte er sogar Perpenna in den Schatten gestellt.
    Im Gegensatz zu Audica ließ der es sich schmecken. Aber es war offensichtlich, dass ihr Gastgeber ihn verachtete. Besonders als Perpenna die Frau des Hauses und die Tochter freundlich anlächelte und ihnen Komplimente wegen des Essens machte, konnte ihr Gastgeber seinen Abscheu kaum verbergen.
    Einige der Begleiter von Audica und Perpenna aßen ebenfalls am Tisch mit. Die übrigen saßen auf einer Bank an der Längswand und aßen von Tellern, die sie auf den Knien hielten. Tony musterte sie kurz. Einer hielt seinen Kopf besonders tief, und irgendetwas an ihm wirkte vertraut. Tony betrachtete ihn genauer. Der Mann trug die typische germanische Tracht mit knöchellangen Hosen. Als seinem Nachbarn ein Stück Brot herunterfiel und ihm vor die Füße rollte, hob er es auf und wandte sich seinem Nachbarn kurz zu. Tony erschrak. Es war der Kundschafter, der ihn auf der Liburne angesprochen hatte. Hampus. Doch jetzt erinnerte nichts mehr an den römischen Soldaten.
    Ildiger sah immer wieder zu Tony hin, als wollte er um Entschuldigung bitten. Aber es war zu spät. Jeden Moment würde man sie in Ketten legen.
    „Wir müssen uns töten“, flüsterte Tony Ildiger zu. „Lass es uns jetzt gleich tun, solange wir noch ein Messer in Reichweite haben.“
    Entsetzt sah ihn Ildiger an. „Lass uns doch erst einmal abwarten. Perpenna kann gar nichts von uns wollen. Er hat kein Recht, uns zu versklaven. Wir sind keine Kriegsgefangenen.“
    „Das interessiert ihn nicht. Es geht nicht darum, uns weiter zu verkaufen. Er will uns sterben sehen, langsam und qualvoll. Und die Ware, auf die er wartet, ist sicher Bassus. Das ist Perpennas Rache dafür, dass Bassus mich gerettet hat.“
    „Aber was hat das alles mit Audica zu tun?“
    „Bassus ist Severus’ Freund und hat ihm beim Überfall von Audicas Männern geholfen. Vergiss nicht, dass Audica dabei seinen Bruder verloren hat.“
    „Wenn sie uns tatsächlich gefangen nehmen sollten, werden wir eben wieder fliehen. Bassus ist es doch offensichtlich auch gelungen.“
    „Es mag ja möglich sein, Audica zu entkommen. Aber aus den Fängen Perpennas gibt es kein Entfliehen.“ Tony holte tief Luft und raunte: „Ich werde mich jetzt töten. Und ich rate dir, dasselbe zu tun.“
    Bevor Ildiger reagieren konnte, hatte Tony ein Messer ergriffen und wollte es sich ins Herz stechen. Doch plötzlich umklammerte ihn die Tochter seines Gastgebers von hinten. Sie war stark. Mit einem seiner Kung-Fu-Griffe wäre er trotzdem mühelos mit ihr fertig geworden, wenn nicht Hampus und seine Gefährten der jungen Frau blitzschnell zu Hilfe gekommen wären. Tony sah, wie ihr Gastgeber und Audica Ildiger überwältigten. Dann wurden seine Oberarme mit einem Seil an seinen Körper gefesselt.
     
    Man hatte sie in eins der Nebengebäude geschleppt. Dort war es stockdunkel. 
    Nach einer Weile brach Ildiger das Schweigen: „Was wird mit uns geschehen?“
    Tony schwieg. Er hatte sich wieder auf den Weg zum Ort des Vergessens gemacht. Meter für Meter ließ er sich hinabsinken in die ewige Dunkelheit und Stille. Das war es also. Das war das Ende. Diesmal gab es keine Tür, von der ein Morvran ihn zurückreißen konnte. Da, wo er jetzt hinging, würde ihn niemand mehr erreichen können.
    Eine schwielige Hand legte sich auf seinen Mund, und die Stimme von Hampus flüsterte: „Kein Laut.“
    Er nahm Tony die Fesseln ab und half ihm auf die Füße. Ein Gefährte von Hampus half Ildiger.
    Sie schlichen hinaus und über das Gelände. Am liebsten wäre Tony gerannt, aber ihre Befreier bestanden darauf, dass sie sich langsam bewegten, um die Tiere auf dem Hof nicht in Unruhe zu versetzen. Trotz der Kälte und des Schneckentempos war Tony bald schweißbedeckt.
    Sie krochen durch ein Loch im Zaun. Nach einer Ewigkeit ließen sie auch die Felder des Dorfes hinter sich und betraten den Wald. Würden sie jetzt den ganzen Weg zurück ins römische Germanien laufen?
    Aber auf einer Lichtung standen ihre Pferde.

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