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Bassus (German Edition)

Bassus (German Edition)

Titel: Bassus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Eisenmann
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trinken?
     
    „Komm schon. Der Kreis muss möglichst groß sein.“
    Doch noch immer rührte Tony sich nicht.
    „Was… ?“
    „Wir markieren unser Revier.“
    Da ihm fast die Blase platzte, trat Tony schließlich neben Ildiger, der um ihren Lagerplatz herum in einem großen Kreis alle paar Meter in den Schnee pinkelte.
    „Du musst deine Marke an der Außenseite des Kreises direkt neben meine setzen, dann steigen die Chancen, dass sie es akzeptieren. Es sieht für sie dann nämlich so aus, als habe schon ein anderes Tier meine Grenzen respektiert.“
    Er legte los. Oh, tat das gut.
    „Nicht so viel auf einmal. Sonst musst du die halbe Nacht von dem Zeug trinken und pinkeln.“
    Er dosierte.
    Später lag er in seine Decken gewickelt neben Ildiger am Feuer. Harpalos hatte sich der Länge nach zwischen sie geschmiegt.
    Als Tony aufwachte, war der Tag bereits angebrochen, und Ildiger teilte sein Frühstück mit Harpalos. Alle hatten sich offenbar verschworen, ihn unter keinen Umständen je zu wecken.
    „Werden wir von jetzt an immer im Freien übernachten?“
    Ildiger lachte. „Wenn du möchtest.“
    „So habe ich das nicht gemeint.“
    „Es war schon so gedacht, dass wir in den Dörfern übernachten.“
    „Wirst du das nächste Dorf denn finden?“
    „He, nicht so frech.“
    „Aber was, wenn wir uns doch wieder verirren?“
    „Dann gehen wir eben den Weg zurück, den wir gekommen sind.“
    Tony drehte sich um die eigene Achse. Wären da nicht ihre Spuren im Schnee gewesen, hätte er nicht einmal sagen können, von wo sie gestern Abend gekommen waren.
    Gut, dass im Laufe des Tages die Sonne hervorkam. Obwohl sie nur an wenigen Stellen bis zum Boden durchdrang, fühlte Tony sich sofort zuversichtlicher. Und dann, Stunden später, hörten sie es: gleichmäßige Schläge, wahrscheinlich von einer Axt. Jemand, der Holz spaltete? Dann hörten sie auch Stimmen. Männerstimmen. Und kurze Zeit später eine Frau, die einen Namen rief.
    „Glückwunsch!“, sagte Tony trocken.
    Ildiger grinste.
     
    Die Dorfbewohner starrten sie feindselig an. Ildiger übersetzte für Tony.
    „Wir brauchen kein römisches Geschirr“, erklärte eine grauhaarige Frau.
    „Weder aus Sigillata noch aus Glas“, rief hinter ihnen jemand spöttisch.
    „Hier gelten die germanischen Sitten“, sagte eine andere Frau.
    Tony fühlte sich immer unbehaglicher. Irgendetwas lief hier total schief. Am liebsten hätte er Ildiger am Ärmel gepackt und in den Wald zurückgezogen. Doch der gab nicht so schnell auf und redete auf die Menschen ein.
    Aufmerksam betrachtete Tony die Gesichter. Einige Leute schien Ildiger zu überzeugen. Aber die meisten blieben abweisend. Es machte keinen Sinn, hier zu bleiben. Hier konnten sie auf keinen Fall Fragen stellen, wie harmlos die auch klingen mochten. Warum verabschiedete Ildiger sich nicht einfach und entschuldigte sich für die Störung?
    Doch jetzt fragte Ildiger etwas, das er verstand, denn er kannte inzwischen zumindest das germanische Wort für übernachten. War Ildiger wahnsinnig? Tony wollte hier nicht übernachten!
    Er raunte ihm zu: „Lass uns lieber wieder im Wald schlafen.“
    Überraschend trat jedoch plötzlich ein Mann vor, der der Anführer zu sein schien, und erklärte auf Latein: „Selbstverständlich seid ihr heute Nacht unsere Gäste. Kommt mit.“
    Die bewaffneten jungen Männer, die ihnen folgten, waren zwar die Söhne des Mannes, trotzdem fühlte Tony sich wie ein Gefangener. Sie stellten Ildiger unterwegs auf Germanisch Fragen, die der ruhig und freundlich beantwortete.
    Schließlich erreichte ihre Gruppe ein Gehöft, das weit außerhalb lag. Ein geflochtener Zaun umgab das Gelände und reichte bis zum Horizont. Das Haupthaus war mehr als doppelt so groß wie die anderen Häuser des Dorfes, und dahinter standen mehrere kleinere hölzerne Gebäude. Dorthin führte einer der Söhne ihre Pferde.
    Zwei vornehm gekleidete Frauen in germanischer Tracht, die eine noch jung, die andere im Alter ihres Gastgebers, standen an der Tür des Haupthauses und sahen ihnen mit verschlossenen Gesichtern entgegen.
    „Mein Frau und meine Tochter“, sagte ihr Gastgeber, nannte aber keinen Namen. „Und dies sind Festus und Ildiger, Geschirrhändler von der anderen Seite. Morgen werden sie weiterziehen.“
    Die ältere Frau bat Tony und Ildiger in einen hallenartigen Raum, in dem es wohlig warm war. Eine lange Tischreihe war mit Leinen und einfachem Geschirr aus Holz und Ton gedeckt. Es gab viel mehr

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