Bassus (German Edition)
Hampus’ Gefährte hatte die Tiere am Abend statt in den Stall sofort wieder in den Wald geführt und dort festgebunden. Teres und das Pferd von Ildiger und ihr Packpferd hatte er ebenfalls dorthin gebracht.
„Werden sie uns nicht verfolgen?“, fragte Tony.
Hampus schüttelte den Kopf. „Jetzt hätten sie keine Chance gegen uns. Es wird sicher eine Weile dauern, bis wir ihre Rache zu spüren bekommen.“
Es dämmerte bereits, als sie zum ersten Mal eine Pause machten.
Ildiger fragte: „Warum bist du so still, Tony?“
„Es ist wegen Harpalos. Seid ihr wirklich ganz sicher, dass er nicht mehr in diesem Dorf ist?“
„Dann hätte er doch gebellt oder gewinselt, und das hätten wir in der Nacht gehört.“
„Könnten sie ihn erschlagen haben?“
„Ich glaube eher, dass es ihn zu seinen Verwandten im Wald gezogen hat. Er war doch schon gleich nach unserer Ankunft verschwunden“, meinte Ildiger.
„Würde ein gezähmter Hund denn von einem Wolfsrudel akzeptiert werden?“
„Wenn er sich richtig verhält, warum nicht?“
Tony hoffte, dass es so war. Und doch tat es weh, den schwarzen Hund, der seit so vielen Monaten sein Begleiter gewesen war, vielleicht nie wieder zu sehen.
Unterwegs ließ er sich von den anderen überholen und bildete das Schlusslicht ihrer Truppe. Ununterbrochen suchte er den Boden zwischen den Stämmen ab und hoffte, dass Harpalos auftauchen würde.
Inzwischen wusste er, dass Hampus in Trajanus’ Auftrag unterwegs war. Um näher an Audica heranzukommen, hatte er sich als Feind der Römer ausgeben, der die Seiten wechseln wollte. Audica war darauf hereingefallen und hatte ihn beauftragt, eine Gruppe von Männern zusammenzustellen, die den Sklavenhändler Perpenna auf einer wichtigen Mission begleiten sollte.
„Audica hat bestätigt, dass Bassus ihnen entkommen ist. Sie gehen jedoch davon aus, dass sie ihn bald wieder einfangen werden, denn Bassus ist in keiner guten Verfassung.“
Tony hatte sich bei diesen Worten der Magen umgedreht. „Was haben sie mit Bassus gemacht?“, hatte er Hampus gefragt.
„Sie haben mir nur gesagt, dass sie ihn wochenlang befragt haben, aber nichts Brauchbares aus ihm herausbekommen haben.“
„Worüber befragt?“
„Das konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Ich habe aber festgestellt, dass er gegen Bassus und noch mehr gegen dich, Tony, einen abgrundtiefen Hass nährt.“
„Und da hast du ihm brühwarm erzählt, dass er uns beide haben kann?“
Hampus hatte ihn verwundert angesehen. „Das hätte ich niemals getan. Sie wussten schon, dass du in Germania Libera bist. Jemand anderes muss eure Abreise von Severus’ Gut beobachtet und weiter gemeldet haben.“
Tony war erschrocken. War es jemand, der auf dem Gut lebte, jemand, dem alle dort vertrauten?
„Jedenfalls war es gefährlich, um nicht zu sagen dumm, dass ihr hierhergekommen seid. Um euch zu retten, ist meine Deckung aufgeflogen, und ich kann meine Mission nicht mehr zu Ende bringen.“
„Wenn du uns gleich auf der Liburne erklärt hättest, was du vorhast, hätten wir dieses Dorf meiden können, und das alles wäre nicht passiert.“
„Entschuldige, Tony, aber das war völlig ausgeschlossen. Es ist ein ehernes Gesetz, dass ein Kundschafter niemals, nicht einmal gegenüber seinen engsten Freunden, seinen Auftrag preisgibt.“
Tony hatte sich schon eine ganze Weile nicht mehr umgesehen, hatte nur auf die Mähne von Teres gestarrt. Jetzt war er so weit zurückgeblieben, dass er seine Begleiter weder sehen noch hören konnte. Panik stieg für einen Moment in ihm hoch. Er unterdrückte sie. Teres musste einfach etwas schneller den Spuren der anderen folgen, um wieder zu ihnen aufzuschließen.
Plötzlich zog er an Teres’ Zügeln, und das Pferd blieb stehen. Hatte er es sich nur eingebildet oder hatte er wirklich einen Hund winseln gehört? Er lauschte angestrengt. Nichts zu hören. Dass jedoch auch Teres etwas vernommen haben musste, sah Tony am heftigen Spiel seiner Ohren. Und jetzt drehte sich Teres auch noch nach rechts. Genau von dort war das Winseln gekommen, wenn es denn ein Winseln gewesen war. Tony ließ Teres in die Richtung gehen. Und obwohl er sich immer unbehaglicher fühlte, je tiefer sie in den Wald gerieten, so konnte er doch einfach nicht anders. Es war, als zöge ihn eine unwiderstehliche Kraft dorthin. Teres schien es genauso zu gehen.
Auf einmal lichtete sich der Wald, und sie standen vor einer riesigen gerodeten Fläche. Teres wich einen Schritt
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